Zottachkofel Messe - 2016

von Hans Lackner

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ZOTTACKOFEL – MESSE:
 

Samstag, 9. Juli:

Nach den herrlichen nächtlichen Regengüssen hat sich das Wetter zum Guten gewendet. Der Wind flaut völlig ab und die Sonne löst die restlichen Nebel – und Wolkenbänke  auf. Ab halb sieben ist die Gaststube voll mit Hausgästen und der Gastgarten füllt sich mit ankommenden Messebesuchern. So hat das Service- Team der Rattendorfer Alm bereits alle Hände voll zu tun. Bis 8 h sind die meisten bereits unterwegs, großteils über Kletter-und Sagmeistersteig, der Rest über den Normalsteig. Am Gipfel geht’s zu wie auf dem Jahrmarkt. Jeder trifft Bekannte, Freunde und das Palavern nimmt kein Ende. Nebenbei wird aber auch schon gejausnet und so mancher gute Tropfen gegenseitig ausgetauscht. Von überall her sind sie gekommen, die einen aus dem Tale, der Chor aus Seltschach - Agoritschach, Frau Pfarrer aus Wolfsberg, Deutsche, Dänen, Italiener und sogar Iraner. Und das sind nur jene, von denen ich das weiß.



Messe:
Der Chor gibt  mit Liedeinlagen zu verstehen, dass es mit der Messe schön langsam ernst wird. Drum versammeln sich schon einmal viele Messe – Teilnehmer im Bereich des Steinernen Altars, die einen stehend, die andern lieber sitzend auf den bequemen Graspölstern, von denen es hier zahlreiche gibt. Da Windstille herrscht, werden heut` geistliche Gedanken und Lieder sicher problemlos an – und vielleicht sogar in jedes Ohr dringen. Eine Kuhglocke vermittelt das unmissverständliche Signal für den Messebeginn und das erste Chorlied für den feierlichen Einstieg. Im Großen und Ganzen funktioniert`s auch mit der feierlichen Stille, wenn man von den Kindern absieht, die naturgemäß dem Schweigen nicht allzu viel abringen können. Auch der eine und andere Hund muss seinen Senf dazu abgeben. Frau Pfarrerin trägt`s mit bewährter Fassung und hält eine Messe, die eines Jubiläums absolut würdig ist. Dass sie dabei auch viel Humor einfließen lässt und der Jubiläumsmesse keine Jubiläumslänge verleiht, rechnen ihr sicher alle  hoch an. Für mich als Katholik ist das ohnehin die schönste Messe im Jahr, insbesondere deswegen, da ich zum Abendmahl bekomme, wozu Jesus einst geladen hatte, zu Brot und Wein, und keine halbe G`schicht! Dass seine Predigten fast durchwegs im Freien stattfanden, macht das Ganze nur noch interessanter.

Wenn schließlich das „Zottachkopf – Bergle“ erklingt, geht`s dem Messe Ende zu. Das abschließende „Großer Gott, wir loben dich, sicher 100 stimmig gesungen, beendet die heurige Jubiläumsmesse, aber noch nicht das Fest. Jesus hat zwar aufgefordert, aus seinem Becher zu trinken, aber nicht gesagt, wie viel. Und nachdem sich alle diesbezüglich in Bescheidenheit üben, um nicht aufzufallen, bleibt meist ein guter Rest übrig. Und der verschwindet nicht wieder in der Sakristei, sondern wird bereits am Gipfel seiner alleinigen Bestimmung in der Menge übergeben. Etwa 140 mehr als zufriedene Messebesucher haben nun den Abstieg zur Alm vor sich. Mit dem Entfernen vom Messeplatz und vom Gipfelbereich geht`s aber leider nicht nur mit den Höhenmetern, sondern auch mit den christlichen Tugenden bergab , denn nun gilt es, den besten, schönsten und schattigsten Platz auf der Alm zu ergattern. Ich weiß, ich bin keinen Deut` besser, doch heut` bleib` ich  heroben zum Saubermachen. Und selbst das ist nur eine Ausgeburt meiner Scheinheiligkeit, hab` ich doch die Erfahrung der letzten Jahre, dass ohnehin so gut wie keine Abfälle übrig bleiben!



Abstieg:
Ein deutscher Messebesucher (ich dachte eigentlich, der Letzte zu sein) holt mich ein und deponiert gleich eine wichtige Frage an mich. Ob ich mich bei heimischen Schlangen auskenne, will er wissen, und wie die gelbe Schlange heiße, die er in einer Spalte fotografiert habe. Ich zeige ihm noch, dass er sich um ein Beweisfoto nicht  bemühen müsse, da mir diese Spezies äußerst vertraut sei, und zwar aus Plastik. Nun amüsiert sich auch dieser gute Mann über die Idee mit Schlangengruft, Drachenschlund, Hinkelstein usw. Nachdem ich ihm von den Schlangen erzähle, die echt und vielleicht näher seien, als er vielleicht denke, eilt er mit der schussbereiten Kamera auch schon wieder voraus. Eigentlich erwart` ich mir nun einen gemütlichen, unspektakulären Abstieg, aber es kommt anders,…..ganz anders!   Aus dem Westen hör ich auf einmal das Knattern eines Hubschraubers, der Richtung Zottachkofel – und wahrscheinlich wohl weiter zum Trogkofel fliegt. Nach einer Runde um den Gipfelbereich senkt er sich langsam suchend im Bereich des Klettersteigs ab. Bald seh`ich auch schon einen Rudel Leut` beim Einstieg zum Klettersteig stehn. In Höhe „Steinschlagrinne“ setzt der Hubschrauber des ÖAMTC sowohl Rettungsarzt – als auch Bergretter ab. Das Opfer ist eine 20 – jährige Dänin, die zwar einen spektakulären Absturz – diesen aber so gut wie unbeschadet überstanden hat. Einen Detailbericht über die ohnehin geglückte Bergung erspar ich mir, will dafür die von der Dänin fast unglaubliche Version der Vorgeschichte wiedergeben: Sie sei während des Aufstiegs niedergesessen, um ein bisserl zu jausnen, habe dabei allerlei ausgepackt – unter anderem einen wertvollen Schlüssel - um an die Köstlichkeiten zu gelangen. Plötzlich sei eine diebische Bergdohle herangeflogen, entwendete den Schlüssel und flog weiter. In der Hoffnung, dass der <Raubvogel> das Diebsgut doch noch als nutzlos erkenne und deshalb fallen ließe, nahm sie die Verfolgung durch das felsige und von Latschen durchwachsene Gelände auf, bis sie ihre Orientierung völlig verlor. Jedenfalls hat sie darauf einen Notruf an ihre Chorkollegen abgesetzt, denn sie wisse nicht, wo sie sei und wie sie da rauskomme. Ein zufällig vorbeikommender, beherzter Bergsteiger, erkennt ihre Situation und bringt sie schon einmal auf den markierten Steig zurück. Dort erwartet sie einige ihrer zuvor verständigten Chorkollegen, darunter eine Ärztin, um gemeinsam mit  denen abzusteigen. Dabei kommt`s zum verhängnisvollen Ausrutscher im Steilgelände, mit mehreren Überschlägen, die sie ohne ihre angewachsenen Stoßdämpfer wohl kaum so schadlos überstanden hätte.



Hüttenzaubern bei der Rattendorfer Alm:
Bei der Rattendorfer Alm geht`s schon recht lustig zu, viele der Messe – Besucher sind zugekehrt, trinken und speisen was. Alle sind froh über die geglückte Rettungsaktion, und dass es dem Absturzopfer - laut Auskunft des UKH - relativ gut geht. Das verbreitet natürlich zusätzlich gute Stimmung, bei mir ganz erheblich sogar. Etliche Gleichgesinnte erliegen daher schnell dem Reiz des Hüttenzaubers und bleiben weit in den Nachmittag hinein, wie etwa jene  Biker – Runde, die einen Polterer dabei - und dementsprechend Grund zum Abfeiern hat. Der Alleinunterhalter und Ziehharmonikaspieler Schober Karl-Heinz gibt sich alle Mühe, Stimmung in die große Runde zu bringen. Nicht nur seine flotten Lieder, sondern auch seine lustigen Sprüche zwischendurch kommen überall bestens an. Die Biker geben auch Vollgas beim Feiern und werden heut beim Heimfahrn wohl Stützräder brauchen!?  Auch Sänger geben immer wieder ein Lebenszeichen von sich. Ich selbst genieße es, heut` nicht im Einsatz zu sein, sondern Zeit zu lustiger Unterhaltung zu haben. Irgendjemand  gibt dem Musikanten einen Tipp, bezüglich meiner Gitarre. Einige Zeit gelingt es mir, ihn zu überzeugen, das seine Weisen heute besser am Platz seien. Aber der Bursch gibt nicht auf und so hol`auch ich meine Klampfe. Da ich erwartungsgemäß Probleme mit dem Zusammenspielen habe, teilen wir uns einfach die Spielzeit auf. Irgendeinmal packt unser Musikant seine <Tschwetschken> auch zusammen und lässt sich zu Tal bringen, aber nicht ganz. Denn da kommt ein örtlicher Jägersmann entgegen, der dem Musikanten ebenso gerne eine flüssige Aufwartung machen möchte. Und so landet derselbe nochmals  gut gelaunt auf der Alm. Der Waidmann hat auch einen triftigen Grund, nun etwas hinunter zu spülen. Und zwar den Schock über die Begegnung mit den abfahrenden Mountain – Bikern, die er allesamt fast auf der Motorhaube gehabt hätte. Und so sitzen die zwei noch geraume Zeit bei uns, bis die nachmittägliche Hüttenzauberei (auch meinerseits) ein einstweiliges Ende findet. Brauche diese Pause auch dringend, um mich etwas frisch zu machen, ein kleines „Napferzle“ inbegriffen. Nach dem Abendessen geht’s mit der Hüttengaudi weiter, weniger mit Musik, als mit Schmähs, Raubersg`schichten u.ä. Kurz vor Mitternacht gehen wir alle in die Heia. Gott sei Dank!


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