Westkla 2013 - Turracher Hoehe
von Hans Lackner
WESTKLA 2013
Zum 29. Mal nach unserem ersten Kennenlernen verbrachten wir 4 erlebnisreiche Tage in den Bergen, diesmal in den Nockbergen – rund um die Turrach. Bei einem Wetter, das an Idealbedingungen nicht mehr zu überbieten war und bei bester Laune, war es nicht schwer, wieder Erfolgsgeschichte zu schreiben. Muss allerdings zum Wetter gleichzeitig noch anmerken, dass die armen Menschen in den Tallagen bei angesagten Plus 38 bis 39 Grad eher das Gegenteil durchlebten.
Im nächsten Jahr beschließen wir die erste Westkla - Ära mit der 30 – Jahr Feier und natürlich allerlei Unternehmungen im Bereich der „ Schwäbschen Alb „ im Schwabenlande. Was danach kommt, wird sich "Westkla – Light" nennen und nichts mehr mit Kletter – Ausdauer - oder Gletschertouren zu tun haben.
Mit dabei waren:
* Franz, Herbert, Klaus, Otto, Gebhard, Hans, Edwin, Leo, Peter, Bernd aus Westhausen
* Charly, Seppi und ich aus Klagenfurt
Unterkunft:
Kinder- u. Familienhotel Nockalm****
Prädikat: preiswert, sehr günstige Lage, Verpflegung und Unterkunft hervorragend - und was das Wichtigste ist: Flottes, bestens eingespieltes und sehr freundliches Personal )
Austragungsort:
Turrach, an der Grenze zu Kärnten und Steiermark, Austria, Europa
Datum:
Freitag, 26.7. bis Montag, 29.7.2013
Vorherrschende Wetterlage:
Hitzewelle mit eingelagerten, nächtlichen Hitzgewittern. Tagsüber traumhafte Tourenbedingungen !
Freitag, 26. Juli 2013:
Mit Charlys frisch repariertem Auto fahren wir bei herrlichstem Wetter auf die Turrach – und zwar so zeitig, dass wir eine Stunde vor der vereinbarten Zeit ankommen müssten. Wollen heuer unbedingt mal die Ersten sein, wo wir doch so viel näher beheimatet sind. Nichts damit – die Schwaben rufen uns schon von Weitem mit erhobenen < Woize -Gläsern > zu. Freudige Umarmungen, lustige – aber auch schelmische Bemerkungen und mehrmaliges Anstoßen kennzeichnen unser Begrüßungsritual. Um uns für die Einstiegstour ( 3 Seen – Wanderung ) fit zu machen, speisen wir auch gleich fein. Von drei – noch vor unserer Ankunft bestellten Portionen Kärntner Nudeln - kann sich allerdings nur mehr einer daran erinnern. Klaus und Gebhardt opfern sich als Zusatz – Gourmets. Nach dem Essen belegen wir unsere Zimmer und vereinbaren 15.00 als Abmarschzeit zu besagter Wanderung. Für diese, heute noch relativ kamote Eingehtour habe ich mit vollzähliger Teilnahme gerechnet. Charly – unser heuriger Organisator hat aber an die Gebrechlichsten gedacht und sie unter dem Pseudonym < Kniescheiben Sodbrenner > von allen schweißtreibenden Aktivitäten freigestellt. Und so kommt es, dass sich selbige heute zum Schutz ihrer Gebeine nicht aus dem Gastronomie – Ballungszentrum hinaus begeben.
