Zottachkofel Messe - 2014

von Hans Lackner

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Wetter und Aufstieg:
Samstag, 5. Juli - Nach dem Wetterbericht sieht`s  seit Tagen nicht besonders gut für die Messe aus. Zudem kommt , dass es in der Nacht zuvor kräftig zu schütten beginnt. Die Motivation, an der Messe teilzunehmen, schwimmt deshalb bei vielen potentiellen Teilnehmern buchstäblich den Bach hinunter. Jene aber, die bereits gestern angereist sind, werden sich wohl kaum davon abhalten lassen – und das sind auch nicht wenige. Als in der aufkommenden Morgendämmerung der letzte kräftige Regenguss versiegt, nimmt die Höhenströmung auch das massive Wolkenband mit nach Osten. Und so ist bald drauf der Himmel strahlend blau. Wenn`s nur so bliebe! Vom Wetterbericht her ist das aber nur ein frommer Wunsch. Immerhin wusste er auch nichts vom Regen in der Nacht, warum soll er jetzt schlauer sein ?! Ab etwa 6 Uhr herrscht in der Hütte reges Treiben. Die vielen Kinder sind zu wecken, zu waschen, zu füttern und für die Gipfelmesse zu rüsten. Nach dem Frühstück sammelt man sich zum Aufstieg. Der überraschende Sonnenschein hat auch im Tal  viele Messebesucher reaktiviert und im letzten Moment herauf gelockt. Und so steigt  letztendlich doch eine beachtliche Menschenmenge den Berg hoch. Sagmeister – und Klettersteig  haben wir der harten und gefährlichen Hartschneefelder wegen auf einer großen Tafel als „ unpassierbar „ angeschrieben. Mit ganz wenigen Ausnahmen nehmen alle die Vorwarnung ernst. Aber selbst in Richtung Almsattel liegt noch ein extrem rutschiges Altschneefeld über`m Steig. Der Rest zum Gipfel ist problemlos passierbar.                                                                                                                




Gipfelmesse:
Auch wenn uns anfangs  der Gipfelwind noch ziemlich frisch anbläst, die Sonne macht den Aufenthalt  immerhin erträglich. Allmählich lässt aber selbst der Wind nach und wir steh`n staunend vor einer Wetter – und Bergkulisse, die heut`niemand erwartet hätte. Gleich dem Auge eines Hurrikans sind wir rundum von bauschigen, hohen Wolkengebilden umgeben, während es überm Zottachkofel gar nicht mehr schöner sein könnte. Und so erleben wir einmal mehr einen Berggottesdienst der ganz besonderen Sorte:  Frau Pfarrerin hat ihre Messe wieder penibel vorbereitet, verleiht ihr durch treffende Inhalte ein hohes Niveau und gedenkt in herzlicher Weise unseres vor wenigen Wochen verstorbenen, langjährigen Hüttenwirtes Peter Sagmeister. Zu ihren Messe – Helfern zählen der schon legendäre Hierreich Gerhard, der den Wortgottesdienst zusätzlich mit seinen eigenen Worten sinnreich ergänzt. Die Rolle des Zweithelfers, die alljährlich wechselt, übernimmt heuer Andi – und zwar als Brotportionierer für die etwa 80 Anwesenden. Warum heuer allerdings normales Brot statt Fladenbrot verwendet wird, kann ich höchstens mit der stets wachsenden Zahl an Prothesenträgern erklären, kann aber auch anders sein.                                                                                                                                                                                           Die auch schon traditionelle < Zufalls – Showeinlage > liefert der Enkel der Frau Pfarrerin höchstpersönlich, indem er in einer Direttissima den Felsenaltar zu ihr empor klettert. Dass er diesmal nicht Oma, sondern eine Dienerin Gottes vor sich hat, checkt der junge Mann aber sofort beim ersten Blickkontakt und zieht sich brav und verlegen grinsend in die Menge zurück, wohl wissend, dass sich dieselbe ohnehin in Kürze wieder zurückverwandeln würde. Eine Zitterpartie hat auch unser Chorleiter Dietmar hinter sich, da er einen gewissen Grundstock an Stimmen benötigt. Was ihm an wetterfesten Stimmdarbietern geblieben ist, ist zumindest` für uns Laien noch allemal ein Ohrenschmaus. Das „ Großer Gott wir loben dich“ singen schließlich alle zusammen, wenn auch in individueller Melodie – und Textauslegung. Nach dem Ende der Messe haben`s einige recht eilig, sie wollen wohl die besten Plätze auf der Rattendorfer Alm ergattern. „Schlitzohren“ dagegen wissen sehr wohl Bescheid darüber, dass nun eigentlich der überschüssige Wein noch die Runden ziehen müsste. Als Katholik, der zeitlebens ja nur dem Herrn Pfarrer beim Weintrinken zuschau`n  darf, ist das schon was Besonderes ! Dass Jesus den Wein einst nicht allein getrunken hat, hat sich in unseren erlauchten Kirchenkreisen leider noch nicht ganz rumgesprochen. Alle noch Anwesenden sind außerordentlich gut gelaunt und glücklich über die in jeder Beziehung gelungenen  Gipfelmesse. Der herrliche Sonnenschein verstärkt dieses Gefühl zusätzlich. Als sich die letzten Messebesucher  Richtung Alm davonmachen, bleib ich noch ein Weilchen meditierend am Gipfel. Im Gegensatz zu sonst, bin ich heuer allein beim Rückmarsch.



Wieder auf der Alm:
Im Almbereich geht’s schon recht lustig zu, allerdings vermisse ich die vertrauten Gesänge der letzten Jahre. Ich schließe aber nicht aus, dass mir da vor lauter Quatschen was entgangen ist. Sonst aber ist die Laune allgemein auf einem hohen Level. Günther - der neue Wirt – hat sich kulinarisch gut auf dieses Ereignis vorbereitet und auch einen großen Teil zur allgemeinen Zufriedenheit über diesen wunderschönen Tag beigetragen. Ein Kompliment auch seiner Kellnerin, welche das gestrige Hüttenzauberteam bis weit in die Nacht hinein begleitet - und selbst viel zur lustigen Unterhaltung beigetragen hat.Stundenlang geht’s rundum noch lustig zu. Die Kinder suchen sich ihre Gaudi vorwiegend beim Wasser, die einen beim Wassertrog – die andern am Bach hinter der Almhütte. Bin in der glücklichen Lage, auf niemanden mehr – bzw. noch auf niemanden aufpassen zu müssen. Umso mehr genieße ich diesen Tag der  fröhlichen Begegnung. Als sich die Reihen lichten, kehrt wieder Ruhe auf der Alm ein. Das Mittagsschläfchen – wenn auch reichlich spät – ruft. Oh wie gut das tut ! Der Abend danach klingt unspektakulär aus, alles geht relativ bald nach den Hühnern schlafen.



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