Zottachkofel - Messe 2012

von Hans Lackner

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Erlebnisschilderung - Samstag 7. Juli:
Die größte Sorg`- wie wohl das Wetter sein würde, nimmt uns Tage zuvor bereits der Wetterbericht. Das dürften wohl auch die gut hundert Messe - Besucher gewusst haben, die sich heut`über die Felsen hinauf zum Kirchgang entschlossen haben. Die meisten geh`n über den Klettersteig – vorwiegend die Kinder. Richtige Karawanen sieht und hört man – oft laut schwätzend – denn der Frauenanteil ist beachtlich ! Ohne auch nur einen einzigen Warnpfiff abzugeben, betrachtet ein Murmeltier aus nur 10 m Entfernung interessiert dieses harmlose Treiben (kurz vorm Sameister Steig). Was das Jausnen betrifft, trachten alle Messe - Besucher, erst den Gipfel zu erreichen. Bei mir ist das genauso – obwohl`s unterhalb freundlicher wäre. Denn so schön die Sonne auch rundherum strahlt, da oben am Gipfel hat sie`s nicht leicht, denn vom Süden her stau`n sich Wolken. Deshalb pfeift`s an besagter Stelle wieder einmal ordentlich– im Gegensatz zur darunter liegenden Gipfelmulde, in der sich die meisten Leute aufhalten. Schattig ist`s aber auch da. Rundherum wird fest gejausnet, Bierflaschen hört man vom Zuprosten erklingen und so mancher Flachmann zieht seine Kreise. Als es Zeit für die Messe wird, stellt sich schon einmal der Chor zusammen. Frau Pfarrer, Mag. Renate Moshammer - Messehelfer Gerhard Hierreich und < Nachwuchs – Messehelfer > Thomas Sagmeister (10) beziehen hinterm steinernen Altar Position.


Halbkreisförmig formieren sich die meisten Messebesucher davor. Der Rest verweilt nach wie vor im Windschatten der Mulde – vielleicht des Windes wegen – in einigen Fällen aber sicher aus reinem Desinteresse an der Messe. Thomas läutet mit einer Kuhglocke unüberhörbar die Messe ein. Das kann keiner überhören – nicht einmal im letzten Winkel. Der Chor aus Seltschach- unter Kreuzer Dietmars Führung - bemüht sich trotz akuten Personalmangels, das Beste daraus zu machen – was ihm auch eindrucksvoll gelingt ! Hierreich Gerhard – den als Privatprediger keiner mehr missen möchte, hat wieder schöne, besinnliche Worte für uns alle. Frau Pfarrer – längst < Bergpredigt Profi > legt sich ihrer Berufung entsprechend etwas salbungsvoller ins Zeug – aber auch keinesfalls abgehoben. Das Erlebnis der Mühen des Aufstieg`s – wie auch des anschließenden Glücksgefühles am Gipfel lässt sie immer wieder als anschauliches Beispiel in ihre Predigt einfließen ! Thomas dagegen, dessen Gedanken nicht unbedingt durchgehend nur beim lieben Gott sind, fällt bei seinen Blick – Streifzügen scheinbar auf, dass in der Gipfelmulde fest gejausnet wird und denkt sich vermutlich: „Was die können, kann ich auch !“ Wo immer auch sein Proviantversteck hinterm Steinaltar angebracht sein mag, - auf einmal hat er einen großen, schönen Apfel in der Hand und jausnet denselben mit solchem Genuss, dass man das Knacken und die vollen Hamsterbacken von Weitem hört und sieht. Frau Pfarrer – die Hände gerade zum himmlischen Segen erhoben – muss selbst dazu schmunzeln. Nach der Segnung des Brotes und des Weines übergibt sie dem Buben die Fladenbrote zur Verteilung. Als Katholik ist er überrascht von deren Größe und meint: „Mah – håscht du åba groaße Hostien !“ (Frau Pfarrer erzählte mir das hinterher) . Nachdem er auch die Ehre bekommt, diese Brote an die Leute zu verteilen, betätigt er sich gleich als leidenschaftlicher Vorkoster – worauf er spaßhalber noch gebeten wird, den Messebesuchern auch was übrig zu lassen. Frisch gestärkt und mit einem Schmunzeln im Gesicht erledigt er seinen Auftrag in der Folge sehr gewissenhaft und freundlich. Mit dem Wein allerdings sind Erwachsene unterwegs. Als Erstabnehmer sind auch sie gewissermaßen „Vorkoster“. Die Muldenhocker drunten kriegen nix davon – aber die haben sowieso ihre eigenen Gefäße dauernd im Ansatz. Mit dem < Großer Gott – wir loben dich > – Lied, das ziemlich alle mitsingen – aber auch das nahende Ende der Messe andeutet, verziehn sich die Wolken wieder und es wird angenehm warm. Anoraks, Jacken, Pullover – auf die man während der Messe nicht verzichten konnte, sind auf einmal überflüssig. Nach dem Schlusssegen wird der nicht aufgebrauchte Messwein – und das ist nicht wenig – großzügig an die noch Anwesenden verteilt. Der Chor singt ein paar stimmungsvolle Lieder dazu. Dann löst sich auch diese Runde auf, denn auf der Alm erwartet man die Sänger schon sehnsuchtsvoll. Traditionell bin ich der Letzte, der den Gipfel verlässt – diesmal aber in Begleitung von Rieder Alfred (treuer Gipfelmesse - Besucher), der mir eine weitere Stunde Gesellschaft leistet. Längst geht’s im Gespräch nicht mehr um die Messe – sondern um einen ganz neuen Trend am Unterhaltungssektor - dem „ Geo – Cashing“, der Geist und Körper herausfordert und viel Spaß machen soll. Da ließe sich am Zottachkofel doch auch was einrichten ??!!!



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