Literatur-Advent 2014 in Oberndorf
von Hans Lackner
Historienspiele Oberndorf – Laufen:
Datum:
Sonntag, 7. bis Montag, 8. Dezember
Mit dabei:
Charly und Hilde Preiner, Gerlinde Glas, Elli Haretzmüller, Poldi Kerth und Hiebler Hans, Nachbar Brigitte, - und ich.
Normalerweise wäre heuer Wagrein an der Reihe gewesen, jedoch ist es - aus mir unbekannten Gründen - zum Ausfall genau unserer Veranstaltung gekommen. Am Programm steh`n auf einmal nicht mehr Fackellauf, Weisenbläser, Hirtenspiele und Lesung, sondern plötzlich ein Rockkonzert – anlässlich der Saisoneröffnung von Flying Mozart. OK – die Jugend ist auch wer, versuchen wir halt unser Glück im nächsten Jahr nochmals. Ersatz ist auf einmal gefragt – und so bin ich auf Oberndorf und die Historienspiele gekommen.
Sonntag, 7. Dezember 2014:
Anreise:
Per Zug über Salzburg. Damit ein bisserl Action zum Schreiben zusammenkommt, bieten sich gleich ein paar Pannen an:
Panne 1: Poldi steht am Bahnhof plötzlich vor mir und bekennt, dass sie ohne Koffer da sei, Hans habe denselben einfach nicht mit ins Auto gepackt. Ich vertröste sie auf den nächsten Zug, der immer noch früh genug sei und rechne eigentlich, dass sie mit ihrem Übeltäter 2 Stunden später angereist kommt. Dem ist nicht so: Hans fährt gleich mit uns mit, erspart sich damit diverse Vorwürfe und hat gleichzeitig lustige Unterhaltung im Kreis uns`rer Runde.
Panne 2: Unser Waggon ist leider nicht beheizt, wir aber haben längst Platz genommen, uns ausgezogen und die Sachen abgelegt. Eine Zeit lang hoffen wir, dass sich das Problem beheben würde, aber da kommt nichts als kalte Luft aus dem Gebläse. Der Schaffner spielt den gestressten Servicemann, der sich auch um andere Sachen zu kümmern habe. Damit kommt er bei uns gutmütigen „ Låtschen“ eine Weile ganz gut durch, nicht mehr aber ab Velden. Denn da steigt unsere kampferprobte Brigitte zu, die weder vor Männern – noch vor ähnlichen Monstern oder gar Ungeheuern Angst hat. Nicht nur, dass sie mit unüberhörbarer Stimme den Schaffner über diese „ Zustände“ informiert, sie kümmert sich auch gleich um einen Ersatzplatz im nächsten, schön beheizten Waggon. Lästig ist die Siedelei schon ein bisserl – aber auf jeden Fall lohnend. Dreimal sempert Brigitte den Schaffner noch an, bis es ihm reicht und eine adäquate Antwort von sich gibt. Es dürfte mehrere solche Brigitte`s im Zug geben, denn der Mann kocht geradezu über. Wer weiß, wozu er mutiert wäre, müsste er nicht den kundenfreundlichen Servicemann der ÖBB abgeben. Zwei – dreimal flitzt er noch in aller Eile an uns vorbei, um dann – wie vom Erdboden verschluckt - die letzte Fahrtstunde überhaupt nicht mehr zu erscheinen. Wir haben jedenfalls viel Spaß während der Fahrt, trinken Kaffee, relaxen und rollen dabei unaufhaltsam auf Salzburg zu.
Salzburg:
Etwa eine Viertelstunde haben wir Zeit zum Umsteigen – und, um Elli zu finden. Elli finden wir sofort – im Gegensatz zum Bahnsteig 11 – auf dem unser Zug nach Oberndorf schon wartet. Wir rennen ziemlich planlos umher, bis wir endlich fündig werden. Es geht unter die Erde, gleich einer U –Bahn, Gott sei Dank noch früh genug !
Fahrt nach Oberndorf:
Im Gegensatz zum EC zuvor, haben wir jetzt einen ausgesprochen lustigen, hilfsbereiten Schaffner. Er gibt uns auch noch alle möglichen guten Tipps für Oberndorf, seine günstigen Gasthäuser und die Veranstaltung überhaupt. Brigitte lobt denselben geradezu überschwänglich, was dieser mit stolz geschwellter Brust und einem „ Is jå selbstverständlich!“ quittiert. In Oberndorf sorgt er noch dafür, dass wir am richtigen Bahnhof aussteigen.