Der Rest aber ( 8 Mann) startet zur 3 Seen Wanderung:
Ehrlich gesagt hatte ich eigentlich keine besonderen landschaftlichen Erwartungen von dieser Gegend – nehme das aber sofort und bereitwillig zurück, da ich nun mitten darin unterwegs bin. Der Pflanzenreichtum inmitten des überall gegenwärtigen Zirbenbestandes, die bestens ausgebauten Steiganlagen, die vielen Schnitzfiguren und Tafeln mit wertvollen Anregungen, die 3 Seen und die urigen Hütten rundum haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Nach etwa einer guten halben Stunde Marschzeit stehn wir staunend vorm Grünsee. Kein Phantasiename – der See ist tatsächlich grün und aus dem glasklaren Wasser ragen uralte Baumstämme als Zeugen einer längst vergangenen Zeit aus der Tiefe empor. Trotz des wunderbaren Anblicks gleiten unsere Augen bald hinüber in Richtung Karlhütte, die einladend in unmittelbarer Nähe steht. Charly lotst uns aber an der Versuchung vorbei – wohl mit dem Hinweis, dass diese ohnehin für morgen vorgesehen sei. Nach einer Abzweigung geht’s tüchtig ansteigend weiter in Richtung Schwarzsee. Da lichtet sich nach wenigen Minuten der Wald und wir betreten Almgelände mit einer uralten, besonders liebevoll geschmückten Almhütte. Eine drohende Gewitterwolke über uns – noch viel mehr aber eine lustige, uns zuwinkende Sennerein verleitet uns zur Einkehr. Obwohl schon etwas gehobeneren Alters, schaut dieselbe recht gut aus und hat ein Mundwerk, das uns alle positiv beeindruckt. Schnaps und Most hätte sie anzubieten – oder Kuhmilch, die sie aber erst besorgen müsse. Letztere Arbeit ersparen wir ihr gerne, sind auch mit den Naturprodukten der anderen Art völlig zufrieden. Und nun kommt, was fast kommen musste: Es entsteht ziemlich schnell ein Fachdisput übers < Schnaps ansetzen >. Nockbergische und schwäbische Geheimnisse werden gegenseitig ausgetauscht. Charly nähert sich zudem dieser Herbstrose in sehr freundschaftlicher Weise, worauf aus dem dunklen Hütteninneren eine Männerstimme herauskräht: „ Wennst mei Ålte ånbaggerst, reiß i dir den Haxn aus !“ Sofort herrschen beim Angesprochenen wieder absolut gesittete Umgangsformen, obwohl die Meldung ohnehin eher als Spaß gedacht war. Mein von mir auf Minuten genau vorberechneter Gewitterguss prasselt plötzlich wie aus dem Nichts über die Alm. Wir flüchten ins Hütteninnere und bemerken erst jetzt, dass wir durchaus nicht die einzigen Gäste hier heroben sind. Einheimische sind es, die sich recht vergnügt mit dem Senner unterhalten. Jetzt bin auch ich sofort überzeugt, dass das mit dem Haxn ausreißen ein Spaß war und Charly seinen Weg normal fortsetzen könne. Obwohls auch da drin lustig hergeht, die Enge und die schwülwarme Luft treiben mich bald wieder nach draußen. Lieber werd` ich nass und mein Mostglas füllt sich von allein wieder auf. Doch - so schnell der Guss gekommen ist , ist er auch schon wieder vorbei. Die Sennerin, die grad mit ein paar frischen Mostflaschen ums Eck kommt, schenkt mir gleich eine neue Halbe ein – und nicht nur mir. Wie ich meine Kumpels kenne, wird die Nachschubfrage gleich wieder hochaktuell sein. Mit dem Erscheinen der Abendsonne kriechen aber alle wieder aus dem dunklen Verließ hervor- mitsamt Sennerin. Das Schnaps – Fachsimpeln und das Herumblödeln findet seine Fortsetzung incl. überzeugender Kostproben. Ein zuvor nicht als < Kniescheiben – Sodbrenner > Identifizierter – italienischer Herkunft – humpelt mit geborgten Stöcken tapfer zu seinen Schicksalsgefährten zurück. Hätte es die Zeit erlaubt, wer weiß, wann wir losgegangen wären – jedoch das anstehende Abendessen in unserer Unterkunft veranlasst auch uns allmählich zum Rückmarschieren. 2 Seen warten ja noch auf uns – der Schwarzsee und der Turrachersee. Wir verabschieden uns von diesen netten Leuten und marschieren gut gelaunt zwischen Rindviechern und Pferden los. Unsere Aufmerksamkeit ist jetzt nicht mehr dieselbe von vorhin, - schaun lieber, dass die Füße ihren Aufgaben gerecht werden und blödeln in einem fort. Unserem Biker geht’s noch schlechter, der muss wegen seiner vergessenen Sonnenbrille sogar nochmals zurück zur Katscherhütte. Als endlich der Schwarzsee auftaucht, stellen wir das zwar mit Genugtuung fest, marschieren aber gleich weiter talwärts zum Turrachersee bzw. zu unserer Unterkunft. Protzige Almhütten gut betuchter Zeitgenossen und noch protzigere Geländewägen stehn zu Dutzenden am Wegesrand. Schön sind sie allesamt und irgendwie kalt, ihre Botschaft drückt ein bisserl die Almstimmung. Ist das nun der Neid - frag ich mich - und maße ich mir da etwa ein Vorurteil an ? Kann es denen überhaupt besser geh`n, als es uns ohnehin geht ? „Leben und leben lassen“ sei unser Westkla – Motto!
