Westkla 2012 - Berchtesgad´ner Alpen
von Hans Lackner
Eine Erlebnisschilderung:
Zum 28. Mal fanden heuer die Westkla - Tage statt, diesmal in den Berchtesgadner Alpen. Den Schicksalsberg "Watzmann" , den Königssee mit seinem berühmten Echo, Hitlers einstigen "Adlerhorst"- das Kehlsteinhaus - und andere Ziele wollten wir aus nächster Nähe kennenlernen. Die Vorerkundung dazu fand bereits 6 Wochen zuvor statt.
Mit dabei waren:
* Bernd, Edwin, Gebhard, Hans, Herbert, Klaus, Leo, Otto und Peter aus Westhausen
* Hans, Charly und Seppi aus Klagenfurt - und * Hermann aus Bayern
Unterkunft:
Berggasthaus "Zipfhäusl" in der Ramsau (bei Berchtesgaden)
Prädikat: Wunderbar gelegen, sehr gepflegt, hervorragende Verköstigung, sehr preisgünstig und originelles, sehr freundliches Personal.
Ausgeführte Touren:
Kehlsteinhaus, Scharitzkehlalm, Königssee mit St. Bartholomä und Eiskapelle a.d. Watzmann Ostwand, Obersee mit Fischunkelalm, Toter Mann mit Bezoldhütte und GH. Gerstreit.
Sowohl Unterkunft als auch Tourenvorschläge stammen allesamt von Hermann, der jeden Winkel dort kennt. Dafür muss man ihm einfach dankbar sein. Dass er aber mit unserem Völkchen solche Probleme haben würde, hätte er wohl nie gedacht. Ja - es muss ihm fast vorkommen wie: "Perlen vor die Säue werfen". Die Tugenden < Disziplin, Gehorsam und absolute Aufmerksamkeit > sind uns wohl nicht in seinem Verständnis angeboren und darum folgt auch sein apokalyptisches Urteil daraus: Westkla is für mi g`sturbn - mi seht`s ihr då nie wieder !"
Nun aber zu den einzelnen Erlebnisschilderungen:
Freitag, 27. Juli 2012:
"Der Kehlstein und die beleidigte Leberwurst"
Zugfahrt:
Charly, Seppi und ich bezieh`n einen zufällig noch freien Tischplatz und haben damit optimale Kommunikationsmöglichkeiten. Wir ratschen viel, lesen Zeitungen, trinken Kaffee vom Bordservice und schlafen gelegentlich. Zwischendurch zieht Charly aus einem Geheimdepot im Rucksack das kleine Fläschchen mit Schlehe - Schnaps, das sich scheinbar immer wieder von selbst nachfüllt und die nächsten Tage des Öfteren in der Runde kreisen wird. Ein köstliches Getränk für Zwischendurch. Er ist auch der Zauberlehrling seines großen Meisters in Westhausen, der sicher auch die Seinen damit " aufmagaziniert" hat. So - und insgesamt erscheint uns die Zeit sehr kurzweilig, denn scheinbar im Nu sind wir in Salzburg. Mit der Baustelle dort am Bahnhof geht`s auch aufwärts, denn immerhin funktionieren bereits die Rolltreppen. Dutzende Bagger, Schubraupen, Lkw`s sind mit viel Lärm im Einsatz. Bald ist der Krawall aber vorbei, denn ein Regionalzug bringt uns in wenigen Minuten nach Freilassing. Da gibt`s keinen Lärm, aber auch keine Rolltreppen – da heißt`s schleppen. Wir haben fast eine Stunde Zeit zur Weiterfahrt nach Berchtesgaden, die wir gemütlichst bei Bier in einem Gastgarten hinterm Bahnhof abwarten. Die Weiterfahrt mit der Berchtesgad`ner Landbahn ist auch sehr angenehm (viel Platz, absolut ruhiges Fahren, klimatisiert) und es gibt bei strahlendem Sonnenschein landschaftlich viel zu sehn. In freudiger Erwartung auf einen turbulenten und lautstarken Westkla – Empfang betreten wir am Zielort den Bahnhofs – Vorplatz.
Begrüßungsrituale:
Da ist aber diesbezüglich nichts als gähnende Leere. Ja – werden schon kommen die Burschen ! Wir packen vorerst mal die Rucksäcke um, denn es soll ja gleich zum Kehlsteinhaus weitergeh`n. Je ein Anruf bei Hermann - wie auch bei Herbert, bringt mich lediglich mit deren Strohwitwen zusammen. Wenn das so ist – dann auf in den schattigen Gastgarten beim Schwabenwirt ; bei Weißwurst und einem Mass Bier lässt sich so eine Verspätung sogar mit Vergnügen abwarten ! Nach einer viertel Stunde kommt schon der erste Vermisste daher – Otto. Er begrüßt uns herzlich und teilt uns mit, dass Hermann (79) stocksauer auf uns alle sei. Alle restlichen Westkla`s kommen kurz darauf mit Hurra daher – nur Hermann nicht. Ich geh zurück zu ihm. Bevor es zu einem „Shake Hands“ kommt, pfeift er mich schon von Weitem zusammen:„ Wo had`s denn ihr drei – i håb gmoant mir gengan in de Berg bei dem scheen Weda – åba då huckns scho wieda im Gåsthaus. Oans såg di da scho….unter Organisation vaschteh`i wås ånders – sowås hätts bei mir nia gebn !!!“ Als ich ihn auf unsere Zeitabmachung, auf sein nicht eingeschaltetes Telefon und auf unser Recht auf Nahrungsaufnahme anspreche, beginnt er zu bocken. Meine Einladung, sich doch auch zu uns in den kühlen Garten zu setzen, ignoriert er. Von einem Begrüßungs - Handschlag ist keine Rede mehr. Eine gute Stunde sitzt er in der prallen Sonne in seinem Auto, bevor er doch den schattigen Parkplatz unseres Gasthauses bevorzugt. Alle Versuche, ihn jetzt noch zum Hersitzen zu bewegen, scheitern. Unsere Begrüßungsfeier mit Weißwürscht ,einigen Krügerln und viel Spaß findet dennoch ohne Einschränkung statt und endet nach ca. 1 ½ Stunden. Man darf gespannt sein, wie das mit dem Oberbayer jetzt weitergeht.
Auffahrt zum Kehlsteinhaus – Parkplatz:
Obwohl die Auffahrt locker eine halbe Stunde dauert, gibt`s keine Konversation – stille Mess`- wie daheim halt manchmal. Man hat den Eindruck, als habe er ein Stein in seiner Kehle. Die Fahrtweise ist auffallend ruhig, da er ja nichts zu zeigen hat. Erst ganz zum Schluss erleben - und überleben wir einen Beinahe – Crash, weil`s ihn wieder Mal aus unerklärlichen Gründen zu sehr nach links zieht. Verzweifelt hupt uns der Bedauerenswerte im entgegen- kommenden PKW an. Hermann reißt noch früh genug das Lenkrad nach rechts herum. Das war knapp ! Mit den Worten „So – då drent san de Busse und de Kass`n – i bleib då bis zum letztn Bus, der åba kummt. Vasamts ihn nit !“ - entlässt er uns am Parkplatz.
Auffahrt mit den Kehlstein – Spezialbussen:
6,5 km lang ist sie – diese Straße, die neben den Tunnels, dem gigantischen Lift durch den Berg, den Bunkern und dem Kehlsteinhaus in nur einem Jahr einst in die steilen Felsen hineingeschlagen wurde. Martin Bormann ließ das alles unter größtem Leistungsdruck zum 50. Geburtstag Adolf Hitlers erbauen. Die Straße ist recht steil und nur für diese extra starken Busse befahrbar. Am oberen Parkplatz kann man in 20 min. Fußmarsch oder mit dem einzigartigen Lift im Inneren des Berges direkt zu Hitlers ehem. " Adlerhorst" auffahren. Dann steht man da oben und schaut ins Berchtesgadener Land hinein – ein gigantischer Ausbblick !Die Hälfte unserer Gruppe geht zu Fuß zur Hütte, weiter zum Gipfelkreuz und noch ein Stückerl dazu, bis auch der Gratweg endet. Da steht man direkt vorm Hohen Göll als nähesten Berg in der Umgebung. Tief beeindruckend – wahrlich, trotz der unzähligen Touristen aus aller Welt. Der andere Teil der Gruppe hat sich die Liftfahrt gegönnt und sitzt längst beim Bier. Nichts dauerts, leisten wir ihnen Gesellschaft. Die meisten von uns gönnen sich aber doch noch die Besichtigung des Museums. Es gäbe da auch noch sehr interessante Führungen in die Bunkeranlagen – aber dafür ist es schon zu spät. Man ahnt direkt Hermanns Vorwurf: „Dås hätt`i euch glei sågn könna – bei eurer Ummahuggarei !“ Und dennoch: Allen hat`s gefallen und alle sind mit dem heutigen Tag sehr zufrieden. Rechtzeitig begeben wir uns auf den Rückweg. Mit dem riesigen Luxuslift lassen wir uns senkrecht durch den Berg in die Tiefe gleiten, steigen aus und gehen etliche hundert Meter durch einen leicht abfallenden, schön ausgemauertenTunnel. Allein schon der Außen - Eingang wirkt sehr beeindruckend auf alle, die um diese Geschichte Bescheid wissen. Der Kehlstein - Bus bringt uns wieder zum Tal – Parkplatz, wo uns Hermann schon mit ernster Miene empfängt. „So – jetz`fåhrn ma rund um den Berg und ålles Åndre erfåhrt`s dånn schon!“ Die <Stille Mess` > findet ihre Fortsetzung, bis wir bei einem Parkplatz ankommen. Dort zeigt er bedeutungsvoll auf einen Waldweg und fordert: „Den geht`s jetz viri, bis i euch entgegnkumm. A bisserl geh`n schåd` euch nit – nach 4 Stund Gåsthaus hugga !“ Nach 10 min. Waldmarsch erkenne ich plötzlich Hermanns Absicht – einen Besuch auf der Scharitzkehlalm. Das sieht ja irgendwie nach Versöhnung aus – mal abwarten ! Als wir fast bei dieser Alm sind, winkt er aber schon von Weitem ab: „ De håmm schon zua – leider – då hätt ma sitzn kenna – åba wånn de < Båhnhofs – Reste > soviel interessanter is`, kånn ma hålt a nix måcha!“ Und so findet diese Herumsiederei ihre Fortsetzung. Einem Taubstummenbus ähnlich fahren wir in unsere Unterkunft – dem Zipfhäusl - in die Ramsau zurück. Ein herrlicher Gastgarten mit schattigen Bäumen erwartet uns. Sofort werden ein paar eigentlich schon besetzte Tische okkupiert (aber nicht von mir) und zusammengestellt. Der junge Ober duldet`s und versorgt uns mit der ersten Weizenrunde. Im Nu herrscht beste Stimmung – kein Wunder bei dem herrlichen Tag heute. Hermann geht mit seinem Handy am Parkplatz im Kreis und telefoniert – wahrscheinlich mit seiner Gerti, die sich sicherlich drum bemüht, ihn wieder auf einen „Normal – Level“ herunter zu holen. Irgendwann setzt er sich doch zu uns und kokettiert abwechselnd mit Bäumen, Berggipfeln und Wolken- natürlich lautlos. Ganz zaghaft kommen aber doch erste Worte raus. Mit dem nun aufgetischten Abendessen ist er – wie auch wir – ziemlich zufriedengestellt. Anscheinend hat ihn das hervorragende Essen psychisch wieder aufgerichtet, denn allmählich findet er wieder zurück zu sich selbst.
Abendunterhaltung:
Erst zwischen Abendessen und Hüttenzauber hab` ich Zeit, mich im Zimmer einzurichten bzw. frisch zu machen. Als das alles erledigt ist, begeb ich mich mit Gitarre und den üblichen "Kramasurien" in den Speiseraum, wo bereits alle Platz genommen haben. Zu meinem Erstaunen ist Hermanns Stimme schon von Weitem vernehmbar – aber nicht grantelnd, sondern eher froh gelaunt. Wie ist das möglich ? Ich freu mich drüber und hoffe, dass aller Zwist beseitigt ist. Wie stets am ersten Abend, wird die ganze Palette von unseren alten Liedern durchgesungen und etliche neue präsentiert. Bald herrscht wieder Stimmung - wie in alten Zeiten. Gegen 23 Uhr geht die erste Partie zu Bett, die alten zähen Hocker – derer ich einer bin – verweilen noch locker 2 Stunden. Vielleicht hätte die Gaudi noch weit länger gedauert, wenn nicht ein Gast wild schimpfend dahergekommen wär. Was für ein Tag heute: Der eine hört auf zu schimpfen – der and`re beginnt erst. Mit dem Weglegen meiner Gitarre ist dieser so halbwegs besänftigt. Und so klingt der Abend fast flüsternd – aber dennoch sehr lustig aus. Na dann auf ins Bettchen – in meinem Fall an Hermanns Seite. Hoffentlich ereilen ihn keine Westkla -Alpträume!
Samstag, 28. Juli 2012:
"Wånn er donnert - Gott behüt`- da Berg, der kennt koa Einsicht nit" (aber nicht nur er..)
Wolkenloser Himmel und strahlende Sonne – wenn`s nur so bliebe ! Der Wetterbericht aber droht bereits mit Unwettern ab der Mittagszeit. Hermann macht den Vorschlag, während der Anfahrt zum Königssee einen Abstecher zur malerischen Kirche "St. Sebastian" zu machen und hofft auf begeisterte Zustimmung. Dem ist aber nicht so – denn unser "Fähnrich" Hans aus Westhausen erlaubt sich, zu widersprechen:“ Noi – i geh`nit in de Kirch` – de int`ressiert mi nit. Då wår i scho` drin !“ Akuter Druckfall in Hermann`s Stimmungsbarometer. Der nächste Stress ist vorprogrammiert. So fahren wir bis zum Königssee halt durch. Gott sei Dank entfällt dort die schon befürchtete Anstellerei bei der Kasse. Aber bereits ein wenig später strömen Massen von Menschen herbei. Wir kommen alle noch auf`s selbe Schiff. Fast unhörbar gleitet dieses elektrisch betriebene Gefährt über das tiefblaue Wasser zu den berühmten Echowänden, wo es - wie erwartet -steh`n bleibt. Der Reiseführer, der gleichzeitig auch Musikant ist , bringt uns mit seinen humorvollen Informationen immer wieder zum Lachen. Eine seiner Meldungen: „ Es ist strengstens verboten, im Bereich des Naturparkes <Königssee> irgendwelche baulichen oder sonstigen Veränderungen, z.B. am Landschaftsbild vorzunehmen – einzige Ausnahmegenehmigung – der Borkenkäfer !“ Als das Schiff dann ganz ruhig steht, greift er zum Flügelhorn und bläst Melodiefragmente gegen die Felsen, die mit kurzer Zeitverzögerung als Echo wiederkehren. Früher hat man sogar Böller geschossen – da kam dann das Echo bis zu 8 Mal aus allen möglichen Richtungen retour. Nachdem diese Zeremonie täglich x - Mal durchgeführt wurde, ließ man davon ab, bevor Viecher und Jäger „stockderrisch“ werden. Am Ende der Vorführung marschiert der Musikant mit seinem Hut das Schiff ab und streift - wohlverdienterweise - ein beachtliches Trinkgeld ein.
Weiter geht die Fahrt über St. Bartholomä zur Saletalm, wo wir Westkla`s aussteigen, um zur Fischunkelalm zu wandern. Dabei bewegt man sich auf einer Länge von etwa 1 km durch ein Terrain, das früher der Königssee war. Ein riesiger Bergsturz teilte vor etwa 800 Jahren denselben und löste eine alles vernichtende Flutwelle aus, die nicht nur viel Schaden, sondern vor allem viele Opfer forderte. Ludwig Ganghofer beschreibt in seinem Roman „Die Martinsklause“diese Katastrophe, die auch den damaligen schrecklichen Beherrscher dieses Gebietes „Wazemann“ mitsamt seinem ebenso schrecklichen Gefolge vernichtete. Der Watzmann, Deutschlands zweithöchster Berg, ist nach ihm benannt. Der restliche See –heut` “Obersee“ benannt- ist immer noch gut 1 km lang. Da links und rechts desselben hohe Felsen aufragen, musste der Steig zum See – Ende aus den Felsen herausgehauen - bzw. gesprengt werden. Ist wirklich großartig angelegt und sehr gut gesichert ! Da man teilweise 20 – 30 m oberhalb der Wasseroberfläche geht, erlebt man ganz tolle Spiegelungen von den Bergriesen der Umgebung. Am Ende des Wanderweges erreicht man die Fischunkelalm. Da lassen wir uns auf den letzten noch freien Plätzen nieder. Bedienung gibt`s hier keine, da muss man sich brav anstellen. Auch gut - ich verschnauf`aber vorher ein wenig. Charly, der schon ganz vorn`in einer kleinen Warteschlange steht, gibt mir das Signal, etwas genauer hinzuseh`n. Tarnungshalber fragt er mich, ob er mir auch ein Bier mitnehmen solle. Soll er - natürlich ! Oh - eine Schönheit von Jungwirtin – vom lieben Gott an Reizen reichlich gesegnet, serviert ihm unsere Durstlöscher. Da muss ein Foto her- es ist original <Heidi von der Alm > – nur halt schon erwachsen. Charly muss sich unbedingt nochmals anstellen- davon brauch ich ein Bild. Schnell sind unsere Flaschen entleert, er stellt sich erneut brav an, um mir mein gewünschtes Fotomotiv vorzubereiten. Ich stell mich weit genug weg, um nicht als fotografierender Lustmolch abgestempelt zu werden. Von meinem guten Zoom ahnt die Schöne ja nichts. Als es soweit ist, trau ich meinen Augen nicht, denn Charly wird plötzlich............. von deren Oma bedient. Viele haben das mitbekommen und „keksen“ sich ab. Ja – da hat Omi wohl was von unseren Absichten überlauert.
Unsere gesamte Truppe aalt sich in dieser herrlichen Umgebung, jausnet, macht Späße und prostet immer wieder auf diesen herrlichen Tag an. Hermann geht`s auch gut, sitzt wie ein Playboy mit seinem nackten, braungebrannten Oberkörper und weißer Schirmkappe mit zwei wesentlich jüngeren Damen auf einer sonnigen Bank und erklärt denen gerade die Mt. Blanc – Umrundung mit allen ihren Schikanen. Es ist schon Mittagszeit und wir haben noch einigen Rückweg vor uns. Drum mach ich den Vorschlag,erst ein Gruppenbild zu machen und dann langsam aufzubrechen, denn das angesagte Wetter lässt sicher nicht mehr lang auf sich warten. Wir vereinbaren einen Treffpunkt in St. Bartholomä. Von da aus ist man schnell am Schiff – wenn`s losgeht. Anscheinend haben sich nur wenige Touristen den Wetterbericht zu Herzen genommen, denn Scharen von Wanderern kommen uns entgegen – sogar mit Kinderwägen. Ich verlass mich da auf mein Gefühl, das mich selten in dieser Beziehung betrogen hat. Beim Durchqueren der Bergsturzzone fällt auf, wie viele Felsbrocken noch als stumme Zeugen meterhoch aus dem Boden herausragen. Ludwig Ganghofer geistert wieder in meinem Kopf umher. Bei der Saletalm blicke ich zufrieden zurück auf uns`re Tagestour. Der Blick zum Himmel verrät mir, dass das Wetter bald umschlagen wird. Ab ins nächste Schiff ! Eines fährt gerade aus und zwei davon stellen sich schon hinten an. Schnell füllen sich diese, denn viele Wanderer wollen früh genug über`n See zurück sein. Während der Wind allmählich zulegt, gleiten wir selbst fast lautlos auf St. Bartholomä zu. Dort hoffe ich, bereits auf etliche von unseren Kumpels zu treffen. So ist es auch und man ahnt, dass es besser ist, nur Flüssiges zu bestellen. Die großen Sonnenschirme trotzen dem Wind gerade noch und am Firmament braut sich Unheil zusammen. Als uns`re letzten Westkla`s einige Schiffe später eintreffen, fallen bereits erste schwere Tropfen – obwohl zwischendurch die Sonne noch kurz durch Wolkenlücken durchscheint. Unsere Tischrunde beschließt die baldige Weiterfahrt, bevor das alle zugleich wollen. Während sich unsere Letztankömmlinge noch ein eiliges Bier gönnen, stellen wir uns schon einmal zur Bootsanlegestelle.
Gott sei Dank steh`n wir bereits im Bootshaus, als die ersten kurzen, aber heftigen Regenschauer niederprasseln. Aus der Ferne hört man bereits kräftige Donnerschläge. Gerade in einer Regenpause besteigen wir unser Schiff, das im Nu gerammelt voll ist. Bedrohlich senkt sich vom Watzmann eine undurchsichtige, weißgelbliche Hagelwand und verschlingt unser gesamtes heutiges Wandergebiet. Über uns selbst quellen gewaltige, dunkle Gewitterwolken. Warum die Schiffe, die uns entgegenkommen, immer noch viele Passagiere an Bord haben, ist mir rätselhaft. Nun sind die Wellen schon so hoch, dass es für Ruderboote,derer einige unterwegs sind, sicher problematisch wird. Ein erstes Rettungsboot ist bereits zu einem Einsatz unterwegs. Dann geht`s los: Sturmböen,wolkenbruchartiger Regen – mit Hagel durchsetzt – holt uns ein. Einige der eben genannten Boote kämpfen Richtung Seelände zurück. Durchwegs sind es junge, kräftige Burschen mit nacktem Oberkörper, die ihre Freundinnen oder Frauen- gut eingewickelt - zum Seeufer retten. Dazwischen zucken Blitze und es kracht ohrenbetäubend. Längst haben auch wir uns am Schiff mit Pelerinen ausgestattet. Die Matrosen verfluchen das Wetter, legen die Seile an und entlassen uns auf gut Glück. Dieses finden wir aber allesamt schnell unter den großen Vordächern der Restaurants , Geschäfte und Hotels. Wir warten eine halbe Stunde – in der Hoffnung, dass dann alle beisammen sein würden. Fast geschafft – nur einer fehlt: Schmuggler! Ein gewisses Indiz dafür, das er sein Bartholomä Bier am längsten genossen hat. Aber er ist schuldlos an der Verspätung, denn die Passagiere, die man trotz des nahenden Unwetters noch in die Schiffe ließ – steigen nirgends aus und fahren die Runde zurück – sozugen als „Action Urlauber“. Deshalb kann auch kaum jemand unterwgs zusteigen.
Hauptsach`unser Vermisster hat sich gemeldet und wir sind alle ganz. Hermanns Bus ist startbereit- drum fahren wir einmal los. Außerdem scheint das Ärgste vom Wetter überstanden zu sein. Es schüttet zwar nach wie vor – nicht mehr so wie früher und die Donner grollen eher aus den Höhen hernieder.
Rückfahrt zum Zipfhäusl:
Hermann – zur Zeit wieder gesprächig – hat neuerlich eine Schnapsidee: Wir könnten, falls es schöner wird, noch ein, zwei Stunden am Panoramaweg entlang wandern. Prophylaktisch teile ich ihm darauf mit, dass kaum jemand „Bock“ darauf haben dürfte – mit oder ohne Regen – wir hätten doch genug erlebt heute. Und wieder wird`s recht still im Bus. Wir 3 Beifahrer (Seppi, Charly und ich) begeben uns nach der Ankunft beim Zipfhäusl in die Zimmer, während Hermann telefonierend am Parkplatz bleibt und sich danach ins Gastzimmer setzt. Jedenfalls treffen auch bald die Westhaus`ner ein, putzen an der Terrasse ein paar nasse Tische – wie auch Bänke ab und setzen sich in die Abendsonne, welcher die abziehenden Gewitterwolken wieder Platz gemacht haben. Aus meiner sonstigen Abendreinigung wird dadurch eher eine Katzenwäsche, nur um bald wieder bei der Clique zu sein. Wir sitzen draußen – Hermann drinnen bei einer riesigen Zeitung. Jegliches Fensterklopfen ist vergeblich! Heute wäre sein Dia – Vortrag für uns Greenhorns, die wir halt doch noch nicht alle Gipfel, Wege und Hütten abgegangen sind. Das wäre sicherlich eine Bereicherung, wie schon die Jahre zuvor. Er macht das eh`sehr lebendig und eindrucksvoll – aber eben nur für jene – die das auch interessiert. Meine Umfrage ergibt 8 Mann, die gern schau`n möchten. Ich teile ihm das mit - und den Wunsch der Gruppe, dass er doch nach draußen kommen möge. „Kummt überhaupt nit in Fråge – entweder ålle – oder koana. De oan wolln nit in de Kirch` – de åndern wolln nit hatschn –åndre wolln koan Vortråg. Mir reicht`s – i håb gnua von euch – i bin heuer total enttäuscht von Westkla. Mi seht`s sicher nimmer !“ Das kommt mir so bekannt vor, war da nicht gestern auch sowas ??? Ich geh`raus zu den Kumpels, berichte vom bayrischen Volkszorn und diagnostiziere: Eigentlich gibt’s nur mehr 2 Varianten – Flucht oder….(nein – nicht Angriff – das macht er eh dauernd)……oder Anpassung. Herbert – unser Mediator aus Westhausen unternimmt noch einen Versöhnungsversuch vorm Abendessen – ohne Chance. Wir speisen draußen – er drinnen. Nach dem Abendessen, das wieder hervorragend mundete, unternimmt der neuerlich Beleidigte einen Abendspaziergang am Panoramaweg. Peter folgt ihm ………..und kommt mit einem versöhnten Hermann zurück.
Abendgestaltung:
Ich gratuliere Peter zu seinem psychologischen Geschick, wie hat er das geschafft ? Somit steht auch einem zweiten, gemeinsamen Hüttenzauber nichts im Weg. Wie gestern – wird auch heute viel gesungen, lustige Anekdoten erzählt – und das bis weit in die Nacht hinein. Die Hocker setzen traditionsgemäß ein bis zwei Stunden drauf. Heut "putzt" uns kein Gast vorm Schlafen-Geh`n zusammen. Unser Kontrahent von gestern hat entweder schon die Flucht ergriffen oder sagt zu seiner besseren Hälfte: „Geh doch selber runter meckern, wenn`s dir zu laut ist !"
Inzwischen hat sich die eigentliche Kaltfront über Süddeutschland gelegt und überquert uns mit stundenlangen, heftigen Regengüssen. Mit diesem Geräusch einzuschlafen ist für mich der denkbar schönste Tagesabschluss. Nein - nicht ganz - da gäb`s schon noch etwas - das schöner wär`- aber nicht mit Hermann!
Sonntag, 29. Juli 2012:
Vom „Toten Mann“…von Musi und Gemütlichkeit….und von der Lust am Philosophieren
Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Die Kaltfront ist noch immer stationär und wird uns mit wechselhaftem Wetter beglücken, d.h. mal Regen – mal Sonne. Allzu große Gipfelgänge sind eher abzuraten. Hermann führt uns auf den sogenannten „Toten Mann“ (2,5 – 3 Std. Gehzeit) und ist wieder halbwegs gesprächig. Zuvor aber gibt`s ein Schlehe /Schnäpschen - von Metzger Franz (Miraculix) sorgsam ausgesucht und geerntet, wohl ausgereift und auf geheimnisvolle Weise vollendet. Herbert hat dazu die Gläschen namentlich beschriftet, damit ja keiner missbräuchlich jemandem etwas wegsaufe. Jeder Tag beginnt auf diese Weise und natürlich mit einem herzlichen und lauten " PROST". Erst dann wird der Rucksack aufgenommen und Hermanns Abmarschbefehl abgewartet. Brav folgen wir seiner Fährte – anfangs auf Asphaltstraßen, den überwiegenden Streckenteil aber auf Schotterwegen, immer relativ steil durch Wälder ansteigend. Wie erwartet setzt Regen – Gott sei Dank kein Gewitter – ein. Die Wolken stehn hoch, sodass alle Berge trotz Regens schön zu seh`n sind. Kurz vor dem Gipfelhaus, das im Winter ein Restaurant für Schifahrer ist, braut sich in einigen Westhaus`ner Köpfen eine Gaudi zusammen. Wie schon seit Jahrzehnten geht’s um die Ehre, als erster oben am Ziel zu sein. Die Betroffenen beschleunigen wortlos ihr Tempo, bleiben dicht zusammen und legen irgendwann zum Zielsprint los. Für den Rest der Gruppe ist das Zuschau`n immer recht lustig. Einer von uns kennt diesen Brauch anscheinend nimmer, obwohl er ihn mehrmals miterlebt hat. An ihm marschieren die Kämpfer zügig vorbei, was derselbe inhaltlich aber nicht checkt. Mit lauter Befehlsstimme versucht er, die Ausreißer abzubremsen: „ Hey – wås rennts denn voraus – bleibts då – i muass euch da vorn des Panorama no erklärn – bleibt`s stehn !“ Zu mir wendend: „ De renna då oafåch davon, wo i wås zoagn wü`!“ Ich versuche, ihm diesen alten Brauch zu erklären und dass er es immerhin mit uns Achte noch versuchen könne. „ Na – entweder äu – oder koana!“ Während ich ihn zu beruhigen versuche, sitzen die Andern längst in der Wirtschaft. Er setzt sich außerhalb der Hütte zu einem Tisch und brütet wieder. Ich selbst schau mit dem Fernglas interessiert in die umliegenden Gebirgsgruppen, die meisten für mich – namenlos. Als ein paar Damen aufkreuzen, steht der Führer plötzlich neben mir und legt gleich los: „Då Hånsi- hamma vorgestern gwesn beim Hohen Göll - und beim Kehlsteinhaus – siagst es – drent ? Weida rechts is dånn da Watzmånn – då wo ma auffegången san zur Eiskapelln. Danebn is da Hochkålter und übers Tål ummi de Reiterålpn. Då wår i überall drobn ! Mit bewundernden Gesten quittiere ich die Erklärungen und verabschiede mich ins Gasthaus, denn ich möchte`mich nicht verkühlen. Wir alle essen was Kleines und stoßen auf den „Toten Mann“ an. Draußen setzt neuerlich Regen ein – darum mein Vorschlag, wenigstens ein Stück mit dem Lift abzufahren. Leo, Hans und Herbert gefällt meine Idee, damit ersparen wir uns das steile Abwärts – Geh`n. Dennoch sind wir noch eine gute Stunde über den SOLE - Weg bis zum Berggasthof „Gerstreit“ unterwegs, wo`s heute Musik gibt – und das wir vom letzten Mal schon als sehr empfehlenswertes Gasthaus kennen. Der überwiegende Teil der Gruppe – 8 Mann – steigt vom Gipfel über einen „Abkürzer“ zum selben Gasthaus ab.
Berggasthaus Gerstreit:
Als ob wir Aprilwetter hätten – scheint auf einmal wieder die Sonne. Aber wir trau`n dem Frieden nicht ganz und reservier`n lieber 2 Tische im Gastzimmer, wo die Musik spielt.
2 fesche Damen im „Dirndl“ sind es – eine mit Gitarre, eine mit Zither – und ein echtes bayrisches Mannsbild in Lederhosen, Grauen Stutzen, weißem Hemd, Hut mit Gamsbart und selbstgezüchtetem Bart. Er spielt Ziehharmonika- wie die wesentlich jüngeren Damen recht professionell- verfügt aber über eine Einheitsmimik, vergleichbar mit den bewegungslosen Straßendarstellern. Erst wenn ein neues Krügerl vorbeikommt, schaltet seine Mimik für ein bis zwei Sekunden auf heiter, um gleich wieder zu erstarren. Das macht aber alles nichts, denn die Musik ist gut. Die ebenfalls im feschen „Dirndl“ arbeitenden Kellnerinnen sind sehr flott, freundlich und haben ein hervorragendes Mundwerk, das auf jede Situation und augenblicklich Kommentare fabriziert, die 100 % Lacher sind. Mit dem ausgezeichneten Essen dazu sind wir in einer Veranstaltung, die man nicht so leicht vergisst.
Unsere Marschierer sind überraschend schnell da – hätte mit deren Ankunft mindestens eine Stunde später gerechnet. Die Abkürzer konnte keiner von denen gewusst haben – also hat die Kommunikation mit Hermann doch wieder funktioniert. Der kommt etwas später nach, da er auf seine Knie sehr aufpassen muss. Nichts dauert`s – sitzen alle wieder beisammen – die Westhaus`ner und Klagenfurter mit uns, Hermann mit 2 älteren Damen, die er gerade auf der Terrasse aufgegabelt hat. Interessiert hören sie ihm zu, essen mit ihm, hören wieder zu, trinken Kaffee und hören zu – und hören auch später noch immer zu. Da draußen das herrliche Wetter zu halten scheint, zieht`s auch uns nach dem Essen hinaus. Hermann woll`n wir in seiner trauten Dreisamkeit nicht stören, drum setzen wir uns 3 bzw. 4 Tische weiter links nieder. Das wunderschöne Panorama liegt für einige Zeit im herrlichsten Sonnenlicht. Hier gönnen wir uns nun die Kaffeepause und ein paar kühle „Woize“ drauf. Irgendwer kommt irgendwann auf die Idee, zu testen, ob dieselben uns reaktionsmäßig schon angeschlagen hätten. Dazu ist am Tisch eine Steinpyramide – bestehend aus gut 10 Steinen – zu bauen, als Alkomat- Ersatz sozusagen. Im Nu stellt sich heraus, dass die Kärntner noch die besten Nerven besitzen. Haben mit dieser Spielerei eine halbe Stunde lang unseren Spaß. Leo brauchen wir nicht mehr testen, der schläft inzwischen wie ein Roß – bei Tisch. Fest steht aber, dass wir noch für niemanden ein Taxi brauchen. Da der Himmel sich von Westen her schon wieder verdunkelt, bereiten wir uns langsam auf den Rückmarsch vor. Der junge Wirt kommt abrechnen und hat wie seine „Servicemädels“ einen absolut guten Spruch drauf. Können dieses Gasthaus jedem Wanderer nur empfehlen, wie es Hermann bei uns schon getan hat. Übrigens: Der eben Genannte glaubt anscheinend, dass wir ihn schon heimlich verlassen hätten, zahlt und sucht uns – vergeblich. Obwohl er uns aus nur 5 m Entfernung ansieht, bemerkt er uns nicht, dreht eine Runde in den Gasträumen, schaut wiederum vergeblich nach uns und vertschüsst sich Richtung Soleweg. Wir halten uns ein bisserl zurück, weil wir ihn ohnehin noch einholen.
Beim Abmarsch gehen wir an 2 sichtlich erleichterten Damen vorbei, die heut`mit Garantie keinen Bergsteigervortrag mehr brauchen.
Heimmarsch zum Zipfhäusl:
Haben wohl nur gedacht, unseren Power - Methusalem noch einholen zu können. Ein paar Fotos unterwegs bremsen unsere Durchschnittsgeschwindigkeit zusätzlich. Nach etwa 1/3 der Gehstrecke beginne ich mit Peter ein Gespräch, das so interessant ist, dass weder er – noch ich etwas von der restlichen Dreiviertelstunde mitbekommen. Uns beiden ist, als wären wir die Strecke geflogen. Dabei haben wir nur über dies und jenes philosophiert. Als wir beim Zipfhäusl ankommen, sind alle schon da. Hermann hat bereits wieder ein deutsches Ehepaar in der „Reißen“- bin gespannt – wie lange. Ein Blick zum Himmel gibt uns zu versteh`n, dass es besser ist, einen überdachten Sitzplatz im Freien zu wählen. Eine Viertestunde später schüttet`s und kracht`s wieder ordentlich. Hermanns männlicher Zuhörer wechselt den Standort und geht bei uns mit den Worten -“ Da habt ihr euch ja einen Dampfplauderer aufgegabelt !“- vorbei. Unsere Crew unterm Zeltdach hat schon wieder gute Laune und die „Woize – Runden“trudeln nach und nach ein. Dort am anderen Terrassen Ende fegt nun der Wind allmählich Regenfontänen zu den anscheinend wetterfesten Gästen, die unterm Balkon sitzen. Hermanns Disput ist damit auch zu Ende.
Ich geh ins Zimmer, zieh`mich um, dusche, richt` mich für den Abend her und suche das Gastzimmer auf. Es ist kaum zu glauben – unser Kampfredner hat wieder ein junges Pärchen aufgegabelt, die dem Referierenden mit offenen Augen und Ohren folgen. Auch ich setz mich dazu und gebe dann und wann - viele Gelegenheiten gibt`s nicht dazu - meinen Senf ab. Erst zum Abendessen setz ich mich wieder weg, erfrisch` mich nochmals im Zimmer und hol meine Gitarre für den Abschlussabend. Schad`- die jungen Leut`sind weg – waren wirklich sehr symphatisch -hatten aber < angeblich > heute noch einen < wichtigen Termin > . Unser Bayer sitzt wieder bei uns, singt ein Weile lustig mit und verheddert sich plötztlich in eine heiße, politische Debatte, die damit endet, dass Peter mit ihm Klartext redet – u.a. „ Hermann, jammer daheim deiner Frau vor, was dir an den Politikern nicht passt und lass uns in Ruhe damit, am Abschlussabend muss es doch ein besseres Thema geben !“ Als er merkt, dass er keine Verbündeten hat, verabschiedet er sich Richtung Zimmer. In der Folge wird fast nur mehr diskutiert, nur zwischendurch ein Liedchen gesungen. Auch manche Westkla Anekdote kommt auf den Tisch und bringt die ursprüngliche Heiterkeit wieder zurück. Klaus, der schon ein paar Flaschen Wein gesponsert hat, wird gebeten, dies nicht mehr zu tun, weil das Bett rufe. Klaus sieht mich an und grinst gleich schelmisch, da er merkt, dass dieser Ruf mich noch nicht ereilt hat. Leer ist der Tisch – und unsere Stunde gekommen. Eine neue Flasche „Rot“ steht da ! Ein Gedankenaustausch der besonderen Art findet statt, teils ernst , meist aber sehr amüsant. Da kann wirklich nicht jeder mitreden – ohne danach einen Teil seiner heiligen Grundwerte eingebüßt zu haben.
Ja – ganze Welten könnten zusammenstürzen. Thema: Sorry –„ TOP SECRET !“
Um halb drei gehen auch wir zu Bett – wobei ich die treibende Feder dazu bin. Mein Gesprächspartner allerdings hätte nicht nur Lust auf eine neue Flasche, sondern wohl auch auf einen nahtlosen Übergang zum Frühschoppen.
Montag, 30. Juli 2012:
Sag zum Abschied – leise „Servus“
Abreisetag ! War eine sehr kurze Nacht für mich, bin aber dennoch recht gut drauf. Sorgfältig wird gepackt und das Zimmer zusammengeräumt. Um 8 Uhr sitzen wir alle brav beim Frühstück, unterhalten uns , scherzen miteinander und es sieht nach einem harmonischen Abschied aus. Als die ersten Westhaus`ner Richtung Küche geh`n, um mit der Wirtin abzurechnen, ertönt aber schon wieder Gemecker: „Des håb i scho gern – wenn oana nåchbestellt und dånn åll`s steh` låsst“. Der vermeintliche Täter erfährt dies und klärt mit scharfen Worten ab, wie das wirklich gelaufen ist, womit wir wieder einen Beleidigten haben. Alle bezahlen bei der Wirtin und loben zu recht Bedienung, Verpflegung und Unterkunft. Sie freut sich sehr darüber und wünscht auch uns alles Gute. So manchen wird sie sicher wieder einmal als Gast begrüßen können, vermutlich auch mich. Dieses überaus gastfreundliche Haus weiter zu empfehlen, ist wohl unser aller Pflicht !
Für eine kurze, gemeinsame Abschluss - Unternehmung ist das Wetter leider viel zu schlecht und so werden sich unsere Wege nun bald trennen. Mehrere Gruppenfotos mit dem Zipfhäusl im Hintergrund werden noch geschossen, wobei nicht jedem das Lächeln leicht fällt. Glückwünsche und Umarmungen werden ausgetauscht, sowie ein aufmunterndes „ Also dånn bis nächstes Jåhr auf der Turrach !“. Hermann aber verabschiedet sich unmissverständlich distanziert – in der Gewissheit, nie mehr wiederzukehren ! Er macht uns Kärntnern noch das Angebot, bis Traunstein zu fahren, um einen schnelleren Anschluss nach Klagenfurt zu bekommen. Wir lehnen dankend ab, haben ja den ganzen Tag Zeit. Nochmals fragt er uns: „Wås wollts denn 4 Stund am Båhnhof måcha ?“ „Hermann“ – antworte ich – Måch dir über uns kane Gedånkn. Då gibt’s so nette Gåsthäuser in der Näh` – då wird uns nit fad ! Das kostet sogar ihm nochmals einen Lacher ! Uns verabschiedet er am Bahnhof schon etwas freundlicher. Ein letzter Winker - und weg ist er. Wir schaun uns den Zugfahrplan an und beschließen, in eineinhalb Stunden loszufahren, damit erreichen wir in Freilassing einen Zug früher nach Klagenfurt. Also dann auf – nochmals zum Schwabenwirt - wo uns`re Westkla – Tage begannen. Ich geh auch zur Information, um mir Prospekte und Infos über die „Heilige Nacht in St. Bartholomä“ zu besorgen. Für ein Weizenbier und einen Kaffe ist Zeit genug, die wir echt genussvoll auskosten. Die anschließende Fahrt nach Freilassing ist so eine Art vorgezogenes „Mittagsschläfchen“. Dort haben wir eine Stunde Zeit, die wir wieder im Gastgarten hinterm Bahnhof - bei Bier und „Chili Con Carne“ verbringen.
Heimfahrt nach Klagenfurt:
Wir haben Glück und bekommen auch diesmal einen Tischplatz. Jetzt merkt man, dass 4 Tage doch ganz schön anstrengend sind, denn das Sandmännchen sucht uns schon wieder heim. Kurz vor Schwarzach sind wir aber rechtzeitig munter, um in den Speisewagen zu wechseln. Seppi meldet sich freiwillig als Wachmann, um unsere Schätze (u.a. Berge von Dreckwäsche) zu hüten. Charly und ich durchfahren sowohl Gasteiner – als auch Mölltal bei Kaffee, Kuchen und Bier. Während es im Bereich der Hohen Tauern fest gewittert, strahlt südlich davon mehr und mehr die Sonne – allerdings auch nur vorübergehend. Ab Spittal sitzen wir wieder bei Seppi. In Klagenfurt werden wir von unseren Damen abgeholt, heimgebracht, ausgezogen, in die Wanne gesteckt u. geschruppt. Spaß beiseite – es bleibt diesbezüglich bei der Taxifahrt – und nur bei dieser!
Abschließend ruf ich noch Hermann und Herbert an, ob sie wohl heil angekommen seien. Sind sie Gott sei Dank alle. Hermann jammert mir nochmals eine Serenade vor – Herbert dagegen lässt von allen ausrichten, dass es ihnen sehr gut gefallen hat und dass sie sich schon auf Westkla 2013 freuen. Mit dieser postiven Rückmeldung ist Westkla 2012 offiziell beendet.
Ein heftiges Nachtgewitter mit Sturmböen und stundenlangem Regen erscheint mir wie ein Abschiedsgruß vom Schicksalsberg, der es diesmal gut mit uns meinte. Denn eines wissen wir von ihm: „So viel`håt er sich schon g`holt – nur uns håt er bisher verschont – weil wir stårk wårn. Åba wen er amål påckt håt – den låsst er nimmer aus – der Watzmann !“ Und so grüße ich den Giganten nochmals respektvoll und aus sicherer Ferne mit einem herzlichen: „ HOLAREITULIÖH !“
Nachwort:
Obwohl vieles anders hätte sein können, bedank ich mich beim aktivsten < Anekdoten – Lieferanten > Hermann, der uns nicht nur diese wunderbare Unterkunft „Zipfhäusl“, sondern auch die tollen Tourenvorschläge machte. Hätte er etwas mehr Ahnung und Gefühl für gruppendynamische Prozesse, die 28 Jahre gewachsen sind, dann wäre auch er glückselig heimgekehrt. Schade ! Danke auch für die organisatorischen Mühen im Martell - wie auch im Schnalstal, sowie das Jahr zuvor im Bereich Winklmoosalm, Dürnbachhorn und Weidringer Steinplatte.
Jedenfalls wünschen wir ihm in Zukunft Bergkameraden, die seine sicher gutgemeinten Vorschläge – aber auch Anordnungen bedingungslos und ohne Hinterfragen akzeptieren.
Also dånn: „Nix für unguat Hermann und ålles Guate auf deinen weiteren – und hoffentlich noch zåhlreichen und wieder freudvolleren Bergåbenteuern !“