Zottachkofel - Messe 2013

von Hans Lackner

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20 Jahre steht nunmehr das Gipfelkreuz, das dazumal – praktisch über Nacht – den absolut ahnungslosen Rattendorfern vor die Nase hingesetzt wurde, was zu einigen Irritationen führte. Als längst alles in Wohlwollen abgeklärt und die Steige gut ausgebaut waren, war es an der Zeit, das Werk auch kirchlich abzusegnen. Frau Pfarrerin, Mag. Renate Moshammer erklärte sich dazu bereit, unterstützt von der Singgemeinschaft Seltschach – Agoritschach. Bis heut hat sich nichts daran geändert. Und so fand heuer dieses Ereignis zum 17. Mal statt – wie immer am Samstag nach der Zeugnisverteilung.



Erlebnsisschilderung: Samstag, 6. Juli:
Das Wetter ist ideal, fast ungetrübter Sonnenschein ,weniger Wolken als letztes Jahr, der Wind dafür gleich auffrischend- wenn auch merklich wärmer. An die 120 Leute plagen sich über Kletter - Sagmeister – oder auch Normalsteig auf den begehrten Gipfel. Groß ist wieder der Anteil der Kinder, die mit ihren Eltern – oder auch Großeltern nach oben kommen. Geduldig wartet man am Gipfel bereits auf die letzten Ankömmlinge, zu denen ich mich selbst zähle, da meine nächtliche Erholungsphase recht kurz bemessen war. Es sind wohl zwei akademische Viertelstunden, die dafür herhalten müssen. Das Eingangslied weist unmissverständlich darauf hin, dass es mit der Messe ernst wird. Die meisten Messebesucher nehmen in der Nähe des Altars auf einem Stein oder einfach am natürlich gepolsterten Boden Platz. Frau Pfarrerin – heute mit einer sehr farbenprächtigen Stola ausgestattet- und Hierreich Gerhard – der Messehelfer- beziehen Position hinterm Felsenaltar. Ich weise ja nicht zum ersten Mal auf die beliebten Predigten der eben Genannten hin, die sich diesmal u.a. auch um Verständnis für die Gläubigen anderer Religionen bemüht und dies mit treffenden Zitaten unterstreicht. Wer nicht erzkonservativ oder ein ganz sturer Bock ist, checkt, dass es an der Zeit ist, trennende Mauern mit Sorgfalt – und wenn`s geht – miteinand` abzutragen. Die ergreifenden und zeitweise mehrsprachigen Lieder machen ebenso deutlich, dass Grenzen innerhalb der Christlichen Glaubensgemeinschaft überflüssig sind. Der Wind gibt dazu sein eigenes O.K., indem er eine derart heftige Böe auffahren lässt, dass die großen Fladenbrote gerade noch vor dem Abheben in die Lüfte gestoppt werden können. Solche Situationen zum Schmunzeln gibt es jedes Jahr. War es noch vor wenigen Jahren ein Hund, der sich dem Chor melodisch anschloss, - so war es heuer ein stimmkräftiges Baby aus den Reihen der Sänger, das vielleicht in einigen Jahren selbst mitsingen wird. Messehelfer Hierreich Gerhard, den ich bereits erwähnte, vergisst auch heuer nicht auf seine eigenen besinnlichen Worte, muss aber diesmal seine Dienste alleine verrichten, da sein junger Kollege vom Vorjahr heuer einen weit bequemeren Platz inmitten der Menge bevorzugt. Kann ich gut verstehn, auch ich war in diesem Alter für sowas nicht zu haben. Zum eindrucksvollen Ambiente der Messe trägt aber ganz sicher auch der Altar im Hintergrund bei – mit seiner strahlenden Sonne, den vielen, herrlichen Bergen, den vorbeiziehenden Schönwetterwolken und dem verspielten Wind.

Als die Messe zu Ende und ein Großteil der Messebesucher abmarschbereit ist, zieht jener Wein die Runde, der während der Messe seiner eigentlichen Bestimmung nicht übergeben werden konnte, da jeder fürchtete, dass andere möglicherweise zu kurz kämen. Jetzt aber hat keiner mehr diesbezügliche Bedenken. Und so verlässt kein Resttropfen den Gipfelbereich im Schoße seiner angestammten Weinflasche. Nun dürfte sich wohl auch der Hunger schon allgemein melden, denn in relativ kurzer Zeit ist das Gipfelareal leergefegt. Ich selbst steig` wieder als Letzter ab – wie immer in Begleitung eines interessanten Gesprächspartners für die nächste Stunde. Diesmal ist es „ Stofn  Kurt“, den ich leider nur sehr selten sehe, mit dem mich aber viele gemeinsame Kindheitserinnerungen verbinden.

Bei der Almhütte geht’s schon richtig rund: Wer nicht grad mit den Seltschachern mitsingt, unterhält sich angeregt oder isst sich gerade an köstlichen < Almschmankalan > satt. Kinder sausen im Gelände herum, teilweise nur mehr als Punkte wahrnehmbar. Eilige Flucht ist heute kein Thema, denn von einem Gewitter ist weithin nichts zu sehn. So genießen viele der  Anwesenden noch die schönen Nachmittagsstunden in der gesunden Almluft. Je tiefer die Sonne aber sinkt, desto mehr zieht es auch die hartnäckigsten Hocker zurück ins Tal- wenn auch fallweise nicht ganz freiwillig! Zu Sonnenuntergang sitz` ich schon wieder allein vor der in zart Rosa getauchten Kulisse der Trogkofel – und Zottachkofelwände, die mich heut`ein bisserl an den Rosengarten in den Dolomiten erinnern.

Ich weiß nicht, was da drunten im Tale bei einer Messe alles passieren müsst`, um sie so in Gedächtnis und Herzen zu bewahren , wie diese Bergmessen – hoch über der Rattendorfer Alm.



Nachwort
:
Lang bevor die erste Messe am Zottachkofel stattfand, führten die damaligen Almpächter – Peter und Brunhilde Sagmeister aus Jenig – im Beisein der Errichter der Steiganlagen und des Gipfelkreuzes eine interne Kreuz – und Steigtaufe durch. Die beiden waren auch die Initialzünder dieses Schöpfungsaktes und bedankten sich für dessen Umsetzung in die Realität mit einem Festessen unter freiem Himmel- knapp unter den Zottachkofel - Wänden. Diese unvergessliche Feier begann bei strahlendem Sonnenschein und endete im Gefunkel einer wunderschönen Sternennacht. Dem Zottachkofel war damit wieder einmal Leben eingehaucht – diesmal Gott sei Dank ein freudvolles !



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