Abendgestaltung:
Quitschfidel sitzen die < Kniescheiben – Sodbrenner > an der Hotel Terrasse und berichten von ihren ausgedehnten Einstandswanderungen. Nach dem Abendessen versuchen wir uns im „ Hüttenzaubern“ der alten, gewohnten Art , singen brav miteinander – reden und lachen viel dazwischen, kommen aber nicht voll in Schwung. Das Bett lockt eindeutig mehr, als eine halb durchgezechte Nacht. Schmuggler an uns Kärntner wendend: „ So kenn i euch gar nit, ihr beginnt zu schwächeln>! Nehme diese Anmerkung für eine vorgezogene, angenehme Nachtruhe gerne in Kauf, wie die meisten anderen auch . Allein Klaus steht dem einsamen Zecher tapfer zur Seite. Wann deren Nachtruhe begann – der Mond wird’s wohl wissen !
Samstag, 27. Juli 2013
Es geht nichts über eine herrlich durchschlafene Nacht. Energiegeladen und bei bester Laune begrüße ich am Balkon den jungen Tag, der mir da schon so sonnig entgegen strahlt. Keine Wolke steht am Himmel und ich freu mich auf den bevorstehenden Erlebnistag. Allmählich krabbeln auch die Kumpels daher, strecken und räuspern sich und sind nicht weniger motiviert als ich. Selbst die Nachtschwärmer sind bestens drauf. Am Programm stehn heut der Aufstieg auf den 2208m hohen Schoberriegel und der Besuch der Oberen Vastlhütte - sowie der Karlhütte. Die < Kniescheiben – Sodbrenner > machen die Versehrtenrunde über Schwarzsee, Katscherhütte und Karlhütte, bei der wir uns schließlich wieder treffen. Nach dem Frühstücksbuffet geht’s los: Herbert vergattert den ganzen Haufen, teilt die Tagesbefehle aus, entlässt die Sodbrenner und startet unser Programm mit einem militärischen < Iiiiiiiiim Gleichschriiiiitt marrrsch > !“
Nach 200 m – kurz nach dem Überqueren der Turracherstraße halten wir – bedingt durch ein jämmerliches Winseln und Jaulen – an. Es ist ein eher großer Hund in panischer Flucht. Verfolgt ihn ein Tierpeiniger mit der Peitsche oder ist er gar angeschossen worden ? Nichts davon – es ist eine Katz`mit wohl übertriebenem Selbstbewusstsein und agressivstem Angriffsverhalten. Durch ihre aufgestellten Haare wirkt sie doppelt so groß und keiner von uns käme auf die Idee, sie streicheln zu wollen. Erst am Ende des Parks lässt sie von ihrem zerkratzten Opfer ab. Nach diesem aufheiternden Erlebnis steigen wir zum Schwarzsee auf, schießen Fotos und teilen uns in zwei Gruppen: Die einen, die den See botanisch und zoologisch motiviert umrunden – und die andern, welche die Sonnalmhütte ansteuern und als Tankstelle für den nun folgenden Gipfelsturm ansehen. Eine < Schmalgeiß > von einer Wirtin in Lederhosen und absolut nicht auf den Mund gefallen, tankt uns wohlwollend auf. Die Seeumrunder folgen nach ihrer Ankunft unserem Beispiel.
