Westkla 2016 - Kitzbühler Alpen
von Hans Lackner
WESTKLA 2016
(eine Erlebnisschilderung)
Zeitraum: 22. bis 25. Juli, also 4 Tage (Fr – Mo)
Wo: Kitzbühler Alpen ( Bereich Schmittenhöhe West, Zell am See)
Unterkunft: Pinzgauer Hütte (1700m). Bewirtschaftet von Schatzer Christian und Lisa
Sonstige, besuchte Hütten: Berghotel Schmittenhöhe, Sonnbergalm
Ausgeführte Besteigungen: Gernkogel (2175) und Maurerkogel (2074m)
Teilnehmer: Aus Aus Klagenfurt: Charly, Seppi und ich
Aus Westhausen: Klaus, Herbert, Leo, Peter
Anreise: Wir Klagenfurter mit dem Zug, die Schwaben mit dem Auto
Wetter: Vormittags Sonne, Nachmittags allmählich gewittrig mit Starkregen – und das täglich !
Preise: Halbpension, € 40.-
Und nun zur Erlebnisschilderung:
Anreisetag: Wir Klagenfurter reisen gemütlich mit dem Zug an (EC + REX), sitzen bei Tisch, frühstücken, lesen, machen Kaffeepause und unterhalten uns – wie immer - prächtig dabei, falls wir nicht grad napferzen.
Zell am See – Schmittenhöhe:
In einer dreiviertel Stunde bringt uns der REX aus Schwarzach/ St. Veit nach Zell am See. Dort mieten wir ein Taxi, fahr`n zur Schmittenbahn und mit dieser auf die Schmittenhöhe. Im Gegensatz zum Herbst ( Elli hat mir da was verschwiegen) muss ich jetzt mein Gepäck nicht 3 Stockwerke hochschleppen. Ein geräumiger Lift erledigt das für uns. Beim Berghotel Schmittenhöhe steigen wir aus, nehmen an der Terrasse Platz und warten hier nicht nur auf den Ober, sondern in erster Linie auf unsere Kumpels aus dem Schwabenland. Normalerweise sind es fast immer diese, die uns schon erwarten, heut`ist es halt umgekehrt. Viel Zeit haben wir deshalb auch für Fotografie, Fernglas schau`n, Weizenbier trinken, Weißwürscht essen, palavern usw. Der Ober ist ein richtiger Spaßhansl, erkennt mich sofort vom letzten Mal und hat heut`sicher einige KM nur für uns zu laufen. Der Geschäftsführer Hermann, den ich auch schon gut kenne, begrüßt mich ebenso freundlich, bleibt aber im Hausinnern`. Ankunft uns`rer Schwaben: Längst hab` ich meine Gitarre für den Empfang hergerichtet und gestimmt. Als es so weit ist, zieh`n wir mit dem „WESTKLA – Lied“ gleich alle Aufmerksamkeit auf uns. Gesang und herzliche Empfangs – Zeremonien animier`n viele umstehende Besucher zum Fotografieren und Filmen, vorzüglich Araber und Asiaten. Eine Tiroler Wandergruppe bleibt ebenso stehn und singt gleich leidenschaftlich mit. Etliche Lieder folgen, lustig alpine Wortmeldungen ebenso. Obwohl ein Großteil der Umstehenden kein Wort davon versteht, klatschen sie lautstark mit – für uns ein stimmungsmäßiger Höhenflug.
Auf einmal kommt Christian – unser Wirt von der Pinzgauerhütte - auf uns zu, begrüßt uns alle freundlich, lädt das Gepäck auf seinen Geländewagen und fährt gleich wieder ab. Wir zahlen noch, satteln unsere wenigen Habseligkeiten und marschiern drauflos. Einige schnell heranwachsende Gewitterwolken lassen mich bald einmal an das Abgehn eines Teil des „ Pinzgauer Spaziergang`s“ zweifeln.Ich entscheid`mich an der Abzweigung für den Anmarsch auf die Hütte. Gut geraten, denn etwa 10 min. nach unserer Ankunft entlädt sich bereits das erste Gewitter. Wir können im Freien bleiben, denn Christian rollt eine Plane über unseren Köpfen aus. Herrlich – dieses Regengeräusch, weniger herrlich die Blitze und dazugehörigen Donnerschläge. Heimelig ist`s da herausen, das finden nicht nur wir, sondern auch die Hauskatze, die angeschlichen kommt und sich sehr um uns bemüht. Sie genießt unsere Zuwendungen in Form von Kraulen, Streicheln usw. Nur von den sprachlichen Zuwendungen hat sie nichts – was immer wir dabei kreieren - sie ist nämlich stockderrisch. Gott sei Dank sind wir noch nicht ganz so weit, unterhalten uns wie in alten Zeiten und sind bei bester Laune.
Erst am späteren Nachmittag wechseln wir ins Hausinnere, einerseits zum Einzieh`n in die Quartiere, and´rerseits, weil das Abendessen auch bald einmal ansteht. Wer davor noch Zeit hat, setzt sich an die Theke, hinter der sich nicht nur Christian, sondern auch ein Unikum von Koch positioniert hat. Mit Lederhose, langem Bart und reich bestücktem Almhut stellt er sich als Günter, der mit dem t ohne h,vor. Klein ist er vom Wuchs und wie er ausschaut –super bauernschlau, auch wenn sein Hauptschul Abschluss - Zeugnis , das eingerahmt an der Wand hängt, mit seinen mindestens 7 "Nicht Genügend" was anderes verheißt. Gulasch hat er angerichtet für uns und Pinzgauer Kasnocken. Als wir ein wenig später bei Tisch sitzen, sind wir voll des Lobes für ihn. Die Käsnocken sind in langen Fäden scheinbar fix mit der Pfanne verbunden und man hätte Lust, diesen mit einer großen Schere zu begegnen.
Es sieht beim Essen fast aus, als wolle ein Riese ganze Trassen von Telefonleitungen verschlingen.
Hüttenzauber: Eines freudigen Wiedersehens absolut würdig, alle singen fleißig mit, besonders unsere altbewährten Hadern. Ganz neu dafür ist mein Tablet, wo ich bereits viele der Lieder abgespeichert hab`, die zu meinem Repertoire gehören. Tolles Gerät, bis zu 4 Leut`können locker mitschau`n. Es ist ein Geschenk meiner Frau an mich, nur so – zwischendurch, ohne hintergründige Absichten. Werde es zu schätzen wissen!
Gegen Mitternacht geh`n wir zu Bett, ich mit Seppi, Herbert mit Leo, Charly mit Klaus, schließlich noch Peter - seinem Wunsch gemäß - solo. Schlafe sehr zufrieden über den Ablauf des ersten Tages ein.
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Samstag, 23.Juli 2016: Nichts ist mehr zu seh`n von den nächtlichen Gewittern, außer dass sich über den Tälern eine Hochnebeldecke ausgebreitet hat, als sei es schon längst Oktober. Strahlend leuchten die fernen Gletscherhänge in der Morgensonne zu uns herüber. Ein vielversprechender Tag, wie`s scheint. Doch Vorsicht! Der Wetterbericht rät, ab dem Nachmittag auf der Hut zu sein, denn die nächsten Gewitter stünden an. Ob sich unsere Gipfelpartie ausgeht, mal sehn !?
Frühstück: Das Buffet ist angerichtet und ab ½ 8 Uhr wird gefrühstückt. Es ist von allem reichlich da, man kann sich so richtig anvöllern. Um halb 9h wollen wir abmarschieren,- es wird 9 Uhr.
Aufstieg auf den Gernkogel: Bis auf Leo sind alle < Gewehr bei Fuß > für den Gipfel, Leo immerhin noch für die Sonnbergalm, welche die nächsten 2 Tage für uns eine große Rolle spielen wird. Er schafft das - entgegen seinen eigenen Erwartungen - aber eh mit Bravour und kehrt mit uns nach dem einstündigen Anmarsch in der selbigen ein. Ich zahl meine heurige Einstandsrunde und versprech` dem lustigen Ober, nach der Gipfelbesteigung wieder hier einzukehren. Der hört das mit sichtlichem Wohlgefallen und wünscht uns noch einen guten Aufstieg. Im Übrigen sieht derselbe dem Fernsehmoderator Sepp Forcher zum Verwechseln ähnlich. Ein prominenter Ausrutscher der Vergangenheit ? Kann uns soweit auch <Wurscht> sein .
Nicht Wurscht ist uns, ob das Wetter für die Gipfelbesteigung noch halten wird? Ich beschwöre deshalb alle Heiligen, die dafür zuständig sein könnten und blase zur Sicherheit gegen die anrückenden Wolken. 2/3 des Anstiegs sind ja ziemlich gemütlich, das letzte Drittel dagegen ziemlich steil und teilweise mit Seilen gesichert. Da ich- bedingt durch die dauernde Fotografiererei- schon als Letzter unserer Gruppe <nachtscherfle>, bedien`ich mich eines Tricks. Ich trenn` mich von der Gruppe, die den Normalaufstieg bedient, und steig`den schon zuvor erwähnten steilen Abkürzer auf. Da packt mich der Ehrgeiz, möchte nicht nur Zeit aufholen, sondern überhaupt vor der gesamten Gruppe am Kreuz ankommen. Bin mir bis kurz vorm Ziel ziemlich sicher, dass mir das auch gelingt, da ich vorerst nur fremde Gesichter seh`. Doch beim Näherkommen bemerk`ich, dass ich dafür etwas zu spät dran bin. Macht auch nichts, eben nur der Dritte am Gipfel zu sein.
Gipfelaufenthalt (Gernkogel 2175m): Das Wetter hält sich, hat zuvor schon etwas düsterer ausgeseh`n. Hab`s vielleicht doch verblasen ! Herrlich ist die Aussicht nach allen Richtungen, wobei die Hohen Tauern natürlich am imposantesten aussehn. Etliche schnee – und eisdedeckte Westklagipfel gehören dazu, wie etwa das Wiebachhorn, Kitzsteinhorn und der Großvenediger. Auf der anderen Seite, also nach Norden zu, zieht sich ein riesig grünes Band, aus zahlreichen Almen und Hochwäldern bestehend. Dahinter leuchten die hellen Kalkfelsen von Kaiser, Steinernem Meer, Hochkönig, Berchtesgadner Alpen mit Watzmann, Hundstod usw. zu uns herüber. Ein bisserl Jausnen, Bier trinken, mit Gipfelschnapserl auf unsere Freundschaft anstoßen, ein paar Liedchen, vor allem aber lustiges Geschwätz umrahmen diesen Gipfelaufenthalt. Trotz allem aber freut sich schon jeder auf den nun folgenden Abstieg zur Sonnbergalm, wo wir uns kulinarisch erst richtig ins Zeug legen wollen.
Abstieg zur Sonnbergalm: Jetzt zieh`ich den Normalabstieg vor, da mein Sprunggelenk rechts etwas havariert ist. Normales Geh`n funktioniert dabei eh, laufen könnt`ich diesmal allerdings nicht. Ist Gott sei Dank auch nicht notwendig. Während Klaus mit mir absteigt, kraxeln die anderen den Seilsteig hinunter. In der Senke kommen wir wieder zusammen. Den Rest des Weges gehen wir gemeinsam, durchgehend sehr gesprächsintensiv. Charly, der in einer Tour Witze erzählt, hat bald alle Aufmerksamkeit und Lacher auf seiner Seite. Recht so, denn auf diese Art kann keine Langeweile aufkommen. Ein paar Mal glauben wir, schon fast bei der Hütte zu sein, doch das täuscht. Als es dann doch so weit ist, werden wir bereits vom Ober begrüßt. Leo war`s nicht, der ist bereits retour marschiert.
Sonnbergalm: Die erste Bierrunde ist ein unüberhörbarer Genuss. Alle sind sehr durstig und glücklich über die gelungene Gipfelpartie, die laut Wetterbericht eigentlich ins Wasser hätte fallen müssen. Petrus aber meint`s gut mit uns und schenkt uns noch 2 Stunden. Eine davon verbringen wir noch da bei der Hütte, die nächste wird dann wohl ein Davonlaufen vorm Gewitter werden ! Mit dem Personal verstehn wir uns von Anbeginn ausgezeichnet und bald steht fest, dass wir morgen wieder da vorbeischau`n – egal bei welchem Wetter. Eine Gitarre sei auch da, heißt`s, na dann……. Als wir mit Speis, Trank und Gipfelsieg feiern fertig sind, machen wir uns auf den Heimweg. Aus SW zieht`s bereits ganz schwarz auf, Grund genug für einen flotteren Rückmarsch zur Hütte. Bei den Liegen legen einige unserer Mannen nochmals eine ordentliche Pause ein – nicht aber Klaus und ich. Erste Rumpler aus der Ferne scheinen uns Recht zu geben. Wir sitzen etwa eine Viertel Stunde auf der Terrasse bei uns`rer Hütte, als erste schwere Tropfen vom Himmel fallen. Zeitgleich treffen unsere Trödler ein, gerade noch rechtzeitig vorm Gewitter. Im Nu schüttet`s auch schon wieder, was runter kann. Blitz und Donner sind natürlich mit dabei, wenn auch nicht direkt über uns. Vorm Abendessen geh`n wir alle noch aufs Zimmer, machen uns frisch und relaxen ein wenig. Daneben schüttet`s, dass man am liebsten gleich liegen bleiben möcht`.Doch dazu sind wir nicht da. Außerdem steht das Abendessen noch an. Als es so weit ist, hat der Regen auch schon wieder aufgehört, die Sonne blinzelt wieder zwischen den abziehenden Wolken hervor. Jetzt haben unsere Männer Gelegenheit, auch Wirtin Lisa kennen zu lernen, was ihnen durchaus kein Dorn im Auge ist!
Abendessen: Was die Art betrifft, so wurde die im Sog einer Erinnerungslücke verschlungen. Dass es aber sehr gut schmeckte, kann ich dennoch mit Garantie behaupten, denn alle waren am Ende der Westkla Tage voll des Lobes darüber.
Abendgestaltung: So zünftig wie gestern geht’s zwar nimmer zu, aber etliche Lieder singen wir auch heut`zusammen. Mein Tablet bewährt sich dabei total, da etliche mitlesen können. Wenn das nur auf der Rückseite auch möglich wäre !? Irgendeinmal fällt mir auf, dass sich die Herrschaften nach diversen Toilettenbesuchen zunehmend um Wirtin LISA – die hinter der Theke steht –scharen. Nichts dauert`s, sind wir alle bei ihr. Nun merkt man erst recht, wie die Technik auch vor Westkla keinen Halt macht. Nicht nur, dass das Tablet als Textquelle Einzug gehalten hat, auch Smartphones gewinnen zunehmend an Bedeutung. Und so haben selbst wir alten Knacker an diesem Abend noch viel Spaß mit „Wer wird Millionär?“, als ob alles echt wär`. Lisa feuert uns ganz schön an. Im Gegensatz zur echten TV-Variante trinken wir auch fleißig Bier dazu, Lisa dabei nicht minder. Lustig geht der Abend zu Ende und Gott sei Dank hat auch die Wirtin ein Schlafdefizit, sonst hätte das eine lange G`schicht werden können. Vielleicht brauchen wir für morgen eh mehr Energie, als wir ahnen.
Sonntag, 24.Juli:
Der Wetterbericht klingt heut`um einiges sanfter, als noch gestern. Dementsprechend sieht`s auch wettermäßig aus. Keine Wolke am Himmel, dafür eine Hochnebeldecke über dem Tale. Die Hohen Tauern erstrahlen im herrlichen Licht der aufgehenden Sonne. Was für ein Anblick ! Wie`s aussieht, brauchen wir heut`kein Schlechtwetterprogramm durchzieh`n, sondern einfach unser ursprünglich geplantes. Nach dem Frühstück versammeln wir uns wie gewohnt vor der Hütte. Pelerinen und meine Gitarr`- Utensilien sind die wichtigsten Punkte auf der Checkliste.
Aufstieg zum „Pinzgauer Spaziergang“ bzw. Anmarsch zur Sonnbergalm:
Leo als Versehrter darf den Abkürzer zur selbigen abgehn. Wir aber steigen schön auf, erst Richtung Schmitten, dann jedoch links über besagten <Pinzgauer Spaziergang> weiter. Da sich das Wetter noch ziemlich schön zeigt, kriegen uns`re Mannen noch Lust auf einen weiteren Gipfel, den Maurerkogel, der ja gar nicht geplant war. Ich halt mich da raus, schon meines Sprunggelenkes wegen, und außerdem steigen überall verdächtige Nebel aus den Tälern auf. Klaus bleibt an meiner Seite, der Rest stiefelt drauflos. Wir zwei haben zwar noch ein paar KM Strecke vor uns, aber ebenerdig, was einen ziemlichen Lenz für die nächste Stunde verheißt. Und so kommt`s auch: Paarhundert Meter geh`n, rasten, quatschen, blödeln und dem Herrgott den Tag stehlen. Etliche Pausen kommen dabei zustande, inmitten dieser wunderschönen Almflora, die man beim bloßen Dahinlatschen gar nicht so wahrnehmen würde. Irgendwann ist der Maurerkogelgipfel wieder im Blickfeld, den wir mit dem Fernglas sofort ins Visier nehmen. Unsere Gipfelstürmer sind tatsächlich nach einer Stunde da oben. Jetzt tut`s mir momentan leid ums Gipfelschnapserl, das uns sicher grad` entgeht. Aber das hol`n wir ohnehin später nach. Unseren Weitermarsch planen wir so, dass wir mit den bereits wieder absteigenden Kumpeln vor der Hütte zusammenkommen müssten. Und so ist es schließlich auch. Nun wär`uns wettermäßig zwar alles Wurscht, denn vor uns liegen Gemütlichkeit bei Speis und Trank bei – oder in der Sonnbergalm. Ob wir auch beim Hüttenzaubern aktiv sein werden, wird sich zeigen.:
Sonnbergalm:
Zwei Buben, die heut`mit ihrem Musiklehrer auf der Alm sind, empfangen uns mit einer Polka auf der Ziehharmonika. Leo, der schon auf uns wartet, weist uns auf den reservierten Tisch ein. Die Wirt- und Serviceleut`heißen uns herzlich willkommen, als wär`n wir alte Bekannte. Sind wir zwar irgendwie, allerdings erst seit gestern. Der Gastgarten ist gerammelt voll mit Wanderern und Tagesgästen aus dem Tale. Letztere sind mit Autos, Motorrädern oder Mountain Bikes unterwegs. Unsere Kumpels vom Maurerkogel erzählen uns nun natürlich voller Stolz von den Abenteuern auf ihrem gerade bezwungenen <8000-er>. Herrlich schmeckt das erste Bier und hell erklingen die ersten Trinklieder. Als der Musiklehrer - der übrigens auch Günther heißt (aber mit h nach dem t) - merkt, dass wir ein sangesfreudiges Völkchen sind, ergreift er seine <Quetschn> und spielt profimäßig auf. Bei bekannten Liedern singen wir fleißig mit. Er bekommt viel Applaus und hat zu tun, die ihm spendierten Biere und Schnapserl einzuverleiben.
Plötzlich kommt auch noch Günter daher, jener von unserer Hütte, der Koch. Er rollt mit dem Rad daher, einem alten Schinken ohne Gänge, mit dem er gerade beim Veteranentreffen in Zell am See unterwegs war. Nach einem Tag des Rausch Ausschlafens versucht er`s da heroben. Sein extrem auffälliges Ausseh`n mit Lederhose, Vollbart und Gamsjägerhut lenkt momentan alle Aufmerksamkeit auf ihn. Das legt sich, als er sich seinem Bier widmet, das in der Folge natürlich Junge bekommt. Hätte er noch gejodelt oder mit der Sennerin oder sonstigen anwesenden Weibsbildern getanzt, so wäre ihm wohl das Anseh`n eines Rasputin`s der Berge gewiss gewesen. So aber legt er sich bezahlungsmäßig mit dem Ober an, was weniger wirkt. Die Tatsache, dass er auf dieser Alm Melkdienste versieht, dürfte ihn verleitet haben, an alternative Abrechnungsmodalitäten zu denken. In Folge sitzt er nur mehr brav bei Tisch, tut und sagt nix mehr. Als wir Westkla`s mit dem Essen fertig und einiges an Woize hinter uns haben, richt auch ich die Klampfe her, und zwar ein Hüttenexemplar. Wider Gewohntem bekomm` ich hier ein wertvolles Gerät in die Hand, allerdings mit Stahlsaiten. Der Klang ist toll und an die Saiten werd`ich mich schon noch gewöhnen. Von jetzt beginnt ein Musiknachmittag, den nicht leicht jemand vergessen wird: Abwechselnd spielen die Buben, Günther der Gitarrlehrer, dann wieder ich auf. Fleißig singen unsere Westkla – Mannen, wo`s geht, mit. Weniger fleißig sind die Herrschaften beim Tanzen, obwohl Sennerin und Kellnerin darum bitten. Doch da reißt unser Seppi das Ruder herum und rettet unsere Ehre. Die zwei Damen geben sich soweit zufrieden und geh`n wieder ihrer Arbeit nach, die an diesem Nachmittag ja wirklich nicht ausgeht.
Als sich Günter nach 2 Stunden Anwesenheit plötzlich anschickt, die Hütte bergaufwärts, leicht schlangenlinienförmig und mit dem Rad zu verlassen, applaudieren ihm wieder alle zu und mich würde interessieren, wie soeben sein schon bei normalen Verhältnissen hochroter Kopf aussieht. Die Wirtin bittet uns, beim späteren Heimmarsch die Augen auch ein wenig in die Tiefe gleiten zu lassen, man wisse ja nie. Almöhi Günter erreicht die Pinzgauer Hütte aber anstandslos, was zumindest ein wenig mit der beachtlichen Wegbreite zu tun hat. Wir Zurückgebliebenen feiern so lang`weiter, bis uns ein erster ferner Donner daran erinnert, das es Zeit zum Abmarsch wird. Bis dahin aber lassen wir`s noch anständig krachen. Der Musikus haut sich bei meinen – für ihn völlig neuen Liedern – ab und würde gern so weiter machen. Uns geht`s nicht anders, und so wird der Scheidebecher noch mehrmals der vorletzte. Es ist gut, abzubrechen, wenn`s am lustigsten ist, da bleibt der Eindruck lange erhalten. Ohne einen Hinweis auf Günters Rad – Abkürzer in die Tiefe, erreichen wir wohlgelaunt und erstaunlich trittsicher die Pinzgauer Hütte. Ein Empfangs – Radler geht sich dort vor dem Abendessen grad noch aus, bevor wir uns auf die Zimmer und Duschen begeben, um uns für den Abschlussabend schön und fit zu machen. Wie schon die Tage zuvor, sind wir grad rechtzeitig vorm Wetter heimgekommen. Es donnert zwar nicht mehr so gewaltig, dafür schüttet`s ausdauernder als die Tage zuvor. Das hört sich so toll an, dass man sich am liebsten gleich in die Steppdecke einrollen und einschlafen möcht`. Doch es hilft nichts, man muss ja auch mal was Festes zu sich nehmen.
Nach dem Abendessen sitzen wir zwar gemütlich zusammen, haben aber keine Ambitionen mehr zum Singen und Musizieren, da wir ohnehin den ganzen Nachmittag damit verbrachten. Und so entstehn 2 Diskussionsrunden,- eine im Gastzimmer und eine an der Theke mit Koch und Wirt. Ich bin bei der Letzteren dabei. Es geht wiederum um Dinge, die`s früher wohl nie gegeben hätte, aber heut…………und wo das wohl mal enden werde. Drin bei uns`ren Westkla Mannen geht’s ein bisserl lustiger zu, die hört man wenigstens von Zeit zu Zeit lachen. Eines haben wir aber gemeinsam: Wir sind müde und werden es sicher nicht lange aushalten. So kommt es auch, dass wir vorm Heimfahren noch zu einem richtigen Erholungs – und Schönheitsschlaf kommen. Beides kann uns nur gut tun ! In meinem Fall gibt`s dabei allerdings eine schmerzhafte Unterbrechung, als ich beim Anmarsch zur Toilette ein Eisenteil bei der Türe übersehe und mit dem großen Zeh`voll dagegenknalle. Niemand sieht`s, aber ich hüpfe einige Sekunden wie ein ausgeflippter Schamane am Stand. Ein schöner Bluterguss sammelt sich unterm Nagel und ich seh aus, als hätte ich selbigen dunkelblau gestrichen. Die Schmerzen sind bald vergangen, die Farbe nicht.
Montag, 25. Juli:
Mit dem Schönwetter am Morgen sei`s vorbei, jederzeit könne auch schon vormittags ein gewittriger Regenschauer niedergehn, meldet der Wetterbericht. Drum bin ich auch schön froh, als der Wirt sagt, dass er 3 Mann neben dem Gepäck mitnehmen wolle (Klaus, Leo und ich haben die Ehre). Zuerst aber frühstücken wir noch genüsslich, räumen die Zimmer zusammen, packen unser Zeug, verabschieden uns vom Hütten – Team (incl. Katze) und beenden die schönen Schmittenhöhe - Tage mit einem Scheidebecher.
Christian bringt uns Privilegierte mit seinem Geländewagen die steile Straße hoch zur Schmittenhöhe – Bahn. Ein Schwall von Glücksgefühl durchdringt mich, als wir die Marschierer überholen. Werde oben am Ziel mit einem Bier ihrer gedenken. Christian besorgt uns dort einen großen Gepäckswagen, wo wir alles Zeug drauflegen können und verabschiedet sich von uns. Wir bedanken uns nochmals, gehn zu den Tischen und beginnen mit einer flüssigen Westkla - Nachbesprechung. Mit dem Bier in der Hand betrachten wir den mühsamen Aufstieg uns`rer restlichen Kumpels. Ja – so ungerecht kann`s auf der Welt zugeh`n ! Als diese bei unserem Hotel eintreffen, müssen sie nochmals 3 Stock mit dem Lift hochfahren, was ja nichts Ungewöhnliches wäre. Peter allerdings fährt einen Lift später hoch, da ein für ihn verdächtiger, arabischer Rucksacktourist mitten in der Menge steht. Es hat Gott sei Dank keinen Bummmmser gegeben und so feiern wir nicht nur mit ihm allein Abschied, sondern mit allen. Nochmals gibt`s einen allerletzten Scheidebecher.
Danach fahren wir mit der Gondel nach Zell am See ab und haben mit dem Gondelfahrer wieder unseren Spaß. „ Måchts es guat,- und bleibt`s wias sads!“ – ruft uns derselbe noch freundlich nach. Wir tragen unser Gepäck zum Parkplatz, wo uns`re Freunde aus Westhausen ihr Auto geparkt haben,- bzw. wir unser Taxi erwarten. Als alles verpackt ist – ausgenommen meine Gitarre – singen wir noch ein paar Westkla - und Abschiedslieder. Danach übernimmt Feldwebel Herbert Brüstle das Kommando, vergattert uns, gibt Infos zu 2017, lässt uns eine Runde marschieren, stoppt und entlässt uns in die Freiheit. Herzliche Verabschiedung und gute Zusprachen für nächstes Jahr gibt es noch – wie auch ein letztes Zuwinken. Westkla 2016 ist somit Geschichte !
Unser Taxler ist inzwischen auch eingetroffen, verpackt unser ganzes Zeug und bringt uns ins Pizza – Restaurant „ Kupferkessel“ in Bahnhofsnähe. Wir schlemmen uns ordentlich voll, geh`n schließlich zum Bahnhof und warten auf unsere Heimfahrt.
Zugfahrt von Zell am See nach Klagenfurt: Mit dem IC vorerst nach Schwarzach St. Veit, mit einem weiteren bis Villach und schließlich nach dem dritten Umsteigen noch einer bis Klagenfurt. Das Service Team versorgt uns wieder mit Kaffee und weiteren Getränken. Streckenweise fallen wir in den Schlaf und verkürzen dadurch die gefühlte Reisezeit erheblich. In Klagenfurt steht schon ein beachtliches Empfangskomitee für Seppi und Charly bereit. Eines für mich existiert leider nicht, macht aber nichts, da mich Seppis Hermine heim chauffiert. Mach zu Haus brav alles, was sich meine Frau von mir erwartet: Zeug verräumen, Dreckwäsche vor der Waschmaschine ablegen, duschen und zuseh`n, dass sich meine Geister wieder einigermaßen sammeln. Ein altes Leiden von mir: Schicke meinen Körper voraus, Geist und Seele nur in überlebensnotwendigen Rationen. Der Rest tröpfelt so allmählich < aufgeteilt auf ein paar Tage > nach.
Zusammenfassend kann ich unsere heurigen Westkla – Tage wieder nur loben, loben, loben. War ein tolles, lustiges und herzliches Erlebnis. Dementsprechend groß ist deshalb auch schon die Vorfreude auf unsere WESTKLA – Tage 2017 im Salzkammergut!
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