Westkla 2014 - Westhausen
von Hans Lackner
Eine Erlebnisschilderung:
30 Jahre Erfolgsgeschichte sind mit heutigem Tage abgeschlossen. Niemand kann sie uns mehr streitig machen, ein Meer an schönen und lustigen Erinnerungen wird uns den Lebtag begleiten. Bevor es aber die endgültige Zusammenfassung darüber gibt, nun noch schnell die Erlebnisschilderung über die vergangenen, bzw. 30. Westkla – Tage:
Westhau`sner Mannschaft:
Andreas, Bernd, Edwin, Eugen (Jäger),Franz, Gebhard (Chauffeur So + Mo), Hans, Herbert, Klaus, Leo (Chauffeur alle Tage), Otto, Peter, Toni (Chauffeur 1. + 2. Tag)
Klagenfurter Mannschaft:
Charly, Hans, Seppi
Örtlichkeiten:
Westhausen (Kleinstadt im Bundesland Baden Würtemberg)
Schwäb`sche Alb,Nördlinger Ries, sowie Schloss Baldern, Bopfingen, Dalkingen, Kocher Ursprung, Kloster Neresheim, Stauferburg Katzenstein, Nördlingen
Datum:
Freitag, 25. - Montag, 28. Juli 2014
Bergtouren:
Wöllerstein, Ipf, Goldberg
An – bzw. Heimreise:
Mit dem Zug!
Vorherrschende Wetterlage:
Tiefdruckwetter im Süden, Hochdruck im Norden. Wir sind etwa in der Mitte drin, was grundsätzlich auf ein halbwegs moderates Wetter schließen lässt. War schließlich auch so, keine einzige Regenschicht – aber nur bei uns ! In unmittelbarer Umgebung blitzte, krachte und schüttete es immer wieder.
Freitag, 25. Juli:
Anreise:
Vom gestrigen < Fahrkartenpreis – Schock > haben wir uns bereits einigermaßen erholt, einer angenehmen Hinfahrt steht soweit nichts mehr im Wege. Um 6.45 fahren wir los, über Villach, Gastein, Schwarzach/ St. Veit , Salzburg. –-- 1. Umsteigen --- Mit dem nächsten Zug geht’s über München bis Augsburg. --- 2. Umsteigen --- Die 3. Zugsgarnitur bringt uns bis Donauwörth. Es ist der IC „ Königssee“. Der ist unterwegs wie ein Flieger, dass einem beim Hinausschau`n fast bange wird. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei. --- 3. Umsteigen --- Ein komfortabler Regionalzug bringt uns in einer 1 ¼ stündigen Fahrt nach Westhausen. Wir durchfahren eine Unwetterzone und viele kleine bis größere Ortschaften mit recht amüsanten Namen wie Ebermergen, Bopfingen, Trochtelfingen, Pflaumloch u.a.
Eine Viertelstunde vor dem Aussteigen beginnen wir – in Erinnerung an unsere ehemaligen Touren - uns mit hochalpinem Aufputz zu versehen: Helm, Gletscherbrille, Seil, Pickel.
Empfang in Westhausen:
Eine große Abordnung steht am Bahnhof, ausgestattet mit rotem Westkla - Leiberl und Jagdhörndl. Wildes Gebläse, als sie uns erkennen und herzlicher Empfang. Nach etlichen Wiedersehensfotos marschier`n wir gemeinsam 10 Minuten Richtung Unterkunft „ Gasthaus Sonne “. Während sich unser Empfangskomitte` im Gastgarten ein < Woize > gönnt, sind wir 3 zum schnellen Einräumen und Umzieh`n schon am Zimmer, denn flott solls weitergeh`n in Richtung Wöllerstein. Haben uns in Rekordzeit einquartiert und umgezogen, dürfen deshalb auch noch ein Bier mit genießen.
1. TOUR:
Da es am Ende dieses ersten Unternehmens mit unserer Fahrtauglichkeit wahrscheinlich nicht mehr gut bestellt sein dürfte, werden wir von Angehörigen zum Ausgangspunkt chauffiert. Hoffentlich hält das Wetter, denn aus der Ferne hört man unentwegtes Donnergrollen. In etwa 3 Stunden sollen wir in der „ Jäger vom Silbertannenwald – Hütte“ ankommen sein und dort den Tag Westkla - artgerecht besiegeln. Groß ist die Übersichtstafel beim Einstieg, informativ und sehr schön ausgearbeitet – alles von uns`ren Westkla Mannen aus Deutschland. Dasselbe gilt für die reaktivierten Steige, die zudem noch auf vielen Stellen mit Stiegen, Geländern und Holzpfosten gesichert sind. Die Strecke verläuft fast durchwegs im Waldgebiet, hie und da aber gibt es auch Aussichtsplätze mit freier Sicht auf Westhausen. Wohnblocks und Hochhäuser sucht man dort unten vergeblich, die Schwaben haben nämlich alle ihr eigenes „ Häusle“.
Agnesburg:
Hier, wo einst die benannte Burg stand, machen wir die erste Rast. Bänke, Tische laden zur Rast, das Wegkreuz zur inneren Einkehr ein. Auch da erklärt eine große Hinweistafel Wanderern den geschichtlichen Hintergrund. Für uns aber macht das Bernd, der nominierte Westkla - Historiker und Geologe für die nächsten Tage. Interessiert folgen wir seinen Ausführungen über Agnes, die Burgherren, die Eselssteige, die Schwäb`sche Alb im Allgemeinen usf. Nach dieser eindrucksvollen Einführung fliegen Sektstoppel, Becher werden abgefüllt und mit vielen gegenseitigen Glückwünschen mehrmals genussvoll geleert. Charly spielt dazwischen mit dem Jagdhorn die Trilogie „ Sau wohlauf – Sau auf der Flucht und Sau tot“ . Klingt nicht wirklich, wie wenn sie ganz tot wär`. Nach diesem Aufenthalt setzen wir den Aufstieg auf den Wöllerstein fort, nicht ohne weitere zwei interessante Stationen. Zum einen ist es ein Steinbruch, den Hitler benutzte, um ein großes, unterirdisches Waffenwerk damit auszukleiden. Darin wurden Kartuschen - Unterteile für die Artillerie hergestellt. Der Teil des Werkes, der nicht unterirdisch war, wurde derart gut mit Erde und Bepflanzung getarnt, dass die Feinde während des gesamten Krieges nie dahinter kamen, obwohl seine Existenz bekannt war. Viele bestens erhaltene Fossilien sind in diesem Gestein ebenso zu bestaunen. Zum andern ist es der Ahorn - Felsen, der ein einzigartiges Zeugnis der Kräfte der Natur darstellt. Den kräftigen Wurzeln des riesigen Baumes gelang es, sich durch den Fels zu zwängen und so Halt zu finden. Es wirkt, als habe er ihn im Würgegriff. Nach dieser Rarität ist es nicht mehr weit auf den Wöllerstein.
Wöllerstein – Gipfel:
Ja, das glaub ich gern, dass sich hier viele Wanderer mit Wonne niederlassen. Einerseits, weil es ja doch eine recht passable Aufstiegsstrecke – and`rerseits, weil es ein einladender Ort zum Verweilen ist. Die Sitzgelegenheiten, das schöne Gipfelkreuz laden ein zu Rast, Besinnung, Relaxen, Jausnen (Vespern), Geselligkeit. Und wem`s hier heroben mit 740 m SH noch zu wenig hoch ist, kann auf den Jäger – Hochsitz klettern. Wir tun`s jedenfalls nicht, sondern überreichen jedem der Anwesenden eine 30 – Jahr`- Jubiläumskappe mit gesticktem Westkla – Logo. Freude allerseits und zirkulierende Fläschchen feurigen Inhalts. Ein Gipfelfoto noch und dann zieht`s alle dorthin, wo bereits emsig am riesigen Kochtopf gerührt - und gekühlte Bierflaschen ohne Ende bereitgestellt werden. 10 Minuten dauert dieser Schlussmarsch, der zusehends an Tempo zulegt. Und dann steht sie vor uns, die Jägerhütte und der absolut dazupassende „ Jäger vom Silbertannenwald“ – Eugen Feil.
Jägerhütte:
Eugen, ein Urgestein von einem Jäger ( mit Bart natürlich ) heißt uns Kärntner herzlich willkommen, zeigt uns die Hütte und stoßt mit uns auf einen geselligen Abend an. Da kann nix mehr schiefgehn ! Gleich im Anschluss geht es ans Essen. Alle stell`n sich brav am Suppenkessel an, schöpfen eifrig daraus, nehmen sich knuspriges Gebäck dazu, ebenso das erste Bier und beginnen mit dem Verzehr dieser würzigen Gaumenfreude. Fast alle stell`n sich an die 3 Mal – wenn nicht öfter – an, was einer Auszeichnung der Köchin gleichkommt. Satt sind wir nun allemal – nur der Durst macht da nicht mit, er steigt kontinuierlich. Wer auch immer die Hochrechnung über den voraussichtlichen Verzehr an Bierflaschen angestellt hat…………. Kompliment ! Längst ist auch die Gitarre ausgepackt und ein Liederreigen ohne Ende die Folge. Alle singen leidenschaftlich mit – sogar der Jäger - von dem gesagt wird, dass er diesbezüglich ein eher stilles Wässerchen sei. Natürlich wird auch viel geschwätzt dazwischen, aber auch ebenso viel herzlich gelacht. Längst ist die Sonne untergegangen, Sterne funkeln und von Ferne sieht man unentwegtes Wetterleuchten als Zugabe von höherer Stelle. Doch auch im Tale wird anscheinend ordentlich gefeiert, denn die Blitze eines Großfeuerwerks sind ebenso nicht zu überseh`n. Die vielen Lichterblitze spiegeln sich mystisch in den zahlreich bereits abgestellten Bierflaschen. Es muss wohl schon auf Sonntag zugeh`n, als wir uns auf den Heimweg machen. Mit einem speziell für diesen Anlass bereitgestellten Gefährt werden wir von unserem Chauffeur, der löblicherweise nichts getrunken hat, sicher zu Tal gebracht. Die letzten Meter legen wir noch zu Fuß zurück. Im Gasthaus Sonne warten noch ein paar Scheidebecher auf uns Kärntner. Nicht unsere Bettschwere ist es, die uns ins Zimmer treibt, sondern der Wunsch des Wirtes, der nach einem harten Arbeitstag auch mal ins Bett möchte. Von einem „ Schwächeln der Kärntner“ wie es letztes Jahr noch geheißen hat, ist heuer wohl nichts mehr zu sehn. Woll`n uns`re Ehre wieder herstellen, Gute Nacht !“
Samstag, 26. Juli: (2. Tourentag incl. Kultur)
Allzu lange war die Nacht ja gerade nicht. Um sich zu duschen, sonstige Körperpflege zu machen, Zimmer aufzuräumen, Rucksack zu packen und um 8 Uhr adjustiert beim Frühstück zu sitzen, bedarf es – wenn man es ohne Hektik erledigen möchte – einer gründlichen Zeitplanung. Um 9 Uhr ist dann allgemeiner Aufbruch. Kleinbus und PKW`s bringen uns zum sogenannten „Schloss Baldern“, wo uns eine exclusive Führung erwartet. Erfahren dabei viel über den Lebensstil des damaligen Adels – aber auch über die Herkunft recht bekannter Redensarten, deren Herkunft die wenigsten Menschen kennen, wie z.B. : "Der Schuss geht nach hinten los" – Wenn der Schütze zu viel Pulver in die Hinterlader – Büchse geladen hat."Von der Pike auf lernen" – Der künftige Ritter musste den Umgang mit der Lanze ( einst Pike genannt ) von Grund auf erlernen. "Mit offenem Visier kämpfen" – Mutige Ritter, die ihre Identität nicht verschweigen wollten, kämpften mit offenem Visier. "Stuhlgang" – In Ermangelung eines Klosetts brachten einst die Diener ihren adeligen Herrn einen Stuhl mit Öffnung, worauf sie ihre Notdurft verrichten konnten. Dazu nun noch ein volkstümliches Sprüchlein: Wenn beim Volke einer sch . . . . , beim König dieses Stuhlgang heißt ! Natürlich könnte man diese Liste x – beliebig fortsetzen, wollte nur ein paar Beispiele aufzeigen. Eindrucksvoll ist auch die hier gebotene Waffensammlung, die keiner Grausamkeit entbehrt – wie eben auch in der heutigen Zeit. Am Ende der Führung geh`n wir ins Burgcafe`auf einen kleinen Imbiss, incl. Bier. Das schöne Ambiente der Burgkapelle nutzt ein Pärchen, um seinen Bund für`s Leben zu schließen. Möge es ihm nur gelingen!
Fußmarsch vom Schloss Baldern bis zum Berg „ IPF “:
So ganz einig sind sich unsere Westhaus`ner Weg – Insider über die richtige Wegvariante nicht. So bilden sich auch 2 Gruppen, die ihr Glück versuchen. Wir Kärntner bleiben in Herberts Gruppe, in der Hoffnung, damit einem lebenden GPS zu folgen. Im Endeffekt treffen wir uns alle wieder, die andere Gruppe bezüglich ihrer wesentlich kürzeren und asphaltfreieren Variante schelmisch grinsend, was für kurze Zeit die Führungsakzeptanz total untergräbt. Für die nächste halbe Stunde geh`n fast alle für sich allein eine Spur, ähnlich einer Wildsau – Treibjagd. Erst bei einem Waldweg einigen sich die < Einge-borenen > . Diese nun folgende, kilometerweite Schattenetappe ist nicht nur fein zu begehen, sondern auch der absolut richtige Weg in Richtung IPF. Als wir vom Wald rauskommen, sieht man den Gipfel schon vielversprechend nahe vor sich. Es gibt bei uns in Kärnten keine vergleichbaren Berge, weder hoch, noch nieder. Der IPF steht da wie der oberste Teil des Kilimandscharo – ein Kegelstumpf, nur ohne Eis. Von hier weg dauert es nur mehr etwa eine dreiviertel Stunde bis zum Gipfel. Von der Talsohle bis zum Gipfel ist eine Höhe von 220 m zu überwinden. Ab der 2. Hälfte steigt jeder seine eigene Route, die er gerade für ihn passend hält. Ich wähl` die Vertikale. Am Himmel knapp über uns sausen Modellflieger kreuz und quer durch die Lüfte . Ein Plateau mit etwa 200m Durchmesser stellt den Gipfel dar. Und da sind auch die zugehörigen Piloten. Manche der Modelle sind so groß, dass man beinahe eine Person hineinsetzen könnte. Nicht uns, aber etwa Kinder oder Pygmäen. Ein wunderbarer Rundblick eröffnet sich da: Ganz in der Ferne das Schloss Baldern, von dem wir gestartet sind und etliche andere Burgen und Schlösser. Am Fuße des Ipf das Städtchen Bopfingen, in das wir wieder absteigen werden. Nach Westen zu eine gewaltige, schwarze Wolkenwand mit zuckenden Blitzen. In einem windstillen Verteidigungsgraben in Gipfelnähe legen wir uns zu einem kleinen Nickerchen nieder. Als der vereinbarte Zeitpunkt für unser Taxi in die Nähe rückt, steigen wir ab und suchen eine freundliche Gastwirtschaft auf, die noch Preise hat, wie sie bei uns in Kärnten höchstens vor 15 Jahren üblich waren ( Großer Radler € 2,20.- ). Unsere Taxifahrer haben uns gefunden, obwohl wir nicht am vereinbarten Parkplatz standen – des großen Durstes wegen. Bei der Heimfahrt holt uns bereits der Regen und das Gewitter ein. Nun kanns schütten, was es auch tut ! Im Gasthaus zur Sonne ziehn wir uns schnell um und machen uns klar für den 2. Hüttenzauber – Abend.
2. Abend:
Ich solle ja auf die Gitarre nicht vergessen, heißt es. Wird gemacht , alles andere ist eh noch im Auto ( Rucksack, Fotoapparat, Stativ, Tourenbuch….)
Unsere Schwaben waren allesamt ihren Lebtag Fußballer, haben heut ein großes Jahres – Fußballfest und gleich uns mit eingeladen. Viele ihrer Fußballkollegen, jede Menge Kinder und Frauen sind bereits da. Das Vereinshaus ist groß und bringt mühelos alle unter. Viele Hände sind zu schütteln, viel Küsschen zu vergeben, denn fast vollzählig sind auch die Gattinnen erschienen. Vor dem Haus wird fest gegrillt, ein Lagerfeuer lodert und viel Geschwätz ist im Gange. Im ersten Raum, der später die Disko sein wird, ist die Getränke – Ausschank. Da gibt es alles, was unser Herz – oder besser gesagt – der Bauch begehrt. Hinten drin, wo wir schließlich alle sitzen werden ist zusätzlich noch ein großes Salat und Kuchenbuffet angerichtet. Eine große Tischreihe ist allein den Westkla`s + Anhang gewidmet. Nachdem wir Platz genommen haben, das erste „ WOIZE “ intus haben, kommt schon eine Stimmung auf, die ich mir für heute nicht erwartet habe. Das hervorragende Essen hebt diese zusätzlich ! Bald folgt der Ruf nach der Gitarre, dem ich einerseits gerne folge, and`rerseits aber die Kommunikation mit den Westkla – Damen mit Bedauern unterbrechen muss. Besser geht’s da Seppi und Charly, die sich diesbezüglich im Zauber der Umschwärmung direkt suhlen. Fast beneid ich die zwei, aber das „Miteinander Singen“ macht mir auch großen Spaß. Bier fließt, Wein ,Sekt – und das nicht zu knapp. Als es für die ersten Schwaben - Westkla`s scheinbar Zeit wird, sich zu vertrollen, wollen deren Frauen nicht. Und so müssen besagte Männer schön den Schluss abwarten,- und der lässt auf sich warten.
Bin total angenehm überrascht, wie lustig und ausgelassen sich die Damenrunde an diesem Abend outet. Dieselben kündigen auch an, uns künftig in die Berge folgen und die gleiche Gaudi haben zu wollen. Jubelschreie oder Freudensprünge derer Männer - angesichts dieser Ankündigung - bleiben aber aus. Im Gegenteil....so scheint`s mir, zieh`n dieselben nun aus Verlegenheit besonders gierig an ihrem WOIZE. Na, vielleicht funktioniert`s mit einem Kompromiss: In 5 Jahren sind wir sicher in der Nähe von Klagenfurt.... da ließe sich doch was machen - mit uns`ren und euren besseren Hälften ?? Als Abschluss geht’s noch rein in die Disko zum Gemeinschaftstanz. Die Jungen applaudieren fest, weil sie uns so viel Luft gar nicht zutrauen. Dieselbe können wir jetzt auch gut gebrauchen, denn der Heimweg steht noch an, und der ist nicht grad`um die Ecke. Eingehängt und froher Laune "schwarteln" wir heimwärts, frühere Mitfahrgelegenheiten haben wir nämlich ausgeschlagen, um ja nichts zu versäumen. Wie gut, dass ich die Stirnlampe dabei hab ! Die Schwaben sparen, dafür sind sie bekannt – in diesem Fall auch bei der Beleuchtung. Bei uns in Klagenfurt sind selbst dort noch Laternen in Betrieb, wo Feldmaus und Igel die einzigen nächtlichen Passanten sind. Im Gasthaus zur Sonne – unserer Residenz – spart man im Moment bei der Bar auch mit der Beleuchtung, incl. der Bedienung, was bedeutet, dass es wahrscheinlich schon recht spät ist. Bei den Brüstles gäb`s noch einen Kaffee oder Aperitiv, doch das schlagen wir sicherheitshalber aus. Hier besteht die Gefahr, dass wir vor dem Hahnenschrei nicht mehr rauskommen. Und morgen heißt`s ja wieder fit sein. Daher „Danke – gut gemeint !“ , zu den Schwächlern gehören wir dennoch auch heute nicht. Gute Nacht !!!
Sonntag, 27. Juli: (3. Tourentag incl. Kultur )
Für die relativ kurze Nacht fühl ich mich bestens ausgeschlafen. Nur gut so, denn vom Programm her kommt wieder einiges auf uns zu, Westkla - Unternehmungen sind keine Penner Aktionen! Wie schon gestern: 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Abfahrt - und zwar vorerst nach Dalkingen zum Triumphbogen des Römerkaisers Caracalla, der diesen 220 n. Chr. errichten ließ. Eindrucksvoll die Geschichte herum und eindrucksvoll der pompöse Glaspalast, der um dieses geschichtliche Erbe - nicht ohne Proteste - errichtet wurde.
Danach geht`s weiter zum Kocher Ursprung ( 2. größter Nebenfluss des Neckar ). Da gibt`s einen weißen und einen schwarzen Kocher im Ursprungsgebiet, das auf einem karstigen Hochplateu liegt und mit Wanderwegen und Radrouten in wunderschöner Landschaft durchzogen ist. Die mittlere Schüttung beträgt 680 l / sec. In der Nähe des Kocher Ursprungs befindet sich die europäische Wasserscheide, von wo aus die Flüsse nördlich über den Rhein in die Nordsee fließen, die südlichen aber über die Donau ins Schwarze Meer. Vor 400Jahren gab es dort auch ein Eisenhüttenwerk, wo Schlackenwäsche betrieben wurde. Dass den Menschen im weiteren Flussverlauf das Wasser auch wichtig sein könnte, war den Betreibern - wie auch heute noch verbreitet üblich - Wuscht ! Gott sei Dank haben sich inzwischen Gesetzeslage, wie auch Gesinnung der Menschen wesentlich verändert.
Und so kommt es auch, dass unser Fahnenträger Hans, der in dieser Gegend beheimatet ist, einer Hundebesitzerin eine Abmahnung erteilt, als ihr Liebling im Quellgebiet eine ausgiebige Vollwäsche unternimmt. Recht so Hans - es lebe die Zivilcourage !
Der nächste Programmpunkt steht an, das weltbekannte, von Balthasar Neumann geschaffene, barocke < Kloster Neresheim > mit den wunderbaren Deckengemälden des nicht minder berühmten Kirchenmalers Martin Knoller aus Südtirol. Wir kommen gerade zu einer Führung zurecht, die eine Nonne gerade mit auffälligem Enthusiasmus durchführt. Einen kulturellen Programmpunkt gibt es noch vor dem Mittagessen, die Stauferburg Katzenstein. Obwohl aus dem Jahr 1000 stammend, ist sie noch vollständig erhalten. Ein Ort, an dem ich mich dazumal auch wohl gefühlt hätte. Vielleicht aber gerade deswegen, weil mir das Burgfräulein, das die Führung so lustig und lebendig durchführt, auch dementsprechend gefällt. Einmal mehr hören wir wieder viel Interessantes und Klärendes, wie etwa die Herkunft des Spruches " Einen Zahn zulegen": Offene Feuerstelle, darüber hängend ein großer Kochtopf auf einer gezahnten Halterung. Musste das Essen schneller fertig werden, wurde er einfach ein paar Zähne tiefer aufgehängt. Alles klar !? Eine Art Fallklappe in einem Raum hielt ich für einen typisch für diese Zeit sadistischen Auswuchs. Weit gefehlt: Durch das Öffnen dieser Klappe konnten die Anwesenden dieses Raumes an der direkt unterhalb stattfindenden heiligen Messe teilnehmen. Die Kapelle war nämlich ziemlich klein und platzmäßig - wie auch heute noch üblich - den feinen Herrschaften vorbehalten. Es war eindeutig meine Lieblingsführung an diesem Tag. Dann noch das anschließende herrliche Mittagessen in der Burgschänke - Herz, was willst du mehr?
Nachmittag:
2 Programmpunkte haben wir noch vor uns - einen mit Gebirge - einen ohne. Zuerst der mit Gebirge bzw. mit einem gigantischen Krater ( Nördlinger Ries ) Vor 15 Millionen Jahren schlägt dort ein Asteroid mit 1,5 km Durchmesser und einer Geschwindigkeit von 70000 km/h (= 20 km / sec.) ein. Alles Leben im Umkreis von 100 km war sofort tot. Der verflüssigte Auswurf beim Einschlag wurde bis zu 450 km weit weggeschleudert. Der Einschlagkrater hatte einen Durchmesser von 24 km und eine Tiefe von 1 km. Sonstiger Auswurf wurde gleichmäßig bis zu 40 km vom Einschlaggebiet gleichmäßig weggeschleudert und bildete eine bis zu 100m hohe Schicht. Und auf Reste dieser steigen wir heut noch hinauf. Unsere Erhebung heißt Goldberg.
Dieser Berg war bereits bei den Ureinwohnern ein strategisch ganz wichtiger Platz, weil man einen phantastischen Blick über den gesamten Krater hatte und Feinde schnell orten konnte. Sie errichteten hier viele Hütten und sonstige Bauten und hinterließen zahlreiche Fundgegenstände. Goldburghausen ist das heut` dazugehörige 300 Seelen Örtchen, wo auch das themenbezogene Museum steht. Ganze 60 Höhenmeter waren zu überwinden, ja - eine wahrlich alpinistische Leistung. Aber mit diesem Hintergrundwissen seh`n wir das natürlich ganz anders. Und tatsächlich ist der gesamten Krater schön zu erkennen- gigantisch ! Übrigens: Bei diesem himmlischen Ereignis wurde eine Energie von mehreren Hunderttausenden Hiroshima - Bomben frei. Nach dieser eindrucksvollen " Berg - Wanderung " plagt uns alle schon der Durst. Dieser ist aber nach wenigen Minuten Anfahrt nach Nördlingen Geschichte. Nördlingen ist eine kreisrunde Stadt, die nicht nur in diesem Krater liegt, sondern auch vollständig von einer hohen, begehbaren Stadtmauer umgeben ist. Dadurch wurde diese vom 30 - jährigem Krieg total verschont. Das ist auch der Grund, warum es dort so viele unversehrte, wunderschöne mittelalterliche Gebäude gibt. Gleich überm Stadttor gibt`s ein nettes Cafe`, wo wir zukehren. Nun wird gelöscht und gelöscht und teilweise auch eine Kleinigkeit geschmaust. In meinem Fall sind es nach einem schnellen Radler - Kaffee und Früchtekuchen. Angedacht war ein schnelles Durstlöschen, um die Begehung der Stadtmauer noch zu ermöglichen. Herbert befürchtet ein Besäufnis und schimpft erstmals mit seinen Leuten seit 30 Jahren. Ja - diese Lumpen mit ihren nimmersatten Gurgeln ! Herberts Gefühlsausbruch hat zur Folge, dass er selbst schnell abreagiert ist und die frisch angekommenen WOIZE u.Ä. in halber Zeit ausgetrunken sind. Wir gehn im Anschluss einige hundert Meter die Stadtmauer entlang, in der Folge über eine Stiege runter auf die Straßen, durchqueren den Stadtkern und kehren zurück auf den Parkplatz beim Eingangstor. Für Liebhaber solcher alter Bauten ist das ein unvergleichlicher Augenschmaus. Spaßhalber fällt mir da das gallische Dorf mit Asterix und Obelix ein, das ebenso nicht eingenommen werden konnte. Nur gabs da keine Stadtmauer, sondern den Zaubertrank, der es ermöglichte, die Feinde fernzuhalten.
So, das war heut`aber eine Marathonpartie ! Nochmals pinkeln gehn, ab in die Autos und nach Westhausen.
3. Abend:
Frauen sind heut`wieder brav daheim, die Abschlussfeier im „ Gasthaus zur Sonne.“ Sie steht ganz im Zeichen des < 30 Jahre Westkla Jubiläums >. Sehr festlich ist die Tischtafel gedeckt, die Tische so zusammengerückt, dass wir wie die 12 Apostel beim letzten Abendmahl dasitzen. Ich habs schon geahnt, dass mit Überraschungen zu rechnen ist, aber nicht in dieser Dimension. Nach dem herrlichen Festessen stellt Herbert schon einmal seinen Dia – Projektor auf und sorgt in der Folge für eine wunderbare Stunde der Erinnerungen, wo wir noch richtig fesche – und vor allem wilde Hund`waren. Was davon geblieben ist, wird aber allemal für ein paar weitere Jährchen reichen. "Westkla Light" wird dafür sorgen, dass jeder – egal wie er beinand` ist – daran teilnehmen kann, und wenn wir ihn auf einer Sänfte tragen müssen. Die Jubiläumsfeiern sollten auf 5 Jahre verkürzt werden. Dann könnten eure Mädels ohne weiters mit nach Klagenfurt kommen und sich mit den uns`rigen tagsüber zusammenpackeln. Ist nur ein Vorschlag ! So – nun aber weiter zum Abschlussabend:
Eine Menge Medaillen warten auf ihre Empfänger ( bronze, silber, golden) Es geht um die Vielzahl der Teilnahmen an Westkla – Tagen. Es war ja auch immer wieder ein Kommen und Gehen, die meisten aber sind gestandene "Kommer " , wie etwa Herbert, Edwin, Hans usw. Die letzte davon müsste dann für mich mit 30 Teilnahmen sein. Es kommt aber noch weit dicker. Werde nämlich mit einer goldenen Krone geehrt und sitze nunmehr als König in dieser erlauchten Runde. Damit ist aber noch nicht Schluss, denn auch ein eigenes Lied wurde zu diesem Anlass geschrieben. Das Ganze geht schon sehr nahe und es will keiner daran denken, dass sich dieses Freundschaftsgebilde ja auch irgendeinmal auflösen soll. Herbert als Chorleiter unterbricht den Gesang zweimal, da sich zwar alle einig über den Text, aber nicht über die Melodie sind. Aber im Endeffekt funktionierts prima und ich verewige das Dargebrachte in einem Videoclip. Insgesamt hab ich 4 verschiedene davon hergestellt. Seh mir das, incl. der vielen Bilder fast jeden Tag einmal an. Als Ehrungen udgl. vorbei sind, legen wir noch einiges an Gesang und Auffrischen von Erinnerungen hin. Nachdem wir Kärntner jetzt tagelang nichts als verwöhnt worden sind, ist es an der Zeit, sich ein bisserl zu revanchieren. Und so geh`n heut Abend die Getränke mal alle auf unsere Rechnung. Da 3 Westkla - Tage in unserem Alter schon ein bisschen an den Kraftreserven nagen, sind wir alle mehr oder weniger froh, dass der Wirt auch nichts von einer Frühschicht hält. Und somit haben wir alle ein Alibi, warum wir doch relativ früh schlafen geh`n. Aber immerhin ist es schon Montag…….und Abreisetag ! Vom Unterhaltungswert und von den Einlagen her war es wieder ein ganz besonderer Abend, wie schon jene zwei davor. Jeder einzelne steckte voller Überraschungen und wird sich heuer besonders einprägen. Ich muss sagen, dass die sich die < 30 Jahr – Jubiläumsfeier > ihres Namens absolut würdig erwiesen hat. Mit diesem Wissen legen wir uns in die Kissen und schlafen wie Könige, zumindest ich.
Montag, 28. Juli:Abreisetag !
Auch uns`re letzte Nacht ist etwas verkürzt ausgefallen. Hätte eigentlich noch Lust auf eine Spätschicht gehabt, aber mit wem ? Alle sind getürmt und hier im Gasthaus wär`s eh unmöglich, haben die Zeit ohnehin schon überzogen. Und so sitzen wir wohl ausgeruht und außerdem – weil`s nicht pressiert – etwas später als sonst beim Frühstück, unser letztes gemeinsames für dieses Mal.
Bis um 11 Uhr verweilen wir stationär, mal an diesem, mal an jenem Getränk nippend. Auch Weizenbier zählt dazu. Dann ist es so weit: Gasthausrechnung bezahlen, von den Wirtsleuten verabschieden, zum Bahnhof aufbrechen ( zu Fuß natürlich für uns Weitwanderer ). Herzliche Verabschiedung noch am Bahnhof und ein fettes Dankeschön für ALLES ! Der Zug kommt pünktlich, aber nur der ! Ein letztes Zuwinken und wir sind wieder geschiedene Leut`- für ein Jahr.
Zugfahrt nach Donauwörth:
Penne vom Anfang bis zum Ende durch, Charly und Seppi erst auf halber Strecke. In Donauwörth erfahren wir von der Verspätung unseres Zuges, es ist wieder der "EC Königssee". Ob unser EC nach Klagenfurt in Augsburg warten wird ? Na, diese Zeiten sind wohl Geschichte, da die Bahn kaum mehr das Risiko eingeht, 300 Leut` wegen uns 3 Hanseln zu verärgern. Dass wir unseren EC mit einem weiteren Regionalzug doch noch erreicht hätten, checken wir erst viel zu spät.
Fahrt mit dem EC – Königssee:
Eine resche, sehr freundliche Schaffnerin sucht gleich Plätze für uns, teilt uns aber auch mit, dass wir unseren EC nach Klagenfurt wahrscheinlich nur mehr nachwinken können. Außerdem sollten wir bis Freilassing im Zug bleiben, was wir auch brav befolgen. Die Fahrt bis Augsburg ist wieder ein Erlebnis, denn der Zug plattelt dahin, wie ich es in Österreich noch nie erlebt habe. Dass diese alte Zugsgarnitur das aushält, wundert mich eh. Es ist noch eine, wo man die Fenster öffnen kann. In Augsburg wird der Zug schließlich geteilt und fährt mit merklich verminderter Geschwindigkeit weiter, über München, Traunstein nach Freilassing. Inzwischen gibt es schon ein paar Schicksalsgenossen, die ebenfalls den EC nach Klagenfurt nur mehr nachschau`n können. Eine ziemlich junge, fesche Düsseldorferin spricht Charly diesbezüglich an. Der rät ihr gleich, sich uns anzuschließen und so haben wir ab nun ein hübsches Maskottchen an unserer Seite. Mit einer S – Bahn fahren wir noch schnell bis Salzburg weiter, geh`n in ein Bahnhofsrestaurant, essen ein bisserl, trinken Bier und unterhalten uns mit unserer Begleitung. Wir möchten sie gerne zu einer Kleinigkeit einladen, aber sie lehnt dankend ab. Hat sicher noch Muttis Warnung im Ohr, von fremden Männern nichts anzunehmen und wenn sie noch so harmlos aussehn. Aber wenigstens lässt sie sich in ein nettes Gespräch verwickeln, dem wir entnehmen, dass es sich um eine frisch gebackene Polizistin handelt, die am Klopeinersee ein paar Tage Urlaub macht.
Fahrt mit dem „EC Wöthersee“ von Salzburg nach Klagenfurt:
Haben ein Coupe` für uns allein. Fräulein Inspektor sitzt am Fensterplatz mir gegenüber, flankiert von Charly und Seppi als Aufpasser. Ich selbst bin von allerlei Gepäcksstücken flankiert. Nachdem die Hübsche im Begriffe ist, ein Nickerchen zu halten, hol` ich mir mein Notebook heraus und beginn mit dem Niederschreiben der heurigen Westkla – Geschehnisse. Beim Anblick meiner schlafenden Sitznachbarin gegenüber packt auch mich die Müdigkeit, in der Folge ebenso Charly und Seppi. Und so schlafen wir dem Gasteinertal entgegen. Ein kleines Bistro gibt`s im Zug, das Charly und Seppi zuerst, ich dagegen in der Folge alleine aufsuche. Wolln ja unseren Schützling nicht allein lassen. Die schläft und schläft, wacht auf, liest ein wenig und schläft wieder. Meine Schreiberei lässt die Zeit wie im Fluge vergehn. In Krumpendorf beginnen wir mit dem Aufpacken und Herrichten unserer Reiseutensilien, verabschieden uns noch freundlich von unserer Begleiterin, wünschen ihr alles Gute und stell`n uns zum Ausgang.
Klagenfurt:
Ohne noch etwas vom Fräulein Inspektor mitzubekommen, durcheilen wir das Bahnhofsgelände, gehen zu Seppis Auto, in dem bereits Hermine geduldig auf uns wartet. Nach der Reih` werden wir heimchauffiert und dem weiteren Schicksal überlassen. Meines ist es, nach der Begrüßung gleich die Wäsche der Waschmaschine zum Fraße vorzuwerfen , mich zu duschen und das ganze mitgebrachte <Kramasure > restlos und ordentlich zu verstau`n. Als das geschehen ist, lade ich noch die Bilder und Clips herunter und seh`sie mir erstmals genussvoll am PC an. Freu mich über die vielen gut gelungenen Schnappschüsse.
Dann aber ist es an der Zeit, das nachzuholen, was ich 3 Nächte lang teilweise verabsäumte, …………nämlich ordentlich ausschlafen !
P.S. Charly hat in Salzburg am Personenschalter Rückerstattungs - formulare für uns 3 erstanden, die Zugverspätung betreffend. Wir füllen diese am Tag drauf in Hutters Cafe`aus und schicken sie nach Wien. Und tatsächlich bekommen wir € 40.- auf unser Konto überwiesen, womit auch schon das Essen am Salzburger Hauptbahnhof, sowie diverse Speisewaggonbesuche abgegolten sind. Hat uns echt gefreut, dieses nette Entgegenkommen der ÖBB ! "Dånkschön !“