Ich selbst hätte ja große Lust, mit einem Taxi weiter zu fahren, die andern aber nicht, sind ja angeblich nur 700 Meter. Außerdem liegen empfohlenes Restaurant und Stille Nacht – Kapelle auf der Strecke. Das Restaurant ( Gasthaus zur Bahn ) ist gleich gefunden, wir geh`n aber vorerst vorbei. Das Wichtigste jetzt sind nämlich die Eintrittskarten für die Historienspiele. Im Tourismusbüro – unweit der Stille Nacht Kapelle - sind diese abzuholen. Nicht einmal die wohlduftenden Glühweinstände können mich zurückhalten. Freundlich überreicht man mir sofort die vorbestellten Karten. Jetzt ginge sich ein Glühwein aus oder zwei, doch die Kumpels wollen zur Unterkunft ( Gasthof Bauernbräu ). Nach 5 weiteren Anmarschminuten sind wir auch schon dort. Die Wirtsleut begrüßen uns sehr freundlich, teilen uns aber mit, dass a) die Zimmer noch nicht fertig und b) der gesamte Speisesaal für ankommende Busse reserviert sei. Macht nichts – gehen wir halt zurück zum zuvor schon empfohlenen Restaurant beim Bahnhof. Das Gepäck können wir natürlich einstweilen unterstellen. Der Hunger lässt unsere Schritte nicht nur schneller, sondern auch größer ausfallen. Sofort finden wir Gefallen an der Gaststätte und beschließen, hier das Mittagessen einzunehmen. Dass man da zur Begrüßung schon einen kleinen Happen als Vorspeise gratis angeboten bekommt, erstaunt uns alle, und das bei ausgesprochen netter und flotter Bedienung.
Herrlich schmeckt nun das Essen und keiner geizt mit dazu passenden Getränken. Wir lassen uns richtig Zeit dazu, sodass wir auch noch ohne weiteres Poldis Ankunft abwarten können. Hans holt sie persönlich ab. Wie immer diese Begegnung ausgesehen haben mag, von einer Misslaune ist nicht das Geringste zu merken. Kompliment an Poldi, mit Jutta hätte das sicherlich nicht so funktioniert, die wär`wahrscheinlich unter denselben Umständen protesthalber daheim geblieben.
Mit vollen Bäuchen und relativer Mittagsmüdigkeit brechen wir wieder in Richtung Unterkunft auf, um uns einzunistern. Dazu geht sich die Zeit noch gemütlich aus, für einen Napferzer reichts aber nimmer.
Der „Stille Nacht“ – Themenweg zwischen Stille Nacht Kapelle in Oberndorf und Stadtsaal Laufen:
(auf bayrischer Seite)
Im Bereich der Stille Nacht Kapelle stehn schon ziemlich viele Leut` und es bleibt gerade noch kurz Zeit für eine Einkehr in dieselbe. Ein paar schnelle Fotos geschossen, für besinnliche Minuten da herinn` nehmen wir uns morgen Zeit. Ein Moderator in Schifferer – Ausstattung begrüßt uns Teilnehmer und erklärt den nun folgenden Programmablauf,- Geschichtliches aus der Zeit der Liedentstehung hingegen ein Historiker. Zum Abmarsch werden Laternen verteilt, obwohl´s noch taghell ist, der Romantik halber halt. Es ist eine vergleichsweise kurze Wanderung mit vier Stationen:
(Oberndorf: Stille Nacht Kapelle und Nepomukdenkmal mit der schönsten Kalvarienberg – Anlage nördlich der Alpen. Laufen in Bayern: Altehrwürdiges Rathaus undder Adventzauber - Markt) daher auch die Bezeichnung „Themenwanderung“. Dort gibt es überall kurze schauspielerische Darbietungen (z.B. von den Schifferweibern, dem Bürgermeister und Stadtschreiber) ,um uns Geschichte lebendig näherzubringen. Außerdem werden wir von einem Bläserquartett musikalisch – wie auch von Schifferschützen begleitet. Wirkt echt gut und sehr beeindruckend.
Auf dem Weg über die Salzach gelangen wir über die Staatsgrenze nach Bayern . Die Brücke ist mit hunderten bunten Schlössern behängt, jeweils pärchenweise und stammen natürlich von Verliebten, die hier ihre Unzertrennlichkeit dokumentieren. So manche dieser Schlösser sind sicher auch schon wieder abmontiert worden. Einige hängen allerdings auch nur mehr solo drauf ! Inzwischen hat stärkerer Regen eingesetzt, leider kein Schneefall. Wie hätte das doch die romantische Stimmung noch zusätzlich aufgebessert ?! Aber man darf nicht klagen – es ist auch so sehr stimmungsvoll.
