Westkla 2010 - Nationalpark Ortler/ Mt. Cevedale
von Hans Lackner
Mit dabei waren:
Schwaben:
Andreas, Edwin, Franz, Hans, Herbert, Klaus, Leo, Otto, Peter
Bayern:
Hermann
Klagenfurter:
Charly, Seppi – und i
Quartier – Ausgeführte Touren – Wetter:
Unterbringung:
"Martellerhof" Fam. Grassl (€ 45.- Halbpension)
Ausgangsort:
Gand 39 / Martell - im Martellertal (Vinschgau)
Anreise:
Klagenfurt – Lienz – Sillian – Pustertal – Bozen – Meran - Vinschgau (Abzweigung: Goldrain)
Heimreise:
Vinschgau – Meran – Bozen – Pustertal – Staller Sattel - Defereggental – Lienz – Klagenfurt
Ausgeführte Touren:
a.) Martelltal - Zufritt See - "Enzian Hütte" - "Lyfi" Hütte und retour (Eingehtour)
b.) Ersatztour:
Martelltal - Vinschgau Richtung Meran - Schnalstal - Vernagt am See - Tisenhof -Finailhof und retour.
Ursprünglich geplante Tour:
Martelltal – Zufritt See – „Enzian-Hütte“ – „Zufallhütte“ – „Marteller Hütte“ (2610m) bzw. Madritschenjoch (3123m). Konnte wegen der Murenabgänge der Vergangenen Nacht nicht durchgeführt werden!ds
Wetter:
Ausgesprochene Südwest – Wetterlage mit eingebauten Gewittern und Extremniederschlägen. Daher auch verbreitet Hochwasser und gefährliche Murenabgänge dazwischen aber durchaus brauchbare Tourenbedingungen.
Nun aber zu den einzelnen Erlebnisschilderungen:
Freitag, 13. August 2010:
Tagelang zittere ich schon wettermäßig dem Ereignis entgegen, denn angesagt ist für den Vorhersagebereich auf deutsch gesagt…. ein „Sch……….wetter“.
Der Himmel ist bereits in der Früh mit schweren grauen bis schwarzen Wolken verhangen. Von Südwesten her hört man auch schon leichtes Donnergrollen. Charly ist pünktlich bei mir. Wir verpacken mein „Kramasuri“ und fahren zu Seppi nach Gurnitz. Ein Geistesblitz durchzuckt Charly plötzlich ……. er hat seine „Golserer“ daheim vergessen. Also noch einmal zurück nach Klagenfurt, anstatt auf die Autobahn. Etwas verspätet geht’s dann los: Vom Himmel herunter hängt ein eindrucksvoller Regenvorhang, den zahlreiche Blitze durchzucken. Nach wenigen KM prasseln dann die ersten schweren Tropfen auf uns nieder. Hoffentlich wird’s nur kein Hagel !? Dann ist diese Wasserwand da, die man fast nur mehr im Schritttempo durchfahren kann. Es blitzt unentwegt und manche Donnerschläge sind sogar herinnen im Auto laut wahrnehmbar. Dieses Schauspiel dauert etwa ¼ Stunde, dann regnets wieder normal dahin. Nach Spittal lichtet sich der Himmel und von ferne kann man schon blaue Flecken am Himmel sehn. Ab Lienz bis ins Pustertal scheint die Sonne. In Sillian besuchen wir ein Cafe, kaufen beim Spar ein bisserl ein und fahrn wieder los. Ab der Grenze ist auf der Straße ziemlich viel los, man merkt die „Ferragosta“ an der Autoschlange, die sich langsam Richtung Innichen und Toblach bewegt. Die Hoffnung, dass sich das bessert, da ein Teil davon ja sicher nach Cortina und Misurina abzweigt, ist nur von kurzer Dauer. Je tiefer wir ins Pustatal eintauchen, desto stärker wird wieder der Verkehr. Bald regnets auch schon wieder. Mit 50 / 60 km/h schleichen wir bis zur Autobahnauffahrt in Brixen dahin. Auf der Autobahn ist zwar starker Verkehr, doch geht es recht zügig voran. In Bozen müssen wir aber schon wieder runter davon, was aber nicht so schlimm ist, da eine Schnellstraße bis Meran folgt. Ab Meran folgen wir der Vinschgau Bundesstraße bis Schlanders. Um 13.oo wollten wir uns da im „Gasthaus Sonne“ treffen. Hermann konnte sich an diesen Namen erinnern und so kam dieser Treffpunkt zustande. Um halb eins riefen mich bereits die schwäbischen Kumpels an, um uns mitzuteilen, dass sie angekommen sind – und dass sich das Gasthaus nicht in Schlanders, sondern im anschließenden Ort Kortsch befindet. „Also, das kommt mir nun schon komisch vor!“ Ich versuche, mich zu erinnern, aber es funktioniert nicht so richtig. Es sieht alles irgendwie anders, als bei der Erkundigung vor 6 Wochen aus. Nach einigen Ehrenrunden finden wir das gesuchte Gasthaus. Sieht auch nicht mehr ganz so aus, wie in meiner Erinnerung und außerdem ist der Parkplatz viel kleiner. Für kurze Zeit ist mir das egal, denn die ersten Westhausner kommen freudig auf uns zu; der Rest sitzt im Lokal. Das freudige Wiedersehn und viele spaßige Bemerkungen lassen unsre Laune gleich wieder in die Höhe schnellen. Dann meldet sich plötzlich Hermann, unser Urbayer am Handy , um uns mitzuteilen, dass wir im falschen Gasthaus sitzen. Macht aber nichts – jetzt ist es das Richtige – denn zum Essen haben wir hier das weit größere Angebot. Ein paar Minuten ist der nicht ganz unschuldig Beteiligte am Irrtum bei uns. Auch er wird mit allen Ehren begrüßt. Bestens verpflegt und frohgelaunt treten wir eine Stunde später den letzten Teil unserer Reise (ins Martelltal) an. Wir fahren alle schön hinter Hermann her, damit ja nichts mehr schief geht. Wohlbehalten und früh genug kommen wir beim Hotel „Martellerhof“ an. Die Wirtin begrüßt uns sehr freundlich und muss sich gleich mit Sonderwünschen unsererseits beschäftigen. Im Nu ist aber alles geregelt, wir können uns in Ruhe einnisten. Wer fertig damit ist, geht natürlich gleich ins Gastzimmer zum „erschten Woize..“
Als alles versammelt ist, gebe ich den Startschuss für 30 min „Happy hour“ und leg noch 10 min drauf. Das muss meinerseits drin sein, wenn man sich eh nur einmal im Jahr trifft! Die Gitarre ist auch schon ausgepackt und eingestimmt für die Begrüßungslieder: „Ja wir sind alte Freunde……“, „Wir sind eine große Familie“ und die „Bergkameraden“. Beste Stimmung kommt auf- bei diesem geglückten Einstand. Um 19 Uhr wechseln wir ins Speisezimmer zum Abendessen. Großartig, was die für die € 45.- Halbpension anbieten. Die zwei hübschen Kellnerinnen „Barbara“ und „Veronika“ sind sehr freundlich und machen beste Arbeit. Man siehts und hörts: Alle sind voll zufrieden! Ab etwa 20 Uhr setzen wir den Hüttenzauber fort. Stundenlanges Singen, Erinnerungen auffrischen, Scherzen und fröhliches Zuprosten folgen. Etwa um Mitternacht verziehn sich die letzten nach oben, derer ich einer bin. Die erste Nacht steht vor uns, es ist eine Regennacht!
Samstag, 14. August 2010:
Der Regen ist vorerst einmal vorbei und so mancher kleine blaue Fleck zieht fröhlich mit den vielen Wolken seines Weges. Die Sicht ist OK und der Blick auf die Berge momentan frei. Über 3200m hat`s neuen Schnee gegeben, - der präsentiert die Gletscher im saubersten Weiß. Wir können uns`re Tour heute ohne Weiteres durchführen!
Vorher gibt’s aber noch ein feines Frühstücksbuffet, dem es an nichts fehlt!
Kurz darauf stehn wir startbereit an der Straße, denn ein SAD – Bus soll uns auf 2050m SH bringen. Jeder genießt die Fahrt durch diese herrliche Gebirgs -landschaft. Der „Zufritt – Stausee“ hat sich inzwischen bis auf wenige Meter aufgefüllt, aber für die angesagten schweren Regenfälle sicher noch genügend Platz. Das ist beruhigend! Am Berg –Parklatz angekommen, formiert sich unser Grüppchen……..und ab geht’s in Richtung „LYFI – Alm“. Vorher aber stellt sich noch der Franz mit einem Schnäpschen in den Weg. Keiner wagt es, unverrichteter Dinge loszuziehn! Hans – unser bewährter Fahnenträger - marschiert an der Front. Ein paar Hüttenzauber – Geschädigte verlieren aber bald den Anschluss, so heißts immer wieder ein bisschen warten. (Angeblich kommen die Verzögerungen nur vom Fotografieren – auch gut!) Hermann verlieren wir ganz, er lässt ausrichten, dass wir unbesorgt vorausgehen können. Das mach ich ohne Bedenken, denn der kennt sich hier soundso überall bestens aus. Etwa 1 ½ Stunden gehen wir über eine sehr schön angelegte Steiganlage, die zur Zeit leider über und über mit weniger schönen Kuhfladen geziert ist. Der eindrucksvolle Zirbenwald beiderseits neutralisiert die Agrardüfte so einigermaßen. Am Ende der Kuhfladen – Autobahn“ stehn wir vor der LYFI – Alm, die gerade wegen ihrer Bescheidenheit sehr einladend wirkt. Eine Augenweide von einer jungen Kellnerin nimmt fröhlich scherzend unsere Bestellungen auf. Bald taucht auch schon die Wirtin auf, die ebenso gut gelaunt ist, dafür aber schon etwas länger auf dieser Almweide blüht. Die Speisen schmecken hervorragend und das Bier erst recht…….! Stundenlanges lustiges Treiben, obwohl sich über uns der Himmel schon wieder bedenklich eintrübt. Hermann ist etwa eine halbe Stunde später eingetroffen und passt sich sehr schnell unsrer guten Laune an. Er verlässt uns allerdings nach Speis und Trank wieder: „Wissts wås Burschn: I geh schön långsåm voraus, denn dås Wetter kummt immer näher. I möcht` nit zum Ausdrahn nåss werdn. Pfüat euch – bis später!“
Wir geben ihm absolut recht, weil er ja gesundheitlich ein wenig angeschlagen und außerdem fast 77 ist! Als wir uns deswegen ebenfalls schön langsam wieder aufraffen, kommt die Wirtin gleich mit einer Schnapsrunde daher – und wird nicht müde, eifrig nachzuschenken. Für diese nette Geste erntet sie so manches inniges Küsschen – in manchen Fällen sogar mit Zugabe. Ist ja in Ordnung – wir sind schließlich ein lebensfrohes Grüppchen. Während wir an der Terrasse schön langsam abziehen, bleiben diverse Herrschaften noch in der Hütte, die Augen anscheinend über die Zeit an die fesche junge Südtirolerin geheftet. Wir – die Vorhut- kommen nach 10 Minuten in die von Petrus inzwischen eingeschaltete erste feine Brause. Gott sei Dank sind wir nun auf einer breiteren Fahrstraße, sodass eventuell auftretende Navigations – Patzer unsrer Haxen leichter auszugleichen sind. Die letzten 10 Gehminuten schaltet die Brause auf Stufe 2 und schließlich 3. Unser Marschtempo würde nun sogar Luis Trenker beeindrucken. Plötzlich ist lautes Knacksen durch den Wald zu hören. Ein aufgescheuchter Hirsch, flüchtende Wildsäue oder gar ein Bär??? Dieses hastig talwärts springende Wesen hat aber zwei Beine und ist von stattlicher Statur. Auch Yeti ist es nicht, sondern……… unser „Ja , ja – wer denn sonst?“ . Wie das? Jagt er einer Jungfrau hinterher? Natürlich nicht – es geht wieder einmal um den Wettlauf zur nächstliegenden Hütte. Sein Konkurrent, der mit viel Speed auf dem Fahrweg unterwegs ist, hat das Nachsehen. Das war Austricksen a`la „Fuchs und Hase“.
Ich such nach einer Abkürzung, die in diesem Fall der „Hase“ eventuell genommen hat,- es gibt sie nicht! Der ist frei wie ein Steinbock zu Tal gesprungen – gewaltig ! Ob er das morgen nicht zu spüren bekommt? Bin neugierig! Jedenfalls kommen wir gerade noch rechtzeitig zur „Enzianhütte“, die Gott sei Dank offen hat. Während wir wieder was gegen den Durst bestellen, dreht Petrus seinen Brausestrahl auf „Maximum“ auf. Mit nicht zu übersehender Schadenfreude schaun wir neugierig in Richtung „Nachzügler“ , die mit beachtlicher Verspätung als gebadete Mäuse anmarschieren. Für Spott haben die nicht zu sorgen. Ein paar Getränke gehn sich selbst für sie noch aus, bevor uns der Bus wieder zu Tal bringt.
Im Hotel angekommen, verschwinden alle in ihre Zimmer, um sich ein bisschen zu sammeln. Pünktlich zum Abendessen treffen wir uns wieder. Die Verpflegung ist wie am Vortag hervorragend und vielseitig.
2. Hüttenabend:
Wie bereits am Vortag gibt es ein hervorragendes, 4 –gängiges Abendmenü.
Danach beginnen Hermann und ich mit dem Aufbau des DIA – Vortrag – Equipments. Die Kellnerinnen helfen dabei brav mit. Nachdem alle Platz genommen und sich ein Getränk bestellt haben, beginnt Hermann mit seinem Vortrag über den Mt. Cevedale, den Ortler und ähnliche Giganten dieser Gegend. Es gibt nichts auf den Bildern, das er nicht benennen könnte – und daher auch die allgemeine Bewunderung. Etliche Hausgäste haben sich bereits dazugesellt.
Die Sätze hörn sich an wie:“ Von da „Casati – Hüttn“ am Långenferner Joch geht’s dånn glei kilometerweis und spåltnreich übern „Zufållferner“ auf den Mt. Cevedale, wo`s früher noch Sommerschilauf betriebn håmm. Åndrerseits geht’s von da Casatihüttn hinteri zum Eisseepåss, der Eisseespitzn und zur Schaubåchhüttn.Von durt geht’s weida über de Madritschhüttn zum Madritschsåttl, wo ma jå auffigehn wolltn…….åba bei dem Sauweder…..“
Hermann hat sich brav auf eine Vortragslänge von 1 guten Stunde beschränkt und so ist auch niemand eingeschlafen dabei, obwohl in unseren Gehirnen etliche hundert Bergbegriffe -/ bzw. Bezeichnungen wie ein Moskitoschwarm herumkreisen. Er bekommt einen wohl verdienten kräftigen Applaus. Mancher von uns geht nach diesem Informations – Tsunami bereits ins Zimmer, der Rest verbleibt bis etwa Mitternacht in der bewährten Gaststube. Alle aber schaun zuvor noch bei der Tür in die Nacht hinaus. Es regnet sintflutartig und das Rauschen der Gletscherbäche ist nicht zu überhören. Gott sei Dank wird der See viel von dem Wasser auffangen. Am Tisch wird noch ein wenig gesungen und über allerlei diskutiert oder geblödelt. Es ist aber wesentlich leiser als gestern!
Punkt Mitternacht lieg auch ich als letzter abendlicher Zecher im Bett. Die Fenster sind alle gekippt und so höre ich mir mit Wonne dieses duscheartige Regengeräusch als Betthupferl an.
Sonntag, 15. August 2010:
Der Regen hat irgendwann in der 2. Nachthälfte aufgehört – nur mehr die Hochwasser führenden Bäche sind deutlich zu vernehmen. Der Himmel ist noch bedeckt, aber es scheint, als ob die Wolkendecke nicht mehr allzu dick wäre, das sieht man am Farbton. Während ich mich ganz den atmosphärischen Gegebenheiten widme, entdeckt Hermann die Straßensperre, die direkt vor unserem Hotel steht. Da muss was passiert sein! Bald hören wir von einem großen Murenabgang, der die Straße verschüttet hat. Das heißt auf deutsch: „Nix mit dem oberen Martelltal, der Zufallhütte, der Martellerhütte. Was mach ma da?“
Auch in diesem Fall hat Hermann schon einen Lösungsvorschlag parat: „Hånsi – wås is – fåhrn ma ins Schnalstål nåch Vernagt am See?“ Ich bin sofort damit einverstanden und uns`re Westhaus`ner Kumpels ebenso. So lernen wir glatt auch noch unser ursprünglich angepeiltes Westkla Ziel 2010 kennen. Voller Tatendrang setzen wir uns noch zum Frühstücksbuffet, erfahren, dass das Schnalstal frei befahrbar ist und stellen fest, dass die Wolkendecke allmählich aufreißt. Hermann fährt dann mit uns Klagenfurter mit, die Westhausner mit ihrem Bus. Jetzt erst merke ich, dass wir da einen Schwerstinvaliden unter uns haben. Unser gestriger „Über Stock und Stein springender „Artist“ steht gebeugt vor uns; die eine Hand ins Kreuz gelegt, die andere an einen Gehstock gestützt. Der Glanz der „deutschen Eiche“ ist verblasst, von „zäh wie Leder“ keine Rede mehr – geschweige denn von „flink wie ein Windhund“. Dennoch: Er beißt die Zähne zusammen und kommt mit uns! Nicht einmal unser beißender Spott bringt ihn zur Strecke – er schluckt die Krot und lernt vielleicht sogar was für sein künftiges Leben daraus. Wir freun uns alle darüber- und über seinen eisernen Willen „a la Krupp – Stahl“.
Abfahrt um etwa 10 Uhr!
Je weiter wir uns dem Talboden nähern, desto mehr sonnige Abschnitte gibt es. Alles schaut so geputzt, so frisch aus! Die Bergbäche sind längst auf ein unbedenkliches Maß abgeschwollen, aber die Etsch reicht dafür sicher über die Hochwassermarke. Mit hoher Geschwindigkeit schießen die lehmigen Wassermassen das Flussbett entlang. Meterhohe Wellen sind dabei keine Seltenheit. Bei der Abzweigung ins Schnalstal sieht man ebenso, welche Wasser-
massen sich da über Nacht heruntergewälzt haben. Auch hier konnte der Stausee das Übelste abwenden. Es fällt uns auf, dass der Westhausner Kleinbus nicht so richtig in Schwung kommt. Immer wieder warten wir ein wenig und lassen schließlich überholen. Schnell riecht man, dass da irgendwas nicht stimmt, außerdem steigt auch zunehmend Rauch auf. Wir halten alle an, das defekte Auto direkt an der Straße und unser Superbolide etwas abseits des Geschehens. Einige Kumpels blicken kompetenzträchtig in den Kühler, andere stehen lieber etwas abseits, eine Explosion nicht ausschließend. Andreas visiert einen Bauernhof an, um sauberes Wasser zu holen, das Bachwasser ist viel zu schmutzig. Bald hört man das aufgeregte Gekläff eines großen Hundes, aber nicht lange. Andreas – unser „Hundeflüsterer“ – hat wieder mal das Unmögliche geschafft: Der Hund lässt sich von ihm den Bauch kraulen. Mich hätte derselbe wahrscheinlich filettiert. Im Nu ist auch ein Eimer Wasser da, die Prozedur mit der Kühlung beginnt, schön langsam aber… Schaut gut aus, die 3 km packen wir auch noch! Wir fahren los und sind nach wenigen Minuten am Vernagt -Stausee bzw. beim „Gasthaus Edelweiß“….aber nur wir mit dem PKW. Auf den Bus warten wir nochmals gute 10 Minuten. Charly fährt eine Schleife und dann talwärts, um nachzusehen. Inzwischen sind aber die Vermissten eingetroffen. Ohne diese wahrzunehmen, fährt er wieder bis zur letzten Pannenstelle ab. Jetzt warten wir auf ihn auch noch mal etliche Minuten. Dann aber ist`s so weit: Wir marschieren geschlossen ins Gasthaus ein. Welches Geheimnis mag der Hermann wohl hüten, denn die alte Wirtin begrüßt ihn fast wie einen Heimkehrer aus Stalingrad.
Wir nehmen Platz und genehmigen uns erst mal ein feines Mittagessen. Wie schön wär` jetzt ein Mittagsschläfchen, aber dazu sind wir schließlich nicht hergefahren. Wandern steht am Programm – und zwar zum Tisenhof (schön hoch über dem Stausee gelegen) bzw. zum Finailhof (ebenso hoch – dazu am Ende des Stausee`s ). „De Sonne scheint – auf geht’s Buam!“ Nicht alle „Buam“ sind dabei: Edwin ist vollinvalid von gestern, Hermann kommt erst später gemütlich ein Stückerl nach. Ich selbst geh nur bis zum Tisenhof, ich möchte lieber in aller Ruhe schöne Fotos schießen. Etwa 100 HM geh ich den andern nach und staune gleich einmal gehörig beim Überqueren des Baches. Was ist denn da passiert letzte Nacht? 5 bis 10 m hoch (je nach Bachbettbreite) muss eine Mure hinunter-geschossen sein. Der Stausee hat alles schön geschluckt. Ich mache etliche Fotos davon und stell mir in der Fantasie vor, was da abgegangen ist……Gewaltig – die Natur, Ehrfurcht erregend. Ich geh zurück zum Tisenhof, vorbei an einem Hühnerhof mit glücklichen Hühnern und einem stolzen Hahn. In der Hoffnung, dass der Hahn für eine überglückliche Henne sorgt, verweile ich mehrere Minuten mit dem schussbereiten Fotoapparat. Nichts damit, der ist heute auf Relax abgefahren. Ein paar originelle Motive bieten sich trotzdem an. Gleich dem Hahn relaxe auch ich kurz darauf auf der Terrasse des Tisenhofes, nuckle gemütlichst 1/2 Rotwein, etwas Mineral dazu, schau mit dem Fernglas und studier` die Geländekarte. Als ich eigentlich schon wieder an den Abstieg denke, taucht Hermann auf. Kaffe und Kuchen sind alsbald am Tisch und zusammen sonnen wir uns noch etwa eine halbe Stunde im letzten großen Sonnenfenster der schon wieder aufziehenden Bewölkung der nächsten Störung. Plötzlich hört man gutgelaunte Rufe vom Berg herunter – es sind unsre Kumpels, die vom Finailhof zurückkommen. Die warten wir natürlich noch ab. Hermann warnend: „Hånsi, trinkn brauch ma mit de åba nix mehr, sunst dawischt uns des nexte Weder!“ Ich bin derselben Meinung und überzeuge auch die ankommenden Kumpels. Hundert Meter vor dem Hotel fängst an zu tröpfeln und über die Stiege hinauf tüchtig zu regnen. Und einmal mehr trägt der Ober übervolle Tabletts an unsre Tische. Viel haben uns unsere Weitwanderer zu erzählen, von den schönen Höfen, der tollen Aussicht, den hübschen Weibsbildern da oben usw. Ist euch ja wohl vergönnt! Als der ärgste Durst hinuntergespült ist, fahrn wir retour ins Martelltal. Es regnet unentwegt – wie schon die Abende zuvor. Bis zum Abendessen ist noch ein bisserl Zeit. Alle verschwinden in ihren Zimmern und „napferzen“ wohl noch ein wenig. Der Abschlussabend bahnt sich an – und das soll kein Gähnwettbewerb werden!
19 Uhr – Abendessen: Die übliche Völlerei mit dieser ausgezeichneten Kost, die dieses Hotel wohl besonders auszeichnet. Voll „angepampft“ schleppen wir uns zum Gastzimmertisch. Die eintreffenden „Woize“ vertreiben rasch die allgemeine Müdigkeit. Gitarre in die Hand und Gas geben – es funktioniert! Recht bald haben wir wieder eine gute Stimmung beinander. Leo unterhält sich mit Italienern und keiner weiß worüber. Die schaun immer wieder zu uns her und wer weiß, für wen uns die halten. Später kommen noch ein paar junge, schon ziemlich angesaftelte Jungsüdtiroler Patrioten zu uns herüber und lassen an den Italienern kein gutes Haar. Allmählich wird’s poltisch in uns`rer Runde und plötzlich geht’s nur mehr um Ausländer, Moslems udgl. Die Gitarre ist beiseite gelegt – ich bin nur mehr Zuhörer. Die Stimmen sind laut, die Hände gestikulieren wild und ein Westkla Teil ergreift die Flucht ins Bett. Eine gute halbe Stunde wird noch Weltpolitik gemacht, ohne Fäuste Gott sei Dank. Dann kommt wie immer die spätabendliche Aufforderung: „Geh låss ma de Scheiß Politik und sing ma liaba wieder ans!“ Gesagt – getan. So kommt doch noch ein würdiger, einträchtiger Abschluss zustande. „Guten Abend, gut Nacht“ singen als Abschlusslied überhaupt alle Anwesenden im Gastzimmer mit – klingt echt gut! Das war`s wieder für heuer! Friedlich vereint stapfen wir anschließend die Stiegen hoch und versinken unter dem Geräusch des Regens in einen friedlichen, zufriedenen Westkla – Schlaf.
Montag, 16. August 2010:
Wie jeden Morgen davor, ist der Regen wieder vorbei. Die Berge sind wolken verhangen und durch einige Lücken kann man erkennen, dass es vergangene Nacht weiter herunter geschneit hat.
Wir nehmen das letzte gemeinsame Frühstück zu uns, bezahlen, verabschieden uns von den freundlichen Wirtsleuten und machen noch ein Gemeinschaftsfoto. Mit der Westkla Fahne gibt Charly das „Take off – Zeichen“ für den Westhaunsner Bus. Heftiges, letztes Zuwinken und Westkla 2010 ist auch schon wieder Geschichte. Hermann folgt 10 Minuten später. Wir Klagenfurter fahrn noch taleinwärts zur abgegangenen Mure, die unsere Pläne ganz schön durcheinander gebracht hat. Die Bagger arbeiten bereits den zweiten Tag daran. Bei der Vorstellung, dass man von so einer Mure erwischt wird, steigt einem die Gänsehaut hoch. Genug gesehn – auf geht’s – zurück ins Kärntnerland! Martelltal – Vinschgau - Meran – Bozen (Autobahn bis Brixen) – ins Pustertal über Bruneck bis Valdaora – danach übers Antholzertal auf den Staller Sattel (Mittagessen auf italienischer Seite, wegen Ampel), Abfahrt ins Defereggental – Kaffeepause in St. Jakob – Lienz (Ortsdurchfahrt gute halbe Stunde nötig) – Spittal/Drau – und Autobahn bis Klagenfurt. Immer wieder wird die Rückreise von mäßigen bis schweren Gewittergüssen begleitet.
Dann endlich: Klagenfurt, Richard Canavalgasse 11 – daheim ! Sachen aus – und wegräumen – Dreckwäsche in die Kippe – Bad einlassen und aaaahhhhhhhhh !!!
Zwei Anrufe noch nach Deutschland: Alle sind gut angekommen, obwohl der Westkla Bus noch einige „Spampernadeln“ trieb. Hermann half streckenweise mit seinem Kleinbus aus. Er fuhr vorausahnend erst etliche Minuten den Schwaben hinterher. Da gehn nochmals ein paar Plus nach Bayern – bravo Hermann!
Sehr zeitig geh ich leichten Gewissens zu Bett. Nicht einmal ein paar Gedanken über die Westkla – Tage sind mir noch gegönnt – ich schlafe augenblicklich !
Westkla 2011 ist auch schon fixiert: Es war Leo`s Idee, die nächsten Westkla Tage auf „Maria Luschari“ - in der Obhut Adis - zu verbringen. Adi ist Hüttenwirt auf Luschari, ehemaliger Schirenn – Kollege Leo`s und ein „Pfund`s Kerl“ – den man einfach gern haben muss. Er weiß zwar noch nichts von seinem Glück – ich weiß aber, dass er uns tolle Tage da droben bereiten wird. Dementsprechend freu ich mich schon jetzt auf dieses Abenteuer!