Aufstieg auf den Schoberriegel:
Gut markiert und ganz schön ansteigend führt uns ein Weg über Almböden – beweidet von Kühen und Pferden - bis zu einer stillgelegten Sessellift – Bergstation. Nun wandelt sich der Weg zum steilen Pfad, der uns als Gratwanderung bis zum Gipfel begleitet. Wenn auch schweißtreibend, so lohnt dieser Abschnitt allein schon durch seine wunderbare Aussicht auf die Turrach und die umliegenden Nock – Gipfeln. Natürlich machen wir auch regelmäßige Pausen, die sich bei allen zum Nachtanken, Fotografieren oder Pinkeln großer Beliebtheit erfreuen. Zeit haben wir ja genügend und das Wetter verspricht wenigstens tagsüber Beständigkeit. Als sich der Gipfel nähert, hör ich von hinten die schnellen Schritte eines Überholenden. Ein Skyrunner vielleicht ? Ja – so scheint es, aber nur für die letzten paarhundert Meter. Herbert persönlich ist es – aus unserer Runde – heut allerdings als Alleinkämpfer. Ob da nicht Doping mit im Spiel ist – (etwa Viagra gelutscht oder durch Schlehe verursacht) ? Macht nichts, wir gönnens ihm. Mit einem vergnügten Siegeslächeln empfängt er uns am Gipfel. Erstaunlich viele Leute sind da, mehrheitlich Frauen im besten Alter und etliche Kinder. Einige wenige Familienväter sieht man auch – bepackt wie Esel. Kenn ich gut - diese Rolle. Obwohl die Aussicht grandios und die Temperatur sehr einladend zum Verweilen ist, hat keiner Lust dazu. Schwärme von Fliegen lassen nach dem Gipfelfoto jeden Gipfelstürmer die Flucht ergreifen. Ein paar hundert Meter unterhalb gibt’s eine herrliche windstille Gipfelmulde mit hohem Almgras. Da hocken und legen wir uns nieder. Die Schlehe – Flasche geht im Kreis und Metzger Franz spendet ebenso großzügig Proben seiner gschmackigen Würstel. Ein kleines Mittagsnapferzle ist auch drinnen, bevor wir weiter aufbrechen.
Abstieg:
Im Gegensatz zum Aufstieg geht’s nun flach, gemütlich, dafür aber viel länger abwärts. Plötzlich quert – von unten kommend ein junger Bursch im Laufschritt unseren Weg und rennt zielstrebig einem anderen Gipfel zu. Dürfte ein echter Skyrunner und kein Wilderer sein, denn weder Jäger – noch dessen Geschoße folgen ihm. Je tiefer wir absteigen, desto wärmer wird es, soll ja immerhin der wärmste Tag der etwa 200 – jährigen Wettergeschichte werden. Dann sind wir endlich bei der Oberen Vastlhütte, die von hinten aussieht, als ob es hier maximal einen Becher Kuh – oder Ziegenmilch aus den Händen eines Einsiedlers geben würde. Schön getäuscht ! Die Vorderseite lässt unser Herz höher schlagen. Wie liebevoll ist doch diese uralte Hütte mit den kleinen Fenstern – welche über und über mit Blumen geschmückt sind – hergerichtet. Ein junger, lustiger Wirt serviert uns auffallend flott unsere begehrten Woize, wie auch Köstlichkeiten aus heimischer Küche. Da drin in der Küche muss es noch einen guten Geist geben, der dies alles möglich macht, den wir aber leider nie zu Gesicht bekommen. Es ist halt viel zu tun, denn wir sind durchaus nicht alleine hier. Und außerdem lassen unsere durstigen Kehlen Ruhepausen ja gar nicht zu. Gegen 15 Uhr, kurz bevor die Hütte dicht gemacht wird, wechseln wir zur Karlhütte, wo uns schon die KS – Sodbrenner erwarten. Eine gute dreiviertel Stunde Anmarsch sind dazu vonnöten. Da hören wir schon von Weitem deren gut gelauntes Zurufen. Schnell noch ein paar Fotos mit dem Zoom gemacht und…….und…..Stöcke wieder einmal liegen gelassen, was ich erst merke, als es zu spät ist.
Karlhütte:
Die Sodbrenners sind wie wir schon ganz gut vorgefeuchtet und freu`n sich übers Wiedersehn. Auch diese Hütte hier ist recht urig, wenn auch nicht unbedingt generalsaniert wirkend. Hier serviert die Wirtin persönlich, während der Mann in der Küche brav hackelt. Ausgesprochen lustig, jung und fesch ist sie, die eben Genannte, weshalb wir sie auch zwischendurch mal gern gesanglich hochleben lassen. Haben wir auf der Vastlhütte eher vorgespeist, so folgt nun das eigentliche Mittagessen, reichlich spät halt. Alle futtern nochmals ordentlich hinein. Unsere Stimmung ist bestens, als sich später über unseren Köpfen bedrohliche Gewitterwolken zusammenbrauen und die Sonne verdunkeln. Eine halbe Stunde Gehzeit ist einzuplanen – vielleicht jetzt etwas mehr. Wir sollten an Aufbruch denken. Die Angst vor Hagel und Blitzen ist schließlich größer als der Durst und wir bestellen den sogenannten Scheidebecher. Mit freundlichen Worten verabschiedet uns die Wirtin darauf. Ungeordnet, mit verstaubtem Schuhwerk, fast lautlos und immer schneller werdend marschieren wir zurück zum Hotel. Dem ersten heftigen Regenguss, der von ein paar gewaltigen Donnerschlägen begleitet wird, entkommen wir nur knapp. Danach folgen nur mehr wenige Regenschauer. In der Umgebung aber sieht`s anders aus. Staunend beobachten wir, wie undurchsichtige Regen – und Hagelvorhänge in einiger Entfernung herunterschießen, begleitet von zahlreichen, beeindruckenden Blitzen. An die 3 Stunden geht das so dahin – bei uns aber nur mehr als Lichtershow und unablässiges, fernes Donnergrollen.
Abendgestaltung:
Als Abend - Menü haben wir Zander Filet oder Maishuhn zur Auswahl. Beide schmecken großartig ! Obwohl wir wirklich gut drauf sind , allerlei Lieder singen und Spaß haben, meldet sich schon wieder jene Müdigkeit, die bereits gestern berechtigt als „Schwächeln“ bezeichnet wurde. Um 23 Uhr sind wieder fast alle im Bett - und allen Schmährufen zum Trotz – mit Begeisterung !
Sonntag, 28. Juli 2013
Bestens ausgeschlafen und froh gelaunt begrüße ich einmal mehr am Balkon den jungen Tag. Tiefblauer Himmel und angenehme Temperaturen werden uns bei den heutigen Unternehmungen begleiten. Am Programm stehn: Abfahrt mit dem Nocky – Flitzer (hier geht´s zum Video), Aufstieg auf den Rinsennock, Begegnung mit dem Nocky – Butler, sowie der Abstieg zum Hotel.
Heut zieht sich`s mit dem Aufbruch, da der Lift zum Nocky Flitzer erst um 9 Uhr fährt. Unser Herbert will uns die Zeit mit einer kurzen Vergatterung etwas verkürzen. Geheimnisvoll packt er eine Flasche aus, die aus China stammt und mit einem besonderen Schnaps abgefüllt sein soll. OJE – denk ich mir noch – nicht schon wieder diese grauslichen Viecher. Hatte vor einigen Jahren einige solcher Flaschen mit Schlangen und Skorpionen zur Verkostung vor mir. Nicht einen Schluck brachte ich hinunter – hatte zu tun, um nicht gleich los zu kotzen. Herberts Flasche hat zwar keine erkennbaren Insaßen – oder besser gesagt Inschwimmer, dafür eine Farbe, die den Schluss zulassen, dass sich dieselben darin bereits in ihre Bestandteile aufgelöst haben. Metzger Franz, den ich nur als Strahlemann kenne, verzieht sein Gesicht als Vorkoster derart, dass man jederzeit mit seinem Hinscheiden rechnen muss. Muss er Gott sei Dank nicht ! Und so wage auch ich einen eher vorsichtigen Schluck – nicht ohne Würgereiz, den ich so gut wie möglich zu vertuschen suche. Ich kenne etliche Schnäpse aus China – Lokalen, aber das ist eine neue Erfahrung. Das Aroma aus einer extraterrestischen Welt, deren Bewohner dieses Destillat vielleicht einnehmen, um ihre grüne Farbe zu optimieren. Herbert steht ratlos da, betrachtet ungläubig unsere Gesichter und zieht schließlich selbst an der Flasche. Er bewahrt aber Haltung, schlackert nur kurz mit den Ohren und bekommt feuchte Augen. Wohl etwas enttäuscht von uns kulinarischen Barbaren steckt er die Flasche wieder ein. Aber gut gemeint ist`s – und das zählt ! Ein bisschen Kurvengeist für den Nocky Flitzer haben wir vielleicht eh nötig!
Erlebnis - Nocky Flitzer:
Viele Leut wolln da rauf, dementsprechend lang dauert das Anstellen. Während der Auffahrt mit dem Sessellift ziehn die ersten < wilden Hund > ihre Kurven talwärts, als ob es keine Bremsen gäbe. Oben angekommen stellen wir unser Gepäck ab und uns selbst brav in der Kolonne an. Charly steht vor mir und davor wieder eine Dame – eher kerniger Natur. Das gilt aber nur für ihren Körper, denn sie hat nach der Abfahrt gleich mal die Hose voll. Mit geschlossenen Augen und unentwegt angezogenen Bremsen schleicht sie den Berg hinab, eine Schneckenkarawane hinter sich herziehend. So einfach wird aus dem Nocky- Flitzer ein Nocky - Schleicher. Und so haben wir den Scherm auf! Uns drei Kärntnern ist sofort klar, dass diese Fahrt am Abreisetag wiederholt wird – wenn möglich – hinter jugendlichen Vorläufern.
Aufstieg auf den Rinsennock;
Während Klaus, Gebhard und ich noch Lust auf eine kurze Einkehr in der < Almzeit- Hütte > haben, scharrt der Rest bereits in den Starlöchern. Geh`n wir halt getrennt – am Gipfel treffen wir uns ohnehin. Die KS – Sodbrenner sind ja schließlich auch separat unterwegs. Zum Almbutler wolln wir schließlich wieder alle vereint sein. Das ist aber momentan - bis auf die Uhrzeit - noch ein Geheimnis. Nicht einmal ich weiß genau, was Charly da ausgemacht hat, lass mich aber auch gerne überraschen. Genüsslich trinken wir unser Startgetränk aus und folgen allmählich, aber ohne Hektik den Kameraden – inzwischen schon hoch über uns marschierend. Dieser Höhenunterschied reduziert sich aber im Laufe der Zeit zusehends, da die Herrschaften jedes entgegenkommende Weibsbild anquatschen. Für besonders fesche Exemplare davon packt Charly außerdem noch den Schlehe – Schnaps aus. Wir tun das nicht und kommen schließlich fast zeitgleich am Gipfel des Rinsennocks an ( 2334 m ) an. Herrlich ist das Wetter heroben, ein angenehmes Lüfterl bläst uns um die Ohren und im Gegensatz zu gestern gibt’s heut keine lästigen Fliegen. Wir rasten ausgiebig, jausnen, schlafen ein wenig und so mancher nutzt die Zeit zum kurzen Gipfelflirt. Gelegenheit dazu gibt’s reichlich! Um 14 Uhr ist Treffpunkt in der Nähe der Kornock – Bergstation. Drum geh ich mal voraus, um den Platz für den Date mit dem Nockalm - Butler einzunehmen. Ein paar Baumstämme und eine Feuerstelle kennzeichnen die Stelle. Die Sodbrenners kommem von unten, die Gipfler von oben – als Letzter Charly, der sich immer noch recht geheimnisvoll gibt.
Begegnung mit dem Alm – Butler:
Wir hocken grad alle schön zusammen, als ein junges, gut gebautes Mannsbild mit kurzer Lederhose, weißem Hemd, Trachten- Gilet und Trachtenhut freundlich auf uns zukommt. Er sei der Almbutler, sagt er - und bitte um Mithilfe beim Hertragen der Almjause und Getränke. 3 Freiwillige sind sofort zur Stelle. Aber schon alles, was man unter Almjause versteht, kommt überreichlich an unseren Platz. Auch an Bier und Schnaps mangelt`s nicht und sogar alkoholfreie Getränke werden angeschleppt. Letztere allerdings für die Katz`! Mit den Worten: „ Grüaß euch – i bin euer Ålmbutler, hoaß Ulrich, bin Bergführer in spe und werd` euch jetz` ordentlich verwöhnen! Da kloane < Zuggin= spieler > då nebn mir hoaßt Peter und wird a zünftige Musi dazuaspieln. I wünsch euch ålln an guatn Appetit und recht viel Spaß !!“ Jetzt verteilt er all die Köstlichkeiten und wir jausnen und jausnen. Richten muss sich keiner was, er bedient uns………..bis wir nicht mehr können. Der Bub spielt auf seiner Zieharmonika, dass es eine Freude ist – einmal sogar rücklings und auf derselben hockend. Auf die Frage, ob er schon bald beim Nockalm – Quintett zu bewundern sei, meint er nur: „ De int`ressiern mi überhaupt nit – i spiel am liabstn mit mein Papa und mein`Opa !“ Wir staunen über den talentierten Burschen und fordern seinen Hut an, was er sich kein zweites Mal sagen lässt. Kein Münzgeld klappert da hinein – es raschelt nur. Als uns`re Spenderlust langsam versiegt, holt er sich den Hut, zählt mindestens 3 mal durch, schmunzelt und meint: „ Dånkschön nåchan und….Pfiat euch !“ Nach 5 Musikstückerl, die er zum Besten gab, kann er sich eines Stundenlohnes erfreun, den er wahrscheinlich nie mehr im Leben einstreifen wird. Im Gegensatz zu ihm bleibt Ulrich geduldig da und wartet, bis keiner von uns mehr was runterkriegt. Wir wollten uns auch bei ihm im Hotel noch revanchieren, doch er taucht nicht mehr auf. Ein bisserl schlechtes Gewissen hängt uns schon nach – auch er hätt`ja einen schönen Hut gehabt. Aber wenigstens ist sein Job eh bezahlt –das beruhigt wieder.
Abstieg ins Tal:
Von der Idee, zu Fuß – wenigstens bis zur Almzeit Hütte -abzusteigen, sind nicht alle begeistert. Ich sowieso nicht, da ich noch wegen meiner Stöcke nachfragen möchte. Gemütlich gleitet unser Liftsessel die Kornocktrasse hinunter. Die Nachfrage um meine vielleicht abgegebenen Stöcke ist vergeblich. Ja leider – die Fladderer haben auch am Berg stets Saison! Als Trost treff ich dafür unterwegs noch meinen Exkollegen Sormann Günter mit seiner Frau, worauf sich meine Tagesfreude sofort wieder zurück meldet. Auch sie sind der Jahrhunderthitze durch Flucht in die Berge entflohen. Ein paar Minuten nettes Plaudern – dann zieh ich wieder ordentlich an. Möchte nochmals den Nocky – Sessler hochfahren und vielleicht sogar vor den Absteigern die Almzeit – Hütte erreichen. Da hab ich mich aber sauber angeschmiert. Die hocken längst allesamt da und prosten mir von Weitem mit den „Woizegläsern“ zu. Alle freun sich über den gelungenen Tag und sind dementsprechend gut drauf. Leo gibt dem Kellner – Lehrling fortwährend Italienisch Unterricht. Der nimmt die Tipps allem Anschein nach aber dankbar entgegen. Unsere gegenseitige Konversation ist nicht nur sehr angeregt – sondern auch recht amüsant, wie man aus den Gesichtern der übrigen Gäste leicht ersehen kann. Erst kurz vor Betriebsende der Sesselbahn beenden wir das Feiern und fahren mit derselben im letzten Abdruck talwärts.
Abschlussabend: Hab erstmals die Gelegenheit, mit den Wirtsleuten Heidi und Thomas an der Theke ein ausführliches, sehr amüsantes Gespräch zu führen. Muss bei der Gelegenheit gleich deponieren, wie hochzufrieden wir mit dem gesamten Service sind und dass wir ihr Hotel sehr gerne weiter empfehlen werden. Ich staune drüber hinaus, als mir der junge, stets freundliche und blitzschnelle Jungkellner gesteht, dieses Geschäft erst seit zwei Wochen auszuüben, da er bloß Ferialpraktikant und ab Herbst Physikstudent sei. Hut ab vor dem gesamten Team – auch jener fleißigen Bienen, die ich noch gar nicht genannt habe.
An unserem Tisch kratzen wir nochmals alle Energien zusammen, um dem Abschlussabend seine Würde zu geben. Mit vielen Liedern und aufgefrischten Erinnerungen aus den letzten 29 Jahren – besonders aber jener, die mit viel Heiterkeit verbunden sind -schaffen wir eine Atmosphäre, die unser Zusammengehörigkeitsgefühl besiegelt und große Hoffnungen auch auf < Westkla Light > macht. Wieder sind es dieselben, die das Besiegeln auch mit ein paar Zusatzflaschen Wein unterstreichen möchten. Der Geist ist willig – doch das Fleisch ist schwach ! Und so verduften sich die sogenannten „ Schwächler “ – zu denen auch ich mich wieder zählen muss - auch am letzten Abend vorzeitig in die Zimmer. Bedaure irgendwie schon, besonders die spätnächtlichen Gipfelgespräche mit Klaus heuer geschwänzt zu haben. Das muss – wie auch immer – eine Ausnahme gewesen sein.'
Montag, 29. Juli 2013:
In aller Früh geh ich auf den Balkon und merke, dass sich drunten auf der Terrasse irgendwelche Verrückte ausgetobt haben müssen. Sonnenschirme und Sessel liegen kreuz und quer. Erst meine Kumpels berichten mir von kurzen, heftigen Sturmböen in der Nacht und lauten Geräuschen, die sie gehört hätten. Dann nehm ich das mit den Verrückten wieder zurück. Im Gegensatz zu den letzten Jahren geht`s heute am Abschlusstag richtig geruhsam zu. Keine Hektik beim Frühstück, genügend Zeit für Rückblicke, aber auch für so manchen Blick in die Zukunft. Einzig Peter, der ja mit seiner Maschine da ist, verabschiedet sich vorzeitig, um den angekündigten Unwettern zuvor zu kommen. Sehr herzlich geht schließlich der Abschied aller übrigen Westkla`s über die Bühne. Ein letztes Zuwinken noch und das wars für heuer !
Seppi, Charly und ich haben da noch was vor – die Nocky Flitzer Abfahrt, 2. Versuch ! Wieder fahren wir hinauf, stellen uns brav an und hoffen für diesmal auf eine freie Abfahrtsstrecke. Plötzlich stupft mich Charly an, deutet nach vorne und flüstert mir zu: „ Schau de vor uns ån – i glab, da wird wieder nix draus !“ Nicht zu glauben, fast der selbe Typ wie Sonntag, aber man kann sich auch täuschen. Sonst fahrn wir halt nochmals rauf. Ist aber nicht vonnöten, denn die eben noch kritisch Betrachtete zieht los, als versagten sämtliche Bremssysteme. Charly, Seppi und ich lassen`s auch schön krachen, aber die ist über alle Berge. Und so haben wir drei nochmals ein herrliches Abfahrtsvergnügen. Unsere Rennfahrerin sehn wir auch nochmals - im Ziel, umringt und bewundert von ihren Kindern und dem Ehemann. Kurz kehren wir noch ins Liftstüberl ein, wo unser Hotel – Senior Chef den Laden schupft. Von ihm – wie auch besonders von den Jungen Chef – Leuten verabschieden wir uns nun in aller Dankbarkeit. Sie haben wirklich viel zum Gelingen dieser wunderschönen und erlebnisreichen Westkla – Tage beigetragen. Bei der Heimfahrt kehren wir nochmals in Gnesau beim Gasthaus Bacher zu, genießen eine Kleinigkeit – incl. kühlem Bier. Der Rest der Heimfahrt ist durch die Klimaanlage noch recht gemütlich, aber das Außenthermometer zeigt uns unbarmherzig, was uns danach erwartet. Je mehr wir uns Klagenfurt nähern, desto tropischer wird’s. 30 – 31 – 32 – 33 – 34 – 35 – 36 – 37 Grad. Ist zwar kein Rekord für diesen Tag, der wird in Niederösterreich mit 40,5° geknackt. Die angekündigte Kaltfront erreicht uns am Nachmittag und bringt Blitz, Donner und kurze Abkühlung.
Mit dem Ablegen und Verstaun der Bergsachen endet die 29. bzw. vorletzte Westkla – Runde.
Es bleibt dabei: Westkla endet mit dem 30 – Jahr Jubiläum in Westhausen und mutiert gleichzeitig in ein junges < Westkla light > , das keinen Vergleich mit früher mehr nötig hat, sondern neu entsteht und sich auch neu entwickelt. Mit einer abgeschlossenen Erfolgsgeschichte im Rücken lässt sich`s herrlich weiterleben. So gesehen schau ich mit großer Zuversicht und mit Vergnügen in unsere Zukunft.