Am Adventzauber Markt taucht noch eine Zirkustruppe auf und Glühweinstände laden zum Verweilen ein, was wir mit Hingabe auch befolgen. Die bis zum Beginn der Historienspiele im Rathaus verbleibende Zeit nützen wir auf diese Weise. Kalt genug ist es ja trotz des Regens. Das Getränk schmeckt so vorzüglich, dass es nicht bei diesem einzigen bleibt. Zeitgerecht machen wir uns auf den Weg zur Festhalle (Salzachhalle ), welche im NU gerammelt voll ist. Die Bühne ist riesig groß und kann viele dutzende Darsteller locker aufnehmen.
Aufführung:
Ein ganzes Heer an Akteuren ist an den Historienspielen beteiligt, wie etwa die Anklöckler, Frauenbildträgerinnen, Goldhaubenträgerinnen, Schiffer und ein dunkelhäutiges Mädchen, Lehrer Franz Gruber mit einer reizenden Schar von Tafelklasslern und natürlich Hilfspfarrer Josef Mohr. Als Neuinszenierung bekommen wir den „Mohrenfranzl“ zu sehn. Es geht um ein farbiges Mädchen, das als lediges Kind eines napoleonischen Soldaten und einer Lauf`ner Schiffersfrau vorerst geächtet seine Heimat verlässt, nach Jahren von einem Oberndorfer Schiffer zufällig in Ungarn aufgegriffen- und wieder zurück nach Oberndorf gebracht wird, wo beide freudig aufgenommen werden und ein Happy End erleben. Auch die Entstehung des Stille Nacht Liedes wird auf der Bühne sehr eindrucksvoll dargestellt. Als es dann zur Darstellung der Mitternachtsmette von 1818 kommt und alle Beteiligten als Kirchenbesucher mitsingen, ist der absolute Höhepunkt erreicht.
Alleine schon die Anwesenheit der vielen Kinder macht aus der Aufführung ein Festspiel, das man sicher niemals vergisst. Darum herzliche Gratulation den Lauf`nern und Oberndorfern zu dieser großartigen Veranstaltung. Die weite Anreise hat sich für uns mehr als gelohnt. In ein paar Jahren kommen wir ja wieder retour.
Abend:
Nach der Veranstaltung geh`n wir den ganzen Weg – noch immer bei Regen – zurück Richtung Hotel, wobei wir uns für kurze Zeit teilweise aus den Augen verlieren. Schuld daran bin wohl ich mit meiner ewigen Fotografiererei und Brigitte, die`s besonders eilig hat, da sie ja noch den Zug nach Hause erwischen muss. Außerdem muss ich noch unbedingt ins Hotel, um die Gitarre zu holen, die im Endeffekt eh nicht zum Einsatz kommt. Einzig Gerlinde ist mir geblieben, vom Rest gibt es kein Lebenszeichen. Möchte Charly mit dem Handy erreichen, doch dieses spinnt plötzlich. Nun gut, werden uns schon im Gasthaus treffen, ich mach jedenfalls noch meine Nachtaufnahmen vom Christkindlmarkt und Gerlinde hält mir schön den Schirm. Als wir zum Bahnhofsgasthaus kommen, sitzen schon alle fröhlich beim Bier. Brigitte seh ich leider nimmer, die ist bereits Richtung Salzburg unterwegs. Wir speisen nochmals fein, gönnen uns ein paar Bierchen und unterhalten uns gemütlich. Die Klampfe lass`ich schön eingepackt in der Tasche, es sind einfach zu viele Leute da herinn`. Für kurze Zeit geht der Regen in Schneefall über, aber es reicht halt doch nicht für mehr. Irgendwann kurz vor Mitternacht sind wir wieder im Hotel und genießen die Nachtruhe – ich sogar ganz allein.
Nacht:
Schlafe bestens und muss auf niemanden Rücksicht nehmen, steh`zeitig auf, dusch mich und richt` alles für die Heimreise her.
Montag, 8. Dezember 2014:
Frühstück + Stille Nacht Kapelle:
Klasses Buffet mit allem, was das Herz begehrt. Alle sind prächtig ausgeschlafen, haben aber unterschiedliche Tagesprogramme. Charly, Hilde und Gerlinde wollen etwas früher heimreisen; Poldi, Hans, Elli und ich erst Stunden später. Als letzte gemeinsame Aktion beschließen wir noch den Besuch der Stille Nacht Kapelle, um am Originalschauplatz das Stille Nacht Lied noch gemeinsam zu singen. Ich frage dazu im Büro höflich an, blitze aber damit ab, da angeblich gleich eine Führung stattfindet. Wir gehen trotzdem zur Kapelle und sehn nach den rechten Dingen. Aber da ist noch keine Führung zu erkennen und im Inneren lediglich ein paar Chinesinnen. Da das Lied ja keine Ewigkeit dauert, pack ich einfach aus, stimme, stell mich zum Altar und trällere los. In der Bankreihe vor mir steh`n meine Kumpanis, ebenfalls brav dazu singend. Die anwesenden Asiatinnen zücken augenblicklich ihre Fotoapparate, fotografieren und filmen, dass es eine Freude ist. Abwechselnd stelln sie sich zu mir und grinsen übers ganze Gesicht. Ich grinse zurück. Der Gedanke, dass nun Bilder meiner Vissage in chinesischen Fotoalben herumgeistern, ehrt mich fast. Als wir fertig sind, die Gitarre einpacken und austreten, merken wir erst, dass vor der Kapelle noch dutzende dieser Art den Einlass begehren. Für einen zweiten Auftritt haben wir aber weder eine Anfrage, noch die nötige Zeit dazu, denn nun trennen sich unsere Wege. Charly, Hilde und Gerlinde müssen zum Zug.
Laufen, 2. Runde: Wir restlichen vier jedoch beschließen, dem Städtchen Laufen nochmals einen Besuch abzustatten. Langsam und bedächtig trotten wir nochmals den gesamten gestrigen Themenweg ab, und wiederum bei Regen. Unterwegs gönnen wir uns eine heiße Leberkässemmel und gehen schließlich wieder retour nach Oberndorf, aber eine neue Route. War die Brücke beim Themenweg ein einfacher Personensteg, so ist sie jetzt eine stark befahrene Straßenbrücke. Wie dem auch sei, wir landen wieder am Oberndorfer Christkindlmarkt. Und jetzt ist die Zeit reif für einen Glühwein. Bei mir scheint die Zeit sogar überreif, denn es werden gleich 3 derer Gaumenfreuden. Daher haben wir in der Folge nicht nur untereinander eine Menge Spaß, sondern auch mit dem Fräulein hinter der Theke. Bevor wir allerdings noch zu jodeln beginnen, gehen wir doch rechtzeitig retour zur Unterkunft, wo wir noch eine Kleinigkeit essen. Nachdem wir uns artig für Quartier und Service bedanken, bringt uns ein bestelltes Taxi zum Bahnhof .
Rückfahrt nach Salzburg:
Diese halbe Stunde Fahrtzeit nutzen wir für ein kleines Nickerchen. Am Salzburger Bahnhof setzen wir dann in der „ Bahnhofsreste“ unser Mittagsessen fort. Die 2 dazu konsumierten Seitl vertreiben zumindest vorübergehend die Müdigkeit, bevor sie im Zug wieder Besitz von uns ergreift.
Zugfahrt nach Klagenfurt:
Da der Zug verspätet ist, kehr`n Elli und ich noch kurz im Warteraum ein. Da werde ich doch glatt von einer Jenigerin angesprochen – Schabus Monika. Sie war am Salzburger Christkindlmarkt. Wir plaudern an die 10 Minuten lustig hin und her, verlier`n uns aber beim Einsteigen wieder aus den Augen. Am Bahnsteig stehn unzählige Passagiere, die ebenfalls einen Platz im Zug möchten. Jeder hofft, dass gerade vor seiner Nase die Türe aufgeht. So ungefähr ist es dann auch, wir kriegen – wenn auch getrennt – einen Platz. Elli und ich sitzen als trautes Pärchen zusammen, ein paar Meter weiter Poldi und Hans. In Schwarzach – nehmen wir uns vor – geh`n wir in den Speisewagen. Lang dauerts nicht, holt mich schon wieder das Sandmännchen, Elli liest. Irgendwo vor Schwarzach wird der Nachbartisch unserer Kumpels teilweise frei, worauf wir siedeln. Den Abstecher in den Speisewagen lassen wir zwei uns aber dennoch nicht entgeh`n. In Ellis Beisein bleibt es selbst bei einer Kaffeepause nicht beim Kaffe allein. Das dazu servierte Glas Wasser ist höchstens der Tropfen am heißen Stein. Diesbezüglich sind wir ungemein artverwandt. Und so halten wir es ganz locker bis Spittal aus. Die letzte Fahrstunde sitzen wir noch mit den beiden Sparefroh`s zusammen, die ihren Kaffee lieber daheim trinken.
Klagenfurt:
Poldi und Hans bieten uns ihre Taxidienste an, Elli nimmt dankend an, ich fahr lieber mit dem Stadtbus. Der aber ist schon über alle Berge und so nehm` auch ich ein Taxi. Zu diesem brauch` ich aber nicht erst 5 Min. hinlatschen. Und so überhol`ich meine noch auf Wanderschaft befindlichen Kumpels sogar noch schadenfroh. Daheim werd´ich dann zwar durchaus freundlich, aber mit einem Interesse, als ob ich gerade vom WC käme, empfangen. Kein Problem, alles